München, wann wirst du endlich Groß(stadt)?
Stell dir vor, du organisierst eine Party in München und alle wollen hin. So ähnlich ging es diese Woche Otger Holleschek mit seiner Partyreihe „Königin der Nacht“, die am 22. Oktober in der alten Paulaner Brauerei in der Au stattfinden wird. Das Chaos brach aus – und das noch lange, bevor die Sause überhaupt statt findet.
Am Montag erstellte Otger eine Facebook-Veranstaltung, am Dienstag hatten fast 11.000 Münchner zugesagt. Da möchte man eigentlich direkt gratulieren. Blöd nur, wenn die Location gerade mal für circa ein Zehntel der Gäste gedacht ist, die Anwohner in Panik ausbrechen und der zuständige Bezirksausschuss plötzlich nervös wird.
Wir sind ein ausgehungertes Partyvolk, das gerne will, aber selten darf.
Long story short: Die Party, bei der es zuerst ein klassisches Konzert der Philharmoniker und im Anschluss elektronische Musik geben wird, soll trotzdem wie geplant stattfinden. Die Genehmigungen sind durch und die Party-Paranoia der Anwohner vorerst besänftigt – dank Lärmschutz- und Sicherheitskonzept.
Einen faden Beigeschmack hat die Geschichte nun aber trotzdem. Denn während jedes Jahr Millionen Menschen gemeinschaftlich in extra dafür aufgebauten Festzelten feiern und trinken dürfen bis zum Exitus, haben es Veranstalter und Gastronomen in München ansonsten eher schwer überhaupt Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen zu finden. Das ist alles andere als großstädtisch.
Die Münchner Clublandschaft gleicht einer Wüste.
Es ist absolut kein Wunder, dass die Party in der alten Paulaner Brauerei so viel Interesse unter den Münchnern geweckt hat. Wir sind ein ausgehungertes Partyvolk, das gerne will, aber selten darf. Die Münchner Clublandschaft gleicht einer Wüste. Ab und zu meinen wir eine Oase erkennen zu können – zum Beispiel in Form einer alten Brauerei – und auf die stürzen sich dann alle.
Meistens dauert es dann nicht lange, bis die Oase versiegt – oder ihr der S-Bahn Anschluss zum Verhängnis wird – und wir wieder dursten müssen. In ganz traurigen Fällen war es dann überhaupt nur eine Party-Fata-Morgana.
Wir schicken Stoßgebete an den Partygott und bitten ihn öfter mal einen Blick auf München zu werfen.
Beispiele für temporäre Party-Oasen gibt es viele: Puerto Giesing, Art Babel, Bahnwärter Thiel, Herr Hotter, die Postgaragen, das Miao und so weiter. Alles schon in dem Wissen gestartet, dass es da ein Ablaufdatum hat. Natürlich macht das zu einem großen Teil auch den Charme dieser Locations aus, keine Frage.
Aber, und hier kommt ein unausweichliches Aber, wenn jede Location – sei es ein altes Kaufhaus, Industriegebäude oder ein Bunker – irgendwann weichen muss, um Platz für Baugrund oder Brachland für Spekulanten zu bieten, dann ist ja vermutlich irgendwann Ende. Do the math.
Daher schicken wir jetzt alle ein kleines Stoßgebet in Richtung Partygott und bitten ihn mit dem gelben Formular Nummer 574b öfter mal einen Blick auf unser beschauliches München zu werfen und uns nicht verdursten zu lassen.
Die Königin der Nacht in der alten Paulaner Brauerei // 22. Oktober, Konzert ab 20.30 Uhr, Paty ab 22.00 Uhr // Mehr Infos