Viertel Hoch Drei – Westend

Wir fragen drei Leute nach ihren liebsten Orten – Cafés, Parks, Kneipen, Läden, Restaurants, was auch immer ihnen in den Sinn kommt. 3 Menschen, 3 Orte, 1 Viertel. Diesmal waren wir im Westend unterwegs.

Wenn dir der Hopfengeruch der Augustiner-Brauerei in die Nase steigt, sich die Leute auf der Straße treffen und eine entspannte Stimmung herrscht, weil man auch zu unchristlichen Zeiten Bier kaufen kann – dann bist du im Westend. Das Viertel, das ja eigentlich Schwanthalerhöhe heißt, benannt nach dem Schöpfer der größten Frau Münchens, der Bavaria-Statue an der Theresienwiese. Seit Jahren wird dem Westend eine Zukunft als das neue In-Viertel prophezeit, doch es ist ein bisschen wie das gallische Dorf. Südlich der wenig einladenden Landsberger Straße und westlich der Theresienwiese erhält sich der Stadtteil – trotz vieler Neubauten – seinen ganz besonderen Charme als (ehemaliges) Arbeiterviertel ohne die üblichen Münchner Großstadtallüren.

Steffi (25) lebt seit 2013 im Westend

© Nina Vogl

Steffi wohnt in einem der vielen Genossenschaftshäuser, die noch aus der Zeit stammen, als das Westend ein echtes Arbeiterviertel war. Sie liebt die Stimmung im Viertel, die vielen, kleinen Läden und dass man einfach auf der Straße laufen kann, ohne von gestressten Autofahrern angehupt zu werden. Wenn sie aus dem Haus geht, gibt es erstmal Bussi rechts, Bussi links mit dem Besitzer des Restaurants unter ihrer WG. Das Westend ist offen, familiär und ein bisschen anders als der Rest von München. Genau das schätzt Steffi und außerdem ist sie sich sicher, dass ihr Viertel nicht nur das schönste ist, sondern dass hier auch die schönsten Menschen unterwegs sind. Da passen das Westend und seine Bewohner zusammen. Sie sehen beide gut aus, ohne gut aussehen zu müssen.

1
Süße Waffeln in der Leckerei

Das Eck an der Sandtnerstraße ist bestimmt nicht das schönste Eck Münchens, doch der kleine Laden sorgt für eine freundliche Atmosphäre. Vor allem Süßliebhaber kommen bei hausgemachten Kuchen, zuckrigen Waffeln und köstlichem Eis auf ihre Kosten. Salzig können sie aber auch und bei der vielleicht herzallerliebsten Bedienung Münchens schmeckt es gleich doppelt gut.

© Nina Vogl

2
Günstiges Bier im Trakya Café & Bistro

Also das ist mal eine Boazn wie sie im Buche steht. Dunkles Holz, blinkende Spielautomaten und spannende Gäste. Bier gibt's hier zu fairen Preisen und der hausgemachte Ouzo lässt die skurrilen Geschichten der Trakya-Besucher gleich noch ein bisschen unterhaltsamer werden. Hier ist das Westend noch das Arbeiterviertel, das es ursprünglich einmal war.

Theresienwiese Bavaria
© Ida Heinzel

3
Es sich bei der Bavaria gemütlich machen

Die Bavaria, weltliche Patronin Bayerns, thront in Bronzeform vor der Ruhmeshalle und lässt ihren Blick über die Theresienwiese schweifen. Die meisten kennen die 18 Meter hohe Statue nur als Bewacherin des Kotzhügels während der Wiesn. In den fünfzig Wochen im Jahr, in denen sich nicht Massen an Oktoberfestbesuchern ihrer Brotzeit entledigen, sind die Stufen zu den Füßen der Bavaria ein beliebter Treffpunkt, um mit Freund*innen oder Dates den abendlichen Ausblick zu genießen. Für den ganz besonderen Weitblick kann man auch die Wendeltreppe im Inneren der Statue hinaufsteigen und München durch die Augen der Bavaria betrachten.

Jonas (28) erfreut sich seit 2,5 Jahren am Viertel

© Nina Vogl

Jonas ist eigentlich ein ganz schöner Naturbursche. Als Baumpfleger kümmert er sich um die Gesundheit des Münchner Baumbestands. Sein Wermutstropfen im Westend: Da weder Isar noch der Englische Garten um die Ecke sind, nimmt er oft vorlieb mit dem kleinen aber feinen Bavariapark. Wenn er mit seinem Skateboard durch die Straßen rollt, genießt er die entspannte Atmosphäre. Dann hält er – egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit – an einem der Kioske an, die es in München eigentlich gar nicht gibt, kauft sich ein kühles Getränk und ist ziemlich froh darüber, dass er im Westend wohnt.

bavariapark Westend
© Robert Köhler

4
Sonne tanken im Bavariapark

Das Westend liegt weder genau an der Isar noch ums Eck vom Englischen Garten. Grün findet man dafür auf der großen Wiese im Bavariapark. Umringt von Bäumen bietet die Wiese in der Mitte Platz für spielende Kinder, während außen herum Leute die Sonne genießen, lesen oder einfach nur entspannen. Zur Abkühlung wartet zwar kein Fluss oder gar See, aber im urgemütliche Biergarten kann man sich mit einem kühlen Getränk erfrischen.

