Kleine, geile Firmen #25 – Kaffeezubehör von Skateboardcreations
Keine Website, kein Onlineshop, kein Pop-Up Store, kein Schaufenster. Wie hält sich so eine Firma? Die Antwort lautet „via Instagram!“. Der Account, über den wir sprechen heißt @skateboardcreations. Als ich vor nicht all zu langer Zeit durch Instagram scrollte, fiel mir der bunte, extravagante und sehr instagramtaugliche Tamper (Kaffeedrücker) von Skateboardcreations auf.
Mir war nicht gleich klar, dass hinter dem Account jemand aus München steckt. Nur, dass ich sofort so ein Teil haben musste, weswegen ich ihn gleich anschrieb. Wir verabredeten uns in seiner Werkstatt. Dort durfte ich direkt mit anpacken und mehr über seine kleine, geile "Firma" erfahren. Jeder einzelne Temper entsteht in Handarbeit und ist somit ein Unikat. Während die Drechselmaschine lief, die Späne flogen, und der Lackgeruch in der Luft schwebte, stellte ich Jens ein paar Fragen:
Seit wann gibt es @Skateboardcreations?
Skateboardcreations ist noch ein recht junges Unternehmen. Begonnen habe ich Ende 2016 und freue mich seither täglich über die wachsende Begeisterung.
Wie kommt man auf die Idee aus Skateboards, Tamper zu machen?
Die ganze Entstehungsgeschichte war mehr ein Prozess, als eine zündende Idee. Zunächst einmal habe ich vor meinem Studium eine Ausbildung als Tischler gemacht und wollte seither wieder mit Holz arbeiten. Dazu kam meine Begeisterung für Kaffee und Skateboards. Die Idee meine alten Skateboards neu zu verarbeiten und sie in unserer Küche wieder zu sehen fand ich super. Zudem gefiel mir der Gedanke, aus Alt Neu zu machen.
Wie viele Skateboards braucht man für einen Tamper? Und wo bekommst du die alle her?
Das ist so pauschal recht schwer zu sagen, es kommt da sehr auf die Beschaffenheit der Bretter an. Wenn die Boards gebrochen sind, kann ich zum Beispiel nicht so viel davon verwenden, wie wenn sie noch komplett sind. Ich verwende aber ohnehin gerne mehrere Boards pro Tamper, um mehr Farbvielfalt zu bekommen. Meine Quellen kann ich natürlich nicht im Detail verraten.
Die Jungs aus den Skateparks hier in München helfen mir sehr. Freunde die aktiv fahren, natürlich auch Skateshops wie das Boneless in München unterstützen mich bei meinem Projekt. Dafür bin ich sehr dankbar. Einige Kunden bringen natürlich auch ihre eigenen Skateboards und lassen ihre ganz persönlichen Unikate entstehen.
Hast du eine Werkstatt oder wo genau fertigst du diese Unikate?
Es gibt eine recht kleine Werkstatt bei mir im Haus und für größere Aufträge bekomme ich Hilfe von benachbarten Freunden, die eine Werkstatt angemietet haben. Die darf ich dann mitbenutzen.
Wie läuft der Verkauf ab? Hast du eine Website?
Der Verkauf läuft bis dato nur über Mund zu Mund Propaganda und Instagram. Weil das Ganze so schnell so groß geworden ist, habe ich damit schon recht gut zu tun. Leider habe ich so gar kein Talent für Webdesign und Promotion. Viel lieber beschäftige ich mich nur mit der praktischen Arbeit. Die spricht dann im besten Fall für sich.
Warum nur über Instagram?
Den ersten Tamper hatte ich seinerzeit über meinen privaten Account gepostet um Freunden zu zeigen, wie ich mir so die Zeit vertreibe und gleichzeitig die Wiederverwendung alter Skateboards mit meinem Kaffeefaible verbinde. Das kam so gut an, dass ich bald ersten Anfragen aus unserem Freundeskreis bekam.
Daraufhin habe ich mir einen Namen überlegt und alle neuen Tamper gepostet. Das Teilen meiner Arbeit mit so vielen Menschen macht mir sehr großen Spaß. Ich bin dadurch so ausgelastet, dass es mir vollkommen reicht. Deshalb war es nie nötig, noch größer zu denken.
Wohin gehen deine Unikate?
Da muss ich wirklich sagen: weltweit. Ich habe mittlerweile Kunden in Hawaii, Singapur und Australien, um hier mal einige zu nennen. Überall auf der Welt gibt es scheinbar Leute, die Freude an den bunten Farben, skaten, Kaffee und Handarbeit haben. Das freut mich natürlich riesig.
Fällt es dir schwer, die Tamper zu verschicken?
Ohhh ja! Immer wenn ein neuer Tamper entstanden ist, bin ich so verliebt in die neue Form, die neuen Farben. Jedes Mal ist es schwer, mich zu trennen.
Machst du auch noch andere Sachen, außer Tamper und Kaffeezubehör?
Es kommen auch ab und zu Aufträge für Schaltknäufe für alte VW-Bullis oder Rasierpinsel. Da sind die Leute um mich herum noch deutlich kreativer als ich und es kommen immer wieder neue Kreationen dazu..
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.