Kleine, geile Firmen #26 – Schmuck von pöf pöf Jewellery
Was benötigt ein Label, das auch nachhaltig beeindrucken möchte? Richtig, Persönlichkeit. Menschen, die ihrer Leidenschaft folgen und ein Projekt von der Idee bis zum fertigen Produkt begleiten. Raphael, der als Creative Director arbeitet, und Conni, die aus der Mode- und Marketingbranche kommt, gehören zu der Sorte Menschen.
Die beiden Weltenbummler fertigen am heimischen Schreibtisch mit ihrem Label pöf pöf filigranen Gold- und Silberschmuck in kleinen Kollektionen an. Ihr Aushängeschild ist es, aus dem Urlaub mitgebrachte Cardiida- oder Kauri-Muscheln zu einem Armband zu verarbeiten. „Wear your memory“, so die Idee.
Alles begann, als Conni im Urlaub einmal mehr auffiel, wie schwierig es ist, schöne und individuelle Souvenirs aus fremden Ländern mit nach Hause zu bringen. Vor allem hochwertigen Schmuck mit Muscheln suchte sie oft vergeblich. Nach der letzten Mexikoreise überraschte Raphael sie dann mit einem eigenen Entwurf für ein Armband – aus dem Entwurf keimte schließlich die Idee für ein Schmucklabel auf.
Wie wurde aus Raphaels Entwurf ein fertiges Armband?
Conni: Ich besuchte eine Goldschmiedin, die mir einen Prototyp anfertigte, allerdings kostete der insgesamt 120 Euro. Mir war nämlich wichtig, dass die Muschel nicht durchstochen wird, deshalb habe ich die Schmiedin gebeten, eine Schale anzufertigen, die für die Muschel als Halterung dient. Aber mit dem Wunsch, das auch vergolden zu lassen, wäre es ein sehr teures Produkt zum Verkaufen geworden. Auf den Prototyp, den ich trug, bekam ich jedoch so viel positives Feedback, dass uns die Idee nicht losließ.
Als Raphaels Bruder während seiner Weltreise auch auf Bali Halt machte, schaute er für uns in einer bekannten Schmiedewerkstatt in der Nähe von Ubud vorbei. Der Familienbetrieb der Schmiedin verstand unser Design, fertigte ein paar Schalen für die Muscheln an und Raphaels Bruder brachte sie mit nach Deutschland. Daraufhin sind wir letzten Herbst dann selbst nach Indonesien geflogen. Zehn Tage saßen wir mit in der Werkstatt, zeichneten Entwürfe und halfen bei der Produktion mit. Das war eine total spannende Zeit!
Wie detailliert habt ihr zu dem Zeitpunkt schon das Label geplant?
Raphael: Wir wollten Anfang Dezember mit dem Shop live gehen, also war uns klar, dass wir bis dahin auch gute Fotos brauchten. Wir haben dann auf Bali in eine Facebook-Gruppe gepostet, dass wir Models suchen für ein Shooting und schrieben gleichzeitig ein paar Luxushotels an. Ein Resort hat sich zurückgemeldet und ein paar Models auch.
Conni: Ganz früh am Morgen sind wir zu dem Hotel gefahren und als ich gemerkt habe, wie abgelegenen und mitten im Dschungel die Anlage war, dachte ich, dass auf keinen Fall eins der Models da sein würde. Wir kamen da also auf unserem Roller an, mit mehreren Taschen und Blumenkränzen, und wurden vom Manager in eine traumhafte Suite gelassen, die extra für uns hergerichtet war. Glücklicherweise tauchten später dann doch zwei Frauen auf und es wurde ein richtig schöner Tag, bei dem die Bilder für das Lookbook entstanden sind.
Wie ging es zurück in Deutschland dann weiter?
Raphael: Wir haben Material für 200 Armbänder mitgebracht und sind mit dem Onlineshop am 01. Dezember live gegangen. Das „Beach Bangle“ können wir sofort nach Bestellung rausschicken, das war jetzt sogar schon mal ausverkauft, und alles andere stellen wir auf Anfrage her, da man sich das Armband mit der eigenen Muschel oder mit unseren Muscheln ja selbst zusammenstellt.
Conni: Mir war noch wichtig, dass auch der Postversand schön gestaltet ist und bei den Kunden einfach ankommt, dass in diesen Produkten Liebe drin steckt. Deshalb haben wir das auch noch komplett selbst designed und umgesetzt.
Eine Frage zu den Muscheln – sind das ausschließlich offene, am Strand gefundene?
Raphael: Genau. Deshalb suchen wir unsere Händler sorgfältig aus und lassen uns versichern, dass nur tote Muscheln gesammelt werden. Mit pöf pöf möchten wir das Gefühl, das einem das Meer gibt, transportieren. Deshalb arbeiten wir auch sehr gerne mit kleinen Muscheln von unseren Kunden, da wir dann wissen, dass sie selbst gesammelt wurden und der oder diejenige eine persönliche Erinnerung damit verbindet.
Woher kommt die Motivation, neben euren Jobs an dem Label zu arbeiten?
Raphael: Mich begeistert es, Marken aufzuziehen und ihren Weg mitzugestalten. Ich bin gerne von Anfang an dabei und beobachte, wie und ob es funktioniert.
Conni: Jedes Mal, wenn ein kleines Teil fertig wurde, war ich noch motivierter weiterzumachen. Und auch stolz. Wir können uns hier selbst austesten und aus Fehlern lernen – das alles mit einem kleinen Budget.
Welche Pläne habt ihr mit pöf pöf in diesem Jahr?
Raphael: Bis zum Sommer wollen wir das Label bekannt machen, an Valentinstag arbeiten wir zum Beispiel mit Bloom & Wild zusammen. Außerdem möchten wir auch die Geschichten von Anderen erzählen, daher überlegen wir gerade, im Sommer ein Event zu veranstalten, mit Speakern, die von ihren Reisen berichten. pöf pöf soll irgendwann zu einer Marke werden, die für Schmuck, Reisen und Persönlichkeit steht.
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.