Kleine, geile Firmen #36 – Programmierkurs gegen Kuchen bei cook&code

© Dominique de Marné

Wenn es euch wie uns geht, dann habt ihr vom Programmieren absolut keine Ahnung. Schade eigentlich. Denn schließlich sind wir mittlerweile umgeben von Technik, die uns hilft und die wir täglich nutzen – ohne dass wir eigentlich wissen, was da hinter den Tastaturen und Bildschirmen passiert. In der Schule lernen wir, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert. Das heißt nicht, dass ich mein Auto bei einer Panne selber reparieren kann. Aber dass ich eine ungefähre Vorstellung davon habe, warum sich dieses riesige Metallteil überhaupt in Bewegung setzt. Aber wie ein Algorithmus funktioniert? Warum meine Threema-Nachrichten da landen, wo sie sollen? Keine Ahnung!

Das möchte Alex Hoffmann mit seiner Firma cook&code ändern. Ihm geht es nicht darum, jeden von uns zum hauptberuflichen Programmierer zu machen. Es geht um ein Grundverständnis der Dinge, die uns tagtäglich umgeben. Ihr braucht keine Vorkenntnisse und müsst auch keine Mathe-Asse sein – hier herrscht absolutes Einsteigerniveau. Und wie das Kochen da nun reinpasst, das hat uns Alex uns im Interview verraten.

cook&code
© cook and code
© cook & code

Dein Start-Up heißt cook&code – was darf ich mir darunter vorstellen?

Wir bieten Programmierkurse – oder anders gesagt: IT-Grundlagenkurse – an. Unser Ziel ist es, Berührungsängste abzubauen. Wir wollen zeigen, dass IT nicht verrückt und abstrakt und langweilig ist, sondern dass es auch Spaß machen kann, sich mit Programmieren & Co. auseinanderzusetzen.

Wie kann ich mir die Kombination aus Kochen und Programmieren vorstellen? Habe ich meine Finger abwechselnd zum Schnippeln am Küchenmesser und zum Tippen an der Tastatur?

Diese Variante haben wir tatsächlich schon probiert, hat aber nicht besonders gut funktioniert. Bei unseren Workshops wird nur programmiert und gegessen. Das kochen erledigen die Teilnehmer vorher zuhause. Hintergedanke dazu war, dass Essen einfach verbindet. Man hat sofort etwas, worüber man reden kann. Außerdem kommt durch die Kombination nochmal eine ganz neue Zielgruppe dazu. Viele unserer Teilnehmer kommen mit Gedanken wie "Ich hab immer Probleme gehabt mit IT.", "Ich hab das alles nie verstanden." und "In Mathe war ich auch immer schlecht." Von Selbstbewusstsein keine Spur. Die Möglichkeit, ihr eigenes Essen mitzubringen, für dass sie sich vorher zum Teil richtig ins Zeug legen, erhöht das Selbstbewusstein und sie trauen sich eher vorbeizukommen. Und mit Mathe hat das ganze sowieso nicht viel zu tun.

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Wie ist die Idee zu cook&code entstanden?

Ich habe schon während dem Studium mein Geld damit verdient, anderen Leuten Nachhilfe rund um IT zu geben. Irgendwann stand dann mal die Idee eines Programmiercafés im Raum, so wie es in Berlin inzwischen schon einige gibt. Meine fehlende Gastroerfahrung und noch ein paar andere Umstände haben dann dazu geführt, dass es diese Idee (noch) nicht in die Realität geschafft hat. In dem ganzen Prozess haben wir aber viel Reichweite und Kontakte gewonnen und das Angebot unseren neuen Erfahrungen angepasst. Und dann stand 2016 cook&code im Raum.

Wie sehen eure Kurse aus?

