München hakt nach: Warum braucht die Stadt Silencer?

© Unsplash | Nathz Guardia

München feiert gerne – aber bitte nicht zu laut und nicht zu lang und nicht am Feiertag! Die Stadt der Gegensätze, in der sich Anwohner*innen, Gastrobetriebe und die Stadt regelmäßig über den Lärm streiten. Vor vielen Münchner Bars stehen mittlerweile Silencer, um für Ruhe zu sorgen. Das kostet den Bars viel Geld, wirkt aber deeskalierend.

Doch das reicht nicht. Immer wieder landen Beschwerden und Anzeigen über Ruhestörung bei der Stadt oder sogar der Polizei. Wir haben mit Barbetreiber*innen und auch der Stadt gesprochen, um der Frage nachzugehen, was sie gegen den Unmut tun wollen. Reicht die Moderation der Nacht oder sollte die Politik eingreifen? Wir haben nach Lösungsvorschlägen gesucht und nachgefragt.

© Mitya Kolomiyets

SILENCER ALS LAUTSTÄRKE–TÜRSTEHER

Ob auf ein entspanntes Feierabendbier oder Feiern bis in die Morgenstunden: Bar- und Clubbetreiber*innen wollen für ein buntes Nachtleben sorgen, in dem alle auf ihre Kosten kommen. Doch sie haben immer wieder mit Beschwerden zu kämpfen. Den Anwohner*innen ist es zu laut. Meistens geht es um die Außenbereiche. Deshalb haben Münchner Bars einen neuen Beruf erfunden: Sie stellen Silencer ein. Eine Münchner Sonderform des Türstehers, die 2010 zusammen mit dem Rauchverbot per Volksentscheid entstanden ist. Seitdem darf nur mehr draußen geraucht werden – und dann kann's eben lauter werden. Die Silencer zeigen Wirkung! Es ist nicht nur leiser auf der Straße, sondern die Anwohner*innen sehen es auch als ein Zeichen der Bemühung. Viele Konflikte ohne Eskalation lassen sich so regeln – aber eben auch nicht alle.

Feiern soll Platz haben in der Stadt. Aber München will kein Berlin sein.
Allparteiliches Konfliktmanagement in München
© Nina Vogl | Fox Bar

MONA & AKIM FÜR EIN FRIEDLICHES MITEINANDER

Damit nicht gleich die Polizei anrücken muss, wenn es Beschwerden gibt, gibt es zwei Anlaufstellen. In München gibt es das Akim (Allparteiliches Konfliktmanagement in München) und das MoNa (Moderation der Nacht). Sie sind dafür da, Konflikte im Nachtleben zu lösen, bevor es zu Anzeigen kommt. Dafür führen speziell ausgebildete Mediator*innen am runden Tisch Gespräche zwischen den Parteien. Gastro, Anwohner*innen, Kreisverwaltungsreferat, Stadtrat und Polizei. Bars wollen feiern, aber mit zufriedenen Nachbar*innen. Die Anwohner*innen wollen nicht jede Nacht aufregen und mit Ohropax schlafen. Beide Seiten kann man gut verstehen. Zudem sind die Gesetze zu Lärmbeschwerden nicht gerade feierfreundlich. Die Klage einer einzigen Person reicht aus, um einen Betrieb zu Maßnahmen zu zwingen. Die Kosten für gedämmte Wände und Co. übernimmt allerdings nicht die Stadt, wie es in Berlin der Fall ist.

BERLIN: FEIERN ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR

© Nina Vogl

Auch Berlin, der Stadt mit vielen feierlustigen Menschen und einigen Partylocations, bleibt nicht von Klagen verschont. Da das Nachtleben aber ein wichtiger Wirtschafts- und Kulturfaktor für die Hauptstadt ist, hat Berlin einen Lärmschutzfond. Wenn eine Bar also Maßnahmen vornehmen muss, unterstützt die Stadt das finanziell. Ziemlich gutes Vorhaben, wie wir finden. Und München? Auch bei uns wolle die Politik das Nachtleben fördern, so behauptet sie zumindest. Vorschläge für einen Lärmschutzfond liegen schon auf dem Verhandlungstisch, aber Geld noch auf keinem Konto. Warum es noch keine festen Einigungen gibt, wissen nur die Verantwortlichen. Vermutlich ist das Thema in München auf der Prioritätenliste weiter unten...

© Lena Wachter

MÜNCHEN: LEISE ODER LAUT?

Hohe Immobilienpreise und expandierte Schanigärten nach Corona. Das sind so die beiden Hauptursachen für die ganze Lärmproblematik, laut Akim. Beide Seiten vertreten nachvollziehbare Standpunkte und da ist Ärger nun mal vorprogrammiert. Dennoch sollte man sich als Stadt fragen, was für ein München man sein möchte. Will man eine Großstadt mit einem vielfältigen Nachtleben sein und dieses gezielt fördern? Oder soll die Stadt ruhiger und "spießiger" sein? Kein Berlin zu sein, macht uns nichts aus. Aber einen Samstagabend im Giesinger Stehausschank an der Universität verbringen wir am liebsten mit Spaß und ohne Polizei.

Zurück zur Startseite