Eis, Eiscreme, Himbeereis
© Unsplash | Markus Spiske

5
Kokos- und Himbeereis essen bei Punto Gelato

Es soll schon Streitereien darum gegeben haben, ob nun das Eis bei Ballabeni oder bei Punto Gelato besser ist. Der Witz: Es ist ein und dasselbe. Der kleine Eisladen in der Schwanthalerstraße wird von der Münchner Eismanufaktur beliefert. Die freundlichen Eisverkäufer scheinen immer gute Laune zu haben und auch hier bekommt man jedes Mal einen kleinen Löffel zum probieren. Unsere Lieblingskombination: Kokos und Himbeer.

© Ramona Dinauer

6
Sonnenuntergang schauen auf der Hackerbrücke

Während der Wiesn strömen hier die Menschenmassen von der S-Bahn zur Festwiese, ohne den Ausblick nur eine Sekunde zu würdigen – ganz anders im Rest des Jahres. Durch die weite Sicht über die Bahngleise nach Westen ist die Hackerbrücke der perfekte Spot, um den Sonnenuntergang zu genießen. Profis nutzen für den ultimativen Ausblick die Architektur der Bogenbrücke und klettern mit zwei Hellen um Rucksack auf die Querbalken. Mit den ruckelnden Zügen unter den Füßen, modernen Büroklötzen um die Ecke und dem weiten Blick über die Schienenschneise fühlt sich München hier schon sehr nach Großstadt an.

Laura (27) arbeitet seit 2016 im Viertel

© NIna Vogl

Im Westend lässt es sich anscheinend nicht nur wunderbar leben, sondern auch gut arbeiten – Laura ist Teil der kleinen Druckfirma "Herr und Frau Rio", die sich auf die umweltfreundliche Risographie spezialisiert hat. Über ihr schönes Büro in der Parkstraße, das sie sich mit anderen kreativen Köpfen teilen, ist sie besonders glücklich. Am Viertel schätzt sie, dass die Bewohner so durchgemischt sind und das gleichzeitig aber keine Rolle spielt. Laura und ihre Kollegen dürfen zwar ihre Bierbank nicht mehr vor dem Laden aufstellen, doch sie lassen es sich nicht nehmen, auf den Stufen vor den Häusern ihrer Freunde und Nachbarn die Feierabendsonne zu genießen. Wie gesagt, im Westend findet das Leben auf den Straßen statt.

Sommersalon
© Herr und Frau Rio

7
Risographie-Drucke kaufen bei Herr und Frau Rio

Laura Sirch und Sascha Wellm, beide Kommunikationsdesigner, haben sich beim gemeinsamen Studium in München kennengelernt. Zusammen sind sie nun Herr und Frau Rio und machen Risographie. Riso-was? Risographie ist ein spezielles und vor allem umweltschonendes Druckverfahren. Die Tinte wird auf der Basis von Sojaöl hergestellt, die Druckfolien bestehen aus Hanffasern. Achso, ein Copyshop also. Naja, nicht ganz: Mit viel Liebe entstehen Drucke in kleinen und großen Auflagen. Durch die spezielle Technik wird jeder Druck zu einem "perfekt unperfekten" Unikat. Die wunderschönen Artprints, Postkarten und Notizbücher könnt ihr im Onlineshop von Herr und Frau Rio bestellen.

© Katharina März

8
Klassisch frühstücken und Möbel gucken im Ladencafé Marais

Das Marais ist eines jener Cafés, für das man gerne sein Viertel verlässt. Das 20er-Jahre-Inventar des Ladencafés wurde original vom ehemaligen Textil-Warenhaus übernommen, das zuvor hier drin war. Der Clou: Fast alles im Marais lässt sich kaufen – Tisch, Stühle, Geschirr. Die Frühstückskarte ist voll mit leckeren Klassikern: griechischer Joghurt mit Honig und Walnüssen oder Rühreier mit Tomate, Käse und Schinken. Draußen sitzt ihr am wunderbar Eck von Park- und Schwanthalerstraße. Drinnen in den Schaufenster mit Blick auf den Trubel. Hier merken wir immer wieder, warum wir das Westend so gerne haben!

Mittagessen
© Heldenspeisen

9
Regionales Mittagessen und Kuchen bei Heldenspeisen

Seit Anfang 2015 betreiben die Schwestern Barbara und Veronika Held ihr kleines Lokal. Eine Perle für die Mittagspause im Westend, über die sich die Mitarbeiter*innen der umliegenden Büros und Läden besonders freuen. Das Steckenpferd hier sind die Salate. Die beiden Schwestern stehen jeden Tag in der Küche und denken sich immer wieder neue Rezepte aus, die sie dann aus regionalen Zutaten zubereiten. Da gibt es dann Ausgefallenes wie libanesischen Petersiliensalat mit Bulgur oder auch Klassisches, wie den bayerischen Wurstsalat. Für den Süßhunger danach holt man sich noch eine der hausgemachten Tartes.

Zurück zur Startseite