Genießer-Stadt München: Sobald die Sonne scheint, sind wir draußen!

© Anna Rupprecht

In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. Diese Kolumne ist der Platz, an dem ich all meine Gedanken zu München und dem, was mir diese Woche in der Stadt begegnet ist, sammle. Heute: Sobald die Sonne scheint, kennen die Münchner nichts!

Letzten Mittwoch hatte ich eine ungeplante Mittagspause extended. Denn aus der schnellen Runde Isar-Spaziergang mit belegter Semmel in der Hand wurden dank Frühlingswetter im Januar (14 Grad!) mal eben zweieinhalb Stunden inklusive kurzem Biergarten-Besuch und Radler. Gerade recht war's – und obwohl mitten unter der Woche und mitten am Tag, kann ich nicht sagen, dass wir alleine dort saßen. Ganz im Gegenteil, wir hatten eher noch Glück einen Platz zu bekommen im kleinen Schinderstadl am Flaucher.

So arg viel die Münchner auch arbeiten – sobald die Sonne rauskommt, sind wir draußen und genießen!

So arg viel die Münchner auch arbeiten und so arg sie immer betonen müssen, wie busy sie sind – sobald die Sonne rauskommt, sind wir draußen und genießen! Lassen die Arbeit Arbeit sein, gehen nicht mehr ans Handy und verschieben auf morgen, oder zumindest auf später. Richtig so, denn ich habe letzte Woche mal wieder gemerkt: Lieber tagsüber das Licht genießen und dafür abends mal länger machen. Tut gerade besser als um 18 Uhr aus dem Büro zu stolpern und sowieso nicht mehr unterscheiden zu können, ob's jetzt fünf oder neun Uhr ist.

Das hat sich letzte Woche wohl die halbe Stadt gedacht, denn nicht nur im Biergarten, auch an der Isar war mittags gut was los. So gut, dass man gleich mal Leute getroffen hat, die man kennt. Dass München da so eine Genießer-Stadt ist, fällt mir immer wieder auf – ganz egal, ob ich an einem kühlen Sommermorgen zur Arbeit radel und eine Frau beobachte, die vom Radl absteigt, um mal eben ihre fünf Minuten mit Blick aufs Wasser zu genießen oder ob ich der Stadt dabei zugucke, wie sie ihre Gesichter in die ersten Frühlingssonne streckt – ich find's so schön und freue mich darüber, dass München so gut genießen kann!

Wenn es also eine Vorsatz gibt für 2018, dann lautet der: Wieder mehr spontan ein Radler trinken ohne schlechtes Gewissen und Mails im Kopf!

Da geht's sich eigentlich nicht so gut zusammen, dass mir fast jeder im letzten Herbst erzählt hat, dass er das Gefühl hatte, der Sommer wäre in diesem Jahr irgendwie an ihm vorbeigezogen. Und auch ich muss sagen, dass ich selten so viel in einem Sommer gearbeitet habe wie 2017. Eigentlich sehr untypisch für München, denn normalerweise ist es doch so: Sobald es mehr als 26 Grad hat, versuchen alle ihre Arbeit irgendwie aufzuschieben oder einfach um 7 Uhr morgens schon anzufangen, um ja gegen (spätestens!) 16 Uhr an der Isar liegen zu können.

Wenn es also einen Vorsatz gibt für 2018, dann lautet der: Wieder mehr genießen in diesem Jahr! Wieder mehr draußen sein und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, solange sie da ist. Wieder mehr spontan ein Radler trinken ohne schlechtes Gewissen und Mails im Kopf. Wieder mehr ungeplante Mittagspause extended. Die Arbeit regelt sich schon irgendwie – auch, wenn man dafür mal abends ein paar Stunden ran oder morgens früher raus muss.

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