Mein Lieblingsort in München: die Floßlände

© Anika Baxmeier

Wir empfehlen jeden Tag jede Menge toller Locations, ausgesucht von uns und unseren Autor*innen. Und trotzdem hat jede*r von uns dieses eine immer gleiche Café, in dem er oder sie schon seit Jahren draußen seinen Cappuccino trinkt, den einen See, an den man immer wieder fährt und von dem man einfach nicht genug bekommt oder diese eine Ecke der Stadt, die das Herz jedes Mal aufs Neue höher schlagen lässt. Hier kommen unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in München. Heute erzählt uns Anika, warum für sie die Floßlände ein ganz besonderer Ort ist, hinter dem ganz besondere Momente stecken.

Schließt einmal eure Augen und stellt euch einen lauen Sommertag vor – ja, so lange ist der eigentlich noch gar nicht her! Ihr liegt auf einer Wiese und spürt, wie das Gras euren Rücken kitzelt. Ganz weit weg hört ihr leises Lachen und ein Rauschen. Das Rauschen der Isar. Denn ganz egal, wo ihr in München unterwegs seid, ihr kommt nicht lange drum herum. Von Süden bis ganz in den Norden schlängelt sie sich durch das Stadtbild.

Unzählige Erinnerungen verbinde ich mit ganz vielen verschiedenen Orten rund um den Stadtfluss. Viel gelacht, geweint, aber auch einfache Momente der Ruhe genossen. Und ein ganz besonderer Ort an der Isar, um den es hier gehen soll, ist für mich die Floßlände.

Sich zwischen Flößern und Surfbrettern tümmeln

Als kleiner Abzweig der Isar liegt der Floßkanal auf der Höhe Thalkirchen und legt dort eine Strecke von circa einem Kilometer zurück. Ursprünglich wurde der Kanal gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die Flößerei auf der Isar erbaut. Noch heute wird sie aus touristischem Interesse, inklusive bayerischer Blasmusik und allem Tamtam, betrieben. Und mitten drinnen im Floßkanal findet man eine Welle – das ist sie, die Floßlände.

© Anika Baxmeier

Wenn man beim Campingplatz Thalkirchen die Isar überquert, dann begegnen einem schon von weitem Surfbretter, die lässig an Fahrrädern befestigt sind, an sich vorbeidüsen. Wenn ihr euch nun die Frage stellt: Nein, die Eisbachwelle ist ganz woanders. Und in Wahrheit: Ich bin auch eine von denen, die ihr Surfbrett mehr oder weniger lässig unter den Arm geklemmt haben und mit dem Radl auf dem Weg in Richtung Floßlände sind. Nur, dass alle anderen wohl irgendwie ein wenig geschickter und schneller auf den Bikes unterwegs sind – also nicht wie ich irgendwie ungekonnt dahinradeln – und mich deshalb locker leicht überholen können. Im Floßkanal tummeln sich nicht nur viele Flößer, sondern an der Floßländen-Welle während der Saison auch ganz schön viele Surfer*innen. So weit bekannt, ist das sogar die erste Flusswelle der Welt, die gesurft wurde.

Wasserspaß vs. die Ruhe genießen

Unversehrt von der holprigen Radfahrt mit Surfbrett, schnell in den Neo hüpfen und auf geht’s zur Welle. Wenn man nicht zu den größten Stoßzeiten (beispielsweise an einem sonnigen Sonntagnachmittag) kommt, kann es auch schon einmal gut vorkommen, dass man die Welle fast ganz für sich allein hat. Da macht das Ganze doch noch mehr Spaß! Gerade für Anfänger*innen und zum Üben ist der Spot ein echter Geheimtipp. Besonders toll: die Surf-Community vor Ort. Im Vergleich zu anderen Spots hat man immer das Gefühl, super lieb aufgenommen und unterstützt zu werden. Was man jedoch nicht vergessen sollte, ist ab und an nach links und rechts zu gucken, da doch immer mal wieder ein Floß, Kajak oder einfach ein paar im Wasser spielende Kinder die Welle passieren möchten.

© Anika Baxmeier
Im frühen Sommer fliegen auch noch die Samen der Pappeln vom Himmel, als würde es in der heißesten Jahreszeit plötzlich zu schneien beginnen.

Für mich ist die Floßlände aber nicht nur ein Ort, an dem man unglaublich viel Spaß beim Surfen und Plantschen haben kann, sondern auch ein Ort der Ruhe. Denn auf der Liegewiese habe ich kaum das Gefühl, mitten in einer Großstadt zu sein. Hier kann ich, wie ganz zu Anfang beschrieben, vor mich hinträumen. Gerade, wenn ich mich mit dem Rücken ins Gras lege und den großen Bäumen dabei zuschaue, wie sie sich im Wind bewegen. Im frühen Sommer fliegen auch noch die Samen der Pappeln vom Himmel, als würde es in der heißesten Jahreszeit plötzlich zu schneien beginnen. In diesem Moment fühlt es sich so an, als würde die Zeit still stehen und ich habe einen Moment zum Durchatmen. Wenn ich dann noch die Augen schließe, höre ich nur noch das Rauschen der Wellen, Lachen und letztendlich werde ich doch wieder von leiser Blasmusik auf einem der noch weit entfernten Flößer wieder geweckt. Das ist einer meiner magischen München-Momente! Vor allem, wenn man dann an einem lauen Sommerabend noch gemeinsam mit Freund*innen und einem kühlen Bier anstoßen kann.

Leider ist der Surfspaß von Mai bis September begrenzt, da nur hier der Wasserzulauf für den Kanal und die Flößer geöffnet ist. Dass das aber überhaupt noch möglich ist, ist der IGSM zu verdanken, der Interessensgemeinschaft Surfen in München e.V.. Aber gegen einen schönen Spaziergang entlang der Isar ist auch über den Rest des Jahres nichts einzuwenden!

© Anika Baxmeier

PS.: Mittlerweile habe ich eine Surfbrett-Halterung für mein Fahrrad, die mir nächsten Sommer hoffentlich angenehmes Radfahren beschert. Oder vielleicht sehe ich auch einfach nur ein Stück cooler aus?;) We will see.

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