Wie schreibt man einen Debütroman, Stefan Sommer?

Stefan Sommer ist im Schreiben mehr als geübt. Er ist Journalist und arbeitet schon seit Jahren für die Süddeutsche Zeitung und dessen junges Magazin SZ Jetzt. Aber ein Buch zu schreiben, das ist nochmal eine ganz andere Sache. Das lief auch anders, als sich das Stefan anfangs vorgestellt hatte, er schrieb über sechs Jahre daran.

Nun erscheint sein Debütroman "Trabant", der zum Teil auch in München spielt und am 23. Februar mit einer Release-Party im Goldenen Reiter gefeiert wird – denn Stefan legt auch gerne auf. Wir wollten also von ihm wissen: Welche Art von Autor ist er? Wie schreibt man einen Roman und wie findet man einen Verlag?

Wie kamst du eigentlich auf die Idee, einen Roman zu schreiben?

Ich muss sagen, es ist bestimmt sechs bis sieben Jahre her, dass ich angefangen habe, das Buch zu schreiben. Die grundsätzliche Idee von mir war, dass ein junger Mann durch die Nacht fährt und das Gefühl hat, dass zu Hause alles irgendwie kaputtgegangen ist.

Mit dieser Idee hatte ich angefangen, den Text zu schreiben. Ich dachte, das Buch schreibt sich wie von selbst. Doch es braucht viel mehr an Konzept, Planung und Struktur, als ich dachte. Ich wusste, wenn ich ehrlich bin, überhaupt nicht, wie man ein Buch schreibt. Ich hab's erst über das Buchschreiben gelernt.

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Hast du einfach drauflos geschrieben oder einen Schreibkurs besucht?

Durch die Arbeit als Journalist bei der Süddeutschen Zeitung habe ich schon immer viel mit Sprache und Schreiben zu tun gehabt. Ich war einmal in einem Creative Writing Kurs, nur einen Tag und das war nichts für mich. Ich hatte mich auch für verschiedene Studienlehrgänge beworben, doch da bekam ich viele Absagen. Es gibt so wahnsinnig viele Leute, die das machen wollen. In meinem Erstgespräch beim Verlag wurde mir gesagt, dass der Verlag manchmal bis zu zehn unverlangte Manuskripte pro Tag bekomme. Bei großen Publikumsverlagen wie Rowohlt oder Suhrkamp werden es viel mehr sein.

Hast du alleine vor dich hin gearbeitet oder auch mit jemanden darüber gesprochen?

Ich hab über das ganze Buch hinweg immer wieder mit Leuten darüber gesprochen. Die reingelesen haben, die Figuren gelesen haben. Ich glaube, ich wäre lange nicht so nah an diesen Text gekommen, wenn ich nicht so viel mit Leuten hätte sprechen können.

Stefan Sommer
© Privat

Was macht das Autorensein für dich aus? Sind es Release-Party und Lesereisen oder das Schreiben?

Ich glaube, ich hab ein sehr ambivalentes Verhältnis dazu. Da ist der eine Teil von mir, der auf die Bühne gehen und allen das Buch zeigen möchte. Und dann gibt es einen großen Teil, der sich vor allem, was da kommt, fürchtet. Am liebsten zu Hause ist und damit in Ruhe gelassen wird.

Zwei Handlungen werden zu einer Geschichte

Worum geht es in deinem Buch? Was willst du mit der Geschichte erzählen?

Das Buch beschreibt zwei Handlungsstränge. Der eine Handlungsstrang ist eine Autobahnfahrt in Echtzeit von der kroatischen Küste zurück nach Deutschland. Auf einer Hochzeit bekommt der Protagonist eine Nachricht von seinem Vater, die nicht für ihn gedacht war. Darin steht, dass zu Hause einiges kaputtgegangen sein muss. Also setzt er sich in Auto und fährt nach München. Der andere Handlungsstrang besteht aus Rückblenden in die Kindheit der Hauptfigur. Die erklären, woher der Gedanke kommt, dass zu Hause etwas kaputtgegangen ist. Es beschreibt das Verhältnis zu den Eltern, dass er die Beziehung vielleicht schöner wahrgenommen hat, als sie tatsächlich war.

Dann fügen sich beide Handlungsstränge zusammen und man erfährt, was vielleicht tatsächlich passiert ist. Mich hat interessiert, wie man sich manche Dinge im Nachhinein nochmal anschaut. Was hätte man anders gemacht?

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Literatur-Agenturen vermitteln Autor*innen an Verlage

Du bist Münchner, der Roman spielt teilweise in München, es gibt viele Gedanken. Ist die Geschichte real oder doch fiktiv?

Das Buch ist nicht autobiografisch.Ich kenne natürlich dieses Grundgefühl im Auto, nicht zu wissen, was passiert in einem. Aber alles, was drum herum passiert, ist tatsächlich erfunden. Ich hab nichts davon selbst erlebt.

Dass es in München spielt, liegt daran, dass ich die Stadt kenne. So kann ich mich besser auf die Handlung konzentrieren. Würde die Figur nach Frankfurt fahren, müsste ich einiges recherchieren.

Wie hast du dann einen Verlag gefunden? Wie geht man da vor? 

Die meisten Autor*innen schicken den Text an Literaturagenturen, die zwischen Autor*innen und Verlag vermitteln. Die gehen zum Verlag, bieten den Text zum Kauf an und bekommen im Vermittlungsfall Provision. Da muss man auch vorsichtig sein. Es gibt auch Agenturen, die einen über den Tisch ziehen wollen. Ich habe das Buch an 14-15 Agenturen geschickt und mir schon gedacht, wo könnte das gut hin passen.

Ich kenne über drei Ecken die Autorin Ana Marwan, sie war Bachmann Preisträgerin. Ich habe ihr das Buch mal gezeigt und sie dem Otto Müller Verlag, wo sie veröffentlicht. Eine Woche später kam der Vertrag. Also ich bin schon sehr froh, dass es so lief.

Für Debüts von Autor*innen ist es nämlich wahnsinnig schwierig. Gerade wenn man ein Autor ist wie ich, der nicht über 10.000 Follower verfügt. Weil man dann auch schwer garantieren kann, dass das Geld auch wieder eingespielt wird. Ich verstehe das aus ökonomischer Sicht schon, aber es ist eben auch schade.

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Welche Unterstützung, Förderungen brauchen junge Autor*innen, wie könnten sie sichtbarer werden?

Ich habe vom Freistaat Bayern tatsächlich ein Stipendium in Höhe von 5.000 Euro bekommen, das hat mir wirklich sehr geholfen. Ich konnte zwei Monate daran schreiben. Ich weiß gar nicht, ob das Buch sonst fertig geworden wäre. Es ist schon ein sehr einsamer Prozess, man ist immer sehr für sich.

Ein Netzwerk an Leuten, die sich mit ähnlichen Fragestellungen beschäftigen, hätte geholfen.

Release-Party und Lesung in einem

Wenn ihr mehr wissen wollt: Kommt am 23. Februar zur Release-Party im Goldenen Reiter. Hört euch die Lesung an, stellt eure Fragen und haut euch dann zu guter Musik auf die Tanzfläche!

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