11 Gedanken, die eine Athenerin in München hat

von Myroessa Metaxa

Was haben wir eigentlich gemeinsam – Athen und München? Architektur! Es gibt zu viele Gebäude in Athen, die von bayerischen Architekten entworfen wurden und zu viele dreidimensionale Oden an das antike Griechenland in München. Oh, und einen König natürlich. Den einen da im 19. Jahrhundert, als sich Griechenland endlich in die Moderne katapultiert hat. Otto hieß der und war der Sohn von König Ludwig I. Gut, das war's dann aber auch schon und wir stellen fest: Athen, eine Metropole mit fünf Millionen Einwohnern gegen München, ein riesiges Dorf mit 1,5 Millionen. Wir haben das Meer, ihr die Berge. Die Königin des Chaos vs. den Herrscher der Ordnung!

1. Wo sind alle?

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Hundert. Genau so viele Menschen sind mir bei meinem ersten nächtlichen Spaziergang in der Münchner Innenstadt begegnet. Nicht wirklich viel. Die Straßen sind einfach leer in der Nacht, aber das Geheimnis wurde bald gelüftet: Man muss einfach nur die richtigen Türen öffnen, clevere Abzweigungen nehmen und schon landet man im wuseligen Münchner Nachtleben und der schlechte erste Eindruck ist dahin.

2. Warum gibt es Wohnungen ohne Küche?

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Ich habe mehr als ein Jahr gebraucht, um meinen Freunden in Athen klarzumachen, was "ohne Einbauküche" in deutschen Immobilienanzeigen bedeutet. Ohne heißt dabei wirklich ohne – außer Steckdosen und Wasseranschluss vielleicht. Ein Wunder, dass man nicht auch immer seinen eigenen Toilettensitz mitbringen muss. Wobei der nicht nur leichter zu transportieren wäre als sperrige Küchenmöbel, sondern auch in den meisten Fällen leichter einzubauen.

3. Es gibt kein griechisches Wort für Ablöse

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Ich muss natürlich niemandem erklären, wie es ist, in München auf Wohnungssuche zu gehen. Ich brauchte aber definitiv jemanden, