Warum ihr in den nächsten Tagen schwarzfahren solltet
Um Gottes Willen, jetzt sind die von Mit Vergnügen München völlig übergeschnappt und rufen zum Schwarzfahren auf. Klar, ist es nicht schön, dass die MVG schon wieder die Preise erhöht, aber deswegen gleich zu Straftaten verführen? Nagut, jetzt holen wir alle mal tief Luft und beruhigen uns. Mit Schwarzfahren meinen wir nämlich gar nicht eine "Beförderungserschleichung" nach §256a StGB, sondern eine Aktion des Künstlerkollektivs "Einmal Utopie, bitte."
Die drei Künstler Lucie Mackert, Peter Fischer und Robert Heigl haben sich – motiviert von der aktuellen Fahrpreiserhöhung der MVG – eine besondere Protestaktion einfallen lassen: Die Schwarzfahrtage 2016. Dabei geht es nicht darum, ohne Ticket zu fahren, sondern ganz einfach in schwarzer Kleidung. Jeder der mitmacht, ist dann aufgerufen ein Selfie von sich mit dem Hashtag #schwarzfahrtage in den sozialen Medien zu verbreiten und einen ausgedruckten Handzettel mit Infos zur Aktion in den Bussen, Tram-, S- und U-Bahnen zurück zu lassen.
Und was soll das bringen?
Der Name des Kollektivs ist Programm. Sie glauben an Utopien und daran, dass man ruhig erstmal träumen kann, bevor man Lösungen sucht. Die konkrete Utopie in diesem Fall: Kostenloser Nahverkehr für alle Münchner. Klingt tatsächlich erstmal unvorstellbar, aber das ist es gar nicht unbedingt. In der estnischen Hauptstadt Tallinn zahlen die Bürger nichts für die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch Paris lässt seine Bewohner und Besucher immer wieder tageweise gratis fahren. Vor allem, wenn mal wieder die Feinstaubwerte durch die Decke schießen. Die Leute sollen dadurch motiviert werden, auf das Auto zu verzichten.
Auch München hat immer wieder mit erhöhten Werten, Umweltbelastung und vor allem Verkehrschaos zu kämpfen. Die drei Initiatoren glauben daran, dass durch einen kostenlosen Nachverkehr die Lebensqualität aller Münchner gesteigert werden kann, egal ob sie die Verkehrsmittel nutzen oder nicht.
Weniger Luftverschmutzung, weniger Lärm, weniger Verkehr als Anreiz für einen gemeinschaftlich finanzierten kostenlosen Nahverkehr. Wie viel Aufmerksamkeit die Aktion am Ende tatsächlich bekommt und ob das Ganze nicht einfach ein Tropfen auf den heißen Stein ist, kann man natürlich nicht sagen. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.