Club Legenden #3: Major Lazer und Industrie-Charme in der Registratur
Heute kaum mehr vorstellbar, aber München war mal die Partystadt schlechthin – das "deutsche San Francisco". In den wilden 60ern und 70ern feierten hier Freddy Mercury, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Uschi Obermaier und Mick Jagger. Schwabing und die Leopoldstraße waren der Place-to-be. In den 80er Jahren kam dann die Schickeria auf, das hielt die 90er aber nicht auf mit ausgefallenen Partylocations wie dem Flughafen Riem noch mal Gas zu geben. Aber auch heute machen immer wieder Clubs zu, die in München Geschichte schrieben – wie das Atomic, die Registratur oder die Erste Liga. Wir erzählen ihre Geschichte.
In dieser Folge widmen wir uns einer Club-Legende, die einige von euch sicherlich noch mitbekommen haben – und wenn auch nur in den letzten Zügen in der Müllerstraße. Bevor die Registratur nämlich 2014 zur Bar mit Tanzfläche wurde, war sie genau das Gegenteil: eine wahnsinns Tanzfläche mit Bar. Einmalig war die weitläufige Location mit Treppenhaus, zwei Tresen, einer Bühne, zwei Ebenen, einer Galerie, von der aus man super beobachten konnte und einem zweitem Tanzraum daneben, der etwas intimer und kuscheliger war.
Untergebracht in der Zentrale der Münchener Stadtwerke in der Blumenstraße strahlte die alte (und für manche auch die einzig wahre) Regi einen Industrie-Charme aus, von dem heute einige Kohlefadenlampen-Cafés nur träumen können. Die Registratur war "so nicht München" und genau das machte sie so spannend. Der Eintritt lag meistens bei zwölf Euro, Konzerte ausgenommen, aber die waren immer gut investiert und deshalb beschwerte sich auch keiner.
Alleine schon auf dem Weg hinein, durch den alternativen Hinterhof, fühlte sich München immer so schön großstädtisch und nach Berlin an. Und drinnen grinsten einen dann verrückte Menschen an, die wahrscheinlich ziemlich verrückte Drogen genommen hatten. Das Beste an der Regi war aber: Hier kamen sämtliche Leute zusammen, von 18 bis 58, von Techno bis Hip Hop. Der Club hatte sowohl Grandmaster Flash, als auch Major Lazer und DJ Hell auf der Bühne. Legendär waren die „Rocktronic-Abende“ donnerstags und die Zombocombo-Events.
Vom Club zur Bar: The party's over?
Nach knapp sechs Jahren Registratur – im September 2009 – war die Stadt dann plötzlich mit "The party's over?"-Postern plakatiert. Die Münchner strichen sich den letzten Abend dick im Kalender an und klauten die Poster, weil sie schon wussten, da endet jetzt etwas Großes. Zuerst hieß es, das Gebäude sollte abgerissen werden, mittlerweile hat die Werbeagentur Happy Thinking People hier ihren Sitz. Die Kongresshalle versuchte sich als ehrwürdiger Nachfolger und nahm das Regi-Booking in die Hand, aber die Location, die Stimmung und die Menschen waren einfach anders.
Es dauerte ganze fünf Jahre bis die freudige Nachricht aufkam: Die Regi kommt zurück. Allerdings als Bar in die Müllerstraße, dort wo bis kurz davor noch die "Bank" ihr Zuhause hatte. Die neue Registratur versuchte sich an schickeren Räumen, schickeren Preisen, einer Tanzfläche, dann auch mal an einem Abend-Restaurant – und scheiterte leider zuletzt an den Nachbarn. Seit Januar 2017 ist es still um die Marke "Registratur", vielleicht ploppt sie irgendwann einmal wieder auf, aber so gut, bunt und wild wie in der Blumenstraße wird es wohl nie mehr.
Wann eröffnet: 2003
Wann geschlossen: September 2009
Berühmte Gäste: DJ Hell, Major Lazer, Grandmaster Flash und viele mehr!
Besonderheit des Clubs: Untergebracht in der Zentrale der Münchener Stadtwerke mit echtem Industrie-Charme tanzten hier die verrücktesten und verschiedensten Menschen. Die Regi war bunt und das Line-Up außergewöhnlich.
Vergnügte Anekdote: Der Name hat seinen Ursprung in der Location in der Blumenstraße – in dem Gebäude befand sich früher die Registrierstelle der Postverwaltung.
Heute steht dort: immer noch das selbe Gebäude, allerdings ist die Werbeagentur Happy Thinking People eingemietet.
Mehr spannende Clubs von gestern findet ihr in den Büchern "Mjunik Disco" (Blumenbar Verlag) und "Aus is und gar ist" (Allitera).