Das München-ABC: G wie Gerhard Polt

© Dionys Asenkerschbaumer

München ist wahnsinnig schön – und manchmal auch ein bisschen langweilig, spießig und streng. Zu sauber und zu geregelt. Wenn dir auch jedes Mal auf der Isar-Brücke die Knie weich werden und dich aber nichts mehr aufregt als unsere Öffnungszeiten, Tanzverbote und Mutlosigkeit, dann bist du hier genau richtig. In unserem ABC schreiben wir auf, was wir an dieser Stadt unendlich gut, aber auch ziemlich beschissen finden. Diesmal: Über den lustigsten Mann Deutschlands.

Es heißt ja immer, Humor sei das Wichtigste bei der Partnerwahl. Wenn es danach ginge, müsste ich sowas von mit Gerhard Polt zusammen, ach sogar verheiratet sein. Denn er ist der Mann, der mich immer, wirklich immer zum Lachen bringt. Ganz egal, wie mein Tag war. So eine kleine Gschicht über den "Nobelpreisträger" in der Mittagspause oder einen Abend in Italien bei "Man spricht Deutsch" geht immer und funktioniert auch immer bei mir.

Polt ist Wellness für mein Humorzentrum – obwohl es bei ihm ja gar nicht darum geht, dass man sich die Seele aus dem Leib lacht, vom Stuhl fällt oder vor lauter Lachen keine Luft mehr bekommt. Es ist mehr die Art, wie er Dinge erzählt, wie er immer wieder in sich rein kichert, die mich in einen wahnsinnig entspannten Zustand bringt, der sich ein bisschen wie Zuhause anfühlt. Es ist so cheesy und fast ein bisschen peinlich, das aufzuschreiben, aber ich wüsste kein Lachen, das mir so viel Freude bringt, wie das von Gerhard Polt.

Ich wüsste kein Lachen, das mir so viel Freude bringt, wie das von Gerhard Polt.

Und genau deshalb habe ich auch schon Dinge unternommen, die nicht weniger cheesy oder peinlich sind. So hänge ich zum Beispiel regelmäßig in Schliersee ab, seitdem mir ein guter Freund, der hier aufgewachsen ist, erzählt hat, dass Polt nicht nur seinen Zweitwohnsitz dort hat, sondern auch manchmal im Biergarten anzutreffen ist. Bisher leider noch nicht für mich, aber meine Augen und Ohren bleiben offen.

Öfter würde ich auch gerne zu meiner Ärztin gehen, die einfach mal mit Polt befreundet ist. Als ich einmal bei ihr war, rief er just in diesem Moment an (ein Zeichen?). Ich konnte das – und kann es bis heute – nicht ganz verstehen, nicht verinnerlichen, dass jemand mit diesem schlauen und witzigen Menschen tatsächlich befreundet sein kann. Dass er ein realer Typ ist, mit dem man am Nachmittag mal eben telefoniert.

Auch, wenn ich sonst nicht zu Fan-Girl-Tendenzen neige, aber an diesem Abend schwitzten meine Hände auf dem kalten Plastikstuhl.

Das Ganze gipfelte dann irgendwann darin, dass ich seine Adresse und Telefonnummer googelte – und erfolgreich war. Wie viele Gerhard Polts kann es in Schwabing schon geben? Angerufen habe ich dann natürlich nicht. Und vorbeigegangen bin ich natürlich auch nicht. Das wäre dann mal wirklich eine Spur zu peinlich gewesen.

Irgendwann war's dann aber soweit und ein richtiger, echter Auftritt von Polt stand an. Ich schenkte meiner Schwester oder eigentlich eher mir, zwei Karten. Auch, wenn ich sonst nicht zu Fan-Girl-Tendenzen neige, aber an diesem Abend schwitzten meine Hände auf dem kalten Plastikstuhl. Und das nicht für einen süßen Twilight-Schauspieler, sondern eben für einen über 70-jährigen, bayrischen Kabarettisten. Aber gut, ja auch nicht für irgendeinen, sondern nun mal für den lustigsten Mann Deutschlands.

Zurück zur Startseite