Münchner Mythen: Diese Gruselgeschichten müsst ihr kennen
Ihr denkt, in München spukt es nur zu Halloween? Falsch gedacht. Denn in unserer Stadt spukt es das ganze Jahr. Und wir haben uns mitten hinein ins düstere Herz der Stadt gewagt. Genauer gesagt: Auf die Schauspiel-Stadtführung „Henker, Huren, Hexen“ vom Weis(s)en Stadtvogel. Zwischen mittelalterlichen Folterkellern, Hexenverfolgung und Sünderglocken sind wir tief eingetaucht in die mystische Geschichte Münchens – mit vergnügter Gänsehaut-Garantie! Also kommt mit auf unsere kleine Zeitreise zu Orten, von denen man heute nicht mehr denken würde, was sie einmal waren.
Vom Stachus zur Schandglocke – hier beginnt der Albtraum
Der Stachus – einst Teil der zweiten Stadtmauer. Genau hier wurden die Verurteilten das letzte Mal dem Volk gezeigt, bevor es zur Hinrichtung ging. Die Liste der Strafen ist nichts für schwache Nerven: Hängen, Pfählen, Vierteilen, Rädern, Verbrennen oder gar Einmauern. Der Henker – damals verachtet und gleichzeitig bezahlt wie ein Beamter – entschied über Leben, Tod und Exekutionsart. Besonders grausam: Vor einer Hexenverbrennung wurde häufig ein Genickbruch oder Schwarzpulver eingesetzt, um das Leid zu verkürzen.
Von Erzengeln und Hexenjagden
Weiter geht's mit unserer Guide Sabine zur Jesuitenkirche St. Miachel, wo der Erzengel mit goldener Weltkugel gegen das Böse kämpft, wird’s richtig unheimlich. Diese Kirche war nicht nur ein religiöses Monument, sondern auch Schauplatz der Hexenprozesse in München – der erste 1590, der letzte 1721. Der Kirchturm fehlt übrigens bis heute – die Legende sagt: Vier Hexen flogen durch den Turm und stürzten ihn ein. Wer eine Hexe war? Nun ja: Rote Haare, ein Muttermal oder schlicht die falsche Nachbarin.
In Summe wurden rund 200 Frauen in München als Hexen verurteilt.
Wir fliegen weiter durch eine Zeit von Pest, Krieg und Missernten – die perfekte Kulisse für den Hexenwahn. Immer wieder hüpfen euch echte Schauspieler*innen als Hexen oder Henker verkleidet vor die Augen – Erschrecken inklusive: Hexen werden beschuldigt, mit Flugsalben aus eingekochten Babys auf ihren Besen durch die Nacht zu reiten. Alles, was nicht in den Glaubensrahmen passte, wurde verteufelt.
Das düstere München abseits der Hochglanz-Postkarte
Weiter geht's über die erste Stadtmauer, zum berüchtigten Teufelstritt. Mitten im Eingangsbereich der Münchner Frauenkirche – genau zwischen den gewaltigen Türmen – liegt ein einzelner, dunkler Fußabdruck im Steinboden. Ein Abdruck, der aussieht, als hätte jemand dort fest aufgestampft. Und genau das, so erzählt die Legende, hat der Teufel höchstpersönlich getan. Im Jahr 1468 wurde der Bau der Frauenkirche begonnen – und schon bald stand der ehrgeizige Architekt Ganghofer vor einem Problem: Das Geld für das gewaltige Bauprojekt wurde knapp. Verzweifelt, aber schlau, soll er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Dieser versprach, den Bau zu finanzieren – unter einer Bedingung:
Ich helfe dir – aber du baust eine Kirche ohne Fenster. Ein Ort der Dunkelheit!
Der Architekt willigte ein, doch er hatte einen Trick im Ärmel: Die Fenster waren so geschickt hinter den Säulen versteckt, dass es wirklich den Anschein hatte, als gäbe es keine. Der Teufel war begeistert – bis er ein paar Schritte nach vorne ging und die Fenster plötzlich doch sah. Wütend über den Trick, stampfte er voller Zorn auf den Boden. Dabei soll er den berühmten „Teufelstritt“ hinterlassen haben. Der Legende nach wollte der Teufel daraufhin einen Sturm entfesseln, um die Kirche zu zerstören – wer also mutig ist, stellt sich mitten in den Abdruck und schaut, ob auch er oder sie den kalten Windhauch des Teufels spürt.
Weiter geht's zum Alten Peter mit dem „Arme-Sünder-Glöckchen“, über den Rathaus-Kerker mit Folterkammern, bis hin zur Burgstraße, wo Münchens erster Henker im 14. Jahrhundert tätig war. Und ja: Auch das Platzl war früher kein Touristen-Magnet, sondern Münchens Rotlichtviertel – mit Freudenhäusern, Eselsställen und späterem allzeit bekannten "Sperrbezirk" dank Olympia '72.
Die Henkersmahlzeit: Ein letztes Weißwurstfrühstück?
Kurioses Detail am Rande: Wer hingerichtet wurde, durfte sich zuvor seine Henkersmahlzeit wünschen. In München war das meist Schweinebraten mit Knödel und Tee. In den USA übrigens: Cheeseburger. Kein Scherz! Der letzte Henker in München ist 1972 verstorben.
Die Schauspiel-Tour des Weis(s)en Stadtvogels ist also nun wirklich keine trockene Geschichtsstunde. Sie ist ein wilder Ritt durch Münchens düstere Vergangenheit – gespickt mit Live-Acting. Ideal für den Spooktober in München, Halloween oder einfach alle, die München einmal von seiner schattigen Seite erleben wollen.
Weis(s)er Stadtvogel | Stadtführung mit Schauspiel "Henker, Huren, Hexen" | jeden Freitag, 20 Uhr | Karlsplatz, Stachus | Erwachsene: 29 Euro | Mehr Infos
Anika Baxmeier