Ausflugsvergnügen: Vanlife-Abenteuer im Allgäu

© Farina Böcher

Aus einer einzelnen Glocke wird ein ganzes Konzert. Das muss der Wecker sein. Mit Schlaf in den Augen öffne ich langsam das Fenster unseres Dachzelts. Kühe mit schweren Glocken um den Hals trotten gemächlich vom Stall auf die Weide. Mehr Allgäu-Klischee geht nicht – und ich bin gleich morgens mitten drin. Mit dem Van.

München wird zwar gerne als Millionendorf bezeichnet, aber für ein Wochenende ohne Großstadtrauschen suchen wir ein Dorf ganz ohne Millionen. Um das Naturgefühl voll auszukosten, mieten wir uns bei roadsurfer einen VW-Bus. Den voll ausgestatteten „Beach Hostel“ VW T6.1 California Beach gibt es für 69 Euro pro Nacht plus Servicepauschale.

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Ohne großen Plan starten wir am Freitagabend – Indie-Musik im Radio, die untergehende Sonne im Rückspiegel – Richtung Sonthofen im Allgäu. Nach 1,5 Stunden erreichen wir unseren Stellplatz, den wir über die roadsurfer-Spots-App gefunden haben: den auf einem Berg gelegenen Bauernhof und Wohnmobilstellplatz Sunnesidde im Ortsteil Hochweiler, rund sieben Kilometer außerhalb von Sonthofen.

Kuhglocken als Wecker und Wasserfall im Allgäu

Wir werden von Kuhglocken geweckt. First things first: Kaffee. Auf dem Gasherd in der kleinen Van-Küche geht das sogar schneller als zu Hause. Mit dampfenden Tassen sitzen wir auf Campingstühlen. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee in der Nase, beobachten wir die Kühe auf der sattgrünen Weide beim Grasen. Langsam kommt Tatendrang auf. Also Wanderschuhe an und los: durch den lichtdurchfluteten Wald, dem Hinanger Bach entlang. Wie das glitzernde Wasser lassen wir uns treiben und erreichen nach einer halben Stunde den Hinanger Wasserfall. Hier stürzt der Bach über Kalktuff-Felsstufen mehr als 25 Meter in die Tiefe – ein Schauspiel, das man nicht überhören und nicht übersehen kann.

© Farina Böcher

Zu Mittag kehren wir auf der Terrasse des Berghotels Sonnenklause ein. Mit Blick auf die Allgäuer Alpen schnabulieren wir ein Brotzeitbrettl mit hausgemachten Aufstrichen aus Kräutern, die direkt rund ums Hotel wachsen. Ein bisschen wie bei Heidi geht es über Almwiesen zurück zu unserem Zuhause auf vier Rädern.

© Farina Böcher

Roadmovie-Moment im Naturbad

Auf dem Wohnmobilstellplatz gibt es zwar eine Toilette, aber keine Dusche. Nach kurzer Maps-Recherche finden wir das Naturbad Altstädten. In weniger als fünf Minuten ist das Dachzelt abgebaut, die Campingstühle verstaut, und wir fahren über eine Serpentinenstraße ins Tal. Der Camper fährt sich fast wie ein PKW und gibt uns ein sicheres Gefühl. Dann lassen uns ins kalte Wasser gleiten. Die Abkühlung tut gut. Auf dem Rücken treibend blicke ich in den wolkenlosen Himmel. Das hier könnte auch eine Szene aus einem Roadmovie sein.

Erfrischt lassen wir uns in die Campingstühle fallen. Der Himmel färbt sich pastellrosa, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Mit der Heizung lässt es sich auch bei Außentemperaturen unter fünf Grad gemütlich im Bus aushalten. Wir futtern Pasta, reden den ganzen Abend und merken, wie einfach das Leben sein kann – unaufgeregt und gleichzeitig unglaublich schön.

© Farina Böcher
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Durch die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas

Unser letzter Stopp ist die Breitachklamm bei Oberstdorf – die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas. Zwischen steilen Wänden rauscht die Breitach durch enge Passagen, ein feiner Sprühnebel liegt in der Luft. Über Stege und Brücken laufen wir direkt durch das Naturwunder hindurch, bevor sich die Klamm bis ins benachbarte Kleinwalsertal öffnet.

Richtig happy fahren wir zurück nach München. Die Van-Auszeit im Allgäu hat gutgetan – die Köpfe sind wieder frei. Und während wir die letzten Kilometer auf der Autobahn zurücklegen, plane ich im Kopf schon den nächsten Campingtrip.

Anmerkung: Wir wurden von Roadsurfer eingeladen, das beeinflusst aber nicht unsere Bewertung!

© Farina Böcher
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