Kleine, geile Firmen #30 – Überraschungsreisen mit Unplanned
Als Christian im November 2016 die Idee hatte, Überraschungsreisen nicht mehr nur für seine Freunde, sondern auch für Paare, Freunde, Kollegen und Familien zu planen, war er sich nicht sicher, ob dieses Modell funktionieren würde. "Niemand gibt dir 500 Euro, ohne zu wissen, was passiert!", hieß es von vielen Seiten. In den ersten Monaten wurden bei Unplanned nur drei Reisen gebucht. Christian, der zusammen mit Geschäftspartnerin Frauke gegründet hatte, war sich sicher: Wir müssen wieder zumachen.
Doch dann kam ein Stipendium von einer PR-Agentur, ein großer Artikel in der Welt am Sonntag und viel Mundpropaganda – und jetzt ein gutes Jahr später verkauft Unplanned mit seinem kleinen Team schon 30 Reisen in einem Monat. Christian, Elisabeth und Praktikantin Julia sitzen im Gemeinschaftsbüro Sinzenetti im Schlachthofviertel. Die drei verreisen natürlich alle gerne und während sie darüber streiten, wer den nächsten Brückentag bekommt, besuchen wir sie dort zum Interview.
Was genau ist Unplanned eigentlich?
Christian: Wir machen Überraschungsreisen, bei denen man sich auch vor Ort um nichts mehr kümmern muss. Die Leute erfahren erst am Flughafen, wohin es geht. Natürlich bekommen sie aber vor der Reise einen Wetterbericht und eine Packliste, damit sie gut ausgerüstet sind. Die meisten buchen unsere Wochenendtrips für zwei oder drei Nächte, die gibt's mit Eigenanreise ab 300 Euro, mit Flug ab 450 Euro. Anhand von einem Fragebogen und einem Telefonat mit den Leuten finden wir in der Regel schnell heraus, was unsere Kunden wollen.
Die Leute erfahren erst am Flughafen, wohin es geht.Christian
Wie kamst du auf die Idee?
Christian: Ich bin früher jedes Jahr mit acht Freunden in den Urlaub gefahren – der demokratische Prozess, bis wir uns auf ein Reiseziel und eine Unterkunft geeinigt hatten, war wahnsinnig lang. Also habe ich in einem Jahr einfach mal gesagt: "Gebt mir 300 Euro und lasst euch überraschen". Danach meinten alle: "Mensch, wenn es sowas geben würde, würde ich das auch machen." Ein Jahr später hatte ich dann Zeit, mich dem Thema noch mal anzunehmen. Ich habe eine Pause eingelegt vom freiberuflichen Berater-Dasein und das probiert.
Und wie läuft dann so eine Buchung bei euch ab?
Christian: Die Leute füllen unseren Fragebogen aus – in welcher Kombination sie verreisen wollen, also als Paar, mit Freunden oder den Eltern. Sie geben an welche Art von Reise sie machen wollen: Natur, City, Kulinarik, Abenteuer. Danach ruft Elli dann an, um noch mehr rauszuhören, worauf sie Lust haben. Wir kümmern uns um alles und ein paar Tage vor der Abreise gibt es dann ein Travelbook, einen Wetterbericht, eine Packliste und einen Umschlag mit dem Ziel drin. Eine Minute bevor man den dann aufmachen darf, bekommt man eine SMS. Und danach heißt es für uns nur noch Daumen drücken! Wir fiebern natürlich bei jeder Reise mit.
Und wo geht's dann so hin?
Christian: Von Antwerpen über Valencia bis nach Brighton, ans Meer, in eine kleine Stadt oder in den Wald. Wir mögen die Städte in Europa, die man nicht gleich auf dem Schirm hat. Mittlerweile haben wir 75 Ziele auf unserer Karte, der Traum wäre irgendwann 150 zu haben. Generell gilt aber: Umso höher das Budget, desto mehr Möglichkeiten haben wir natürlich – vom Ziel bis zu den Extras.
Was war eure verrückteste Buchung?