Wir haben rund zehn verschiedene Kurse im Angebot. Darunter Online Marketing Roundhouse Kick, HTML Einführung oder Phython für Marketing und Medien. Die meisten davon dauern 90 Minuten. Es gibt eine kurze Vorstellungsrunde, jeder erzählt, warum er da ist und dann geht es auch schon los. Neben mir gibt es um die sieben Trainer, die die Kurse leiten.

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Und was für Leute kommen da dann so?

Das ist ganz unterschiedlich. Eine große Gruppe sind Leute an Schnittstellen-Positionen, zum Beispiel Journalisten oder Projektleiter, die viel mit Entwicklern zusammenarbeiten und das Wissen brauchen, um mit denen kommunizieren zu können. Dann gibt es Leute, die einfach verstehen wollen, was in ihrer Firma eigentlich passiert. Andere spüren einen gewissen Druck der Wirtschaft, sich weiterbilden zu müssen, um dauerhaft ihren Job behalten zu können. Aber auch Informatik-Studenten die sagen, dass sie noch nie programmiert haben sind dabei. Am meisten überrascht hat mich, dass circa 80% unserer Teilnehmer Frauen sind.

Du sitzt hier unter einem Plakat auf dem "We hack love" steht – was hat es damit auf sich?

Die Kurse sind nur ein Baustein von &code. Unter dem Namen kids&code bieten wir Programmier-Kurse für Kinder an, als business&code für Unternehmen. Was wir außerdem machen, sind sogenannte Hackathons. Das Plakat ist von einem zum Thema "Liebe", den wir letztes Jahr veranstaltet haben. Bei einem Hackathon kommen Entwickler und Leute, die gar keine Ahnung von IT oder Programmieren haben, zusammen und arbeiten gemeinsam. Dabei geht es darum, neue Lösungen zu finden, neue Ansätze, außerhalb der gewohnten Muster zu denken. Hier entstehen oft richtig schöne Sachen in einer super Atmosphäre. Beim Hackathon zum Thema Liebe sind dann die Ausgangsfragen zum Beispiel "Wie verliebe ich mich richtig?". Wir haben aber auch schon Hackathons zu sozialen Themen veranstaltet, hinter denen dann auch mal ein Sponsor steht.

© cook&code
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Wow. Ganz schön was geboten bei euch. Was treibt dich an?

Am Anfang war es wirklich das Geld verdienen während dem Studium. Da hab ich aber gemerkt, dass viele Leute sich schon generell mit der ganzen Thematik beschäftigen wollen, aber einfach nicht wissen, wo sie anfangen sollen. cook&code hat sich als gute Art erwiesen, die Leute langsam an das Thema ranzuführen.

Letztens hatten wir eine Teilnehmerin, die durch unserern Anfängerkurs den Mut bekommen hat, sich beruflich in Richtung IT zu orientieren. Sie hat sich bei einer IT-Firma beworben, wurde genommen und ist dort jetzt Trainee und lernt das alles. Weil sie dank uns gesehen hat, dass sie das schaffen kann.

Aber wie finanziert ihr euch denn? Ihr könnt ja nicht nur vom Kuchen leben?

Jeder Kurs hat drei Bezahlkategorien: Wenn dein Arbeitgeber dir den Kurs zahlt, kostet er zum Beispiel 60 Euro. Für Selbstzahler dann nur noch 30 Euro und wer einen Essensplatz bekommt, der zahlt gar nichts und bringt stattdessen was selbstgemachtes mit. Jeder Trainer kann selbst bestimmen, wie viele Essensplätze er vergibt.

Und was ist, wenn mein Kuchen nicht schmeckt?

Da musst du dir keine Sorgen machen! Bisher haben wir noch niemanden weggeschickt. Wichtig ist uns wirklich nur, dass du etwas selbstgemachtes mitbringst. Am Anfang haben wir das noch nicht so betont und da kamen dann leider auch Teilnehmer mit gekauften Croissants vom Lidl. Aber auch die haben wir nicht weggeschickt.

München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.

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