Christian: Es gibt immer wieder Paare, die für drei Nächte mehrere tausend Euro ausgeben wollen und sagen: Lasst es krachen! Für die bucht man dann alles, was geht – ein Shuttle zum Flughafen, vor Ort viele Specials wie Massagen und Fünf-Gänge-Menüs. Wir hatten auch mal eine Anfrage für drei Wochen Strandurlaub im Januar – aber das passt nicht zu unserem Konzept der Überraschung. Sowas ist dann eher eine komplett durchorganisierte Boutique-Reise.
Elisabeth: Bei viel Budget können wir natürlich dann auch aus den Vollen schöpfen. Aber auch bei weniger Budget kann man sich erst einmal alles überlegen und es macht krass Spaß. Es ist auf jeden Fall ein Abenteuer-Job!
Es ist ein Abenteuer-Job!Elli
Woher habt ihr eure Tipps für die Travelbooks?
Julia: Viele Tipps kommen aus dem Team, von Christian, der schon viel unterwegs war oder von Elisabeth, die eigentlich jedes Wochenende woanders ist. Die meisten Empfehlungen bekommen wir aber von Locals vor Ort, die wir nach süßen Cafés, guten Restaurants, tollen Plätzen fragen. Zudem lesen wir auch viele Blogs und scannen die nach tollen Hotels und Locations.
Elisabeth: Wir bekommen aber auch immer wieder Tipps von unseren Kunden nach der Reise. Oft kommen die zurück und haben ein Restaurant, ein Café, bei dem sie sagen: "Das muss unbedingt rein!".
Christian: Und es gibt jede Woche eine interne Challenge: Location of the week. Wir sind also immer auf der Suche nach neuen, coolen Sachen.
Welche Menschen buchen bei euch?
Elli: Es sind viele Pärchen, was ich aber spannend finde: In allen Altersspannen! Letztens hatten wir sogar ein 70-jähriges Pärchen. Viele schenken Unplanned auch ihren Eltern zum runden Geburtstag. Aber natürlich sind auch viele Junge dabei. Wir passen mit unseren Geheimtipps vor Ort eben auch gut in die Instagram-Welt. Generell kann man aber in zwei Gruppen unterteilen: Die, die richtig Bock auf ein Abenteuer haben und die, die sich nicht entscheiden können, wo sie hinfahren sollen oder auch keine Lust haben groß zu organisieren und das lieber uns überlassen.
Christian: Überraschenderweise mehr Mädels als Jungs, die Mädels sind mutiger! Wir haben zudem viele Flitterwochen-Buchungen, weil das Paar vor der Hochzeit oft schon genug Stress hat und sie sich dann nicht auch noch um eine Reise kümmern möchte. Da ist Unplanned perfekt!
Lagt ihr auch schon mal falsch mit einer Überraschungsreise?
Christian: Ich lag mal daneben! Die beiden Bucher wollten einen Citytrip und wir haben sie in eine Stadt geschickt, die wir zwar supercool finden, aber sie dachten an eine echte Großstadt. Die waren schon ein bisschen älter und haben uns schon vom Flughafen aus eine Mail geschickt: "Was sollen wir denn da?" Da ist mir echt das Herz in die Hose gerutscht, aber ich glaube, die haben unser Konzept auch nicht wirklich verstanden. Da lagen wir echt ein Mal daneben, aber bei über 150 Reisen bisher ist das doch eine gute Quote.
Was wäre euer Traum für Unplanned?
Elisabeth: Es wäre schön, wenn wir irgendwann mehr Leute sind. Wenn unser Team wächst und wir noch mehr Zeit für Recherche – online wie offline – haben!
Christian: Als ich mit Frauke gegründet habe, war unsere Vision, irgendwann mehrere Teams zu haben, die sich um die Buchungen kümmern und somit einen kleinen, internen Wettkampf draus zu machen, wer die beste Reise organisiert. Und wie Elli sagt: Mit neuen Leuten kommen auch neue Ideen ins Team. Unsere Praktikantin Julia kommt zum Beispiel aus Traunstein und kennt da total coole Flecken.
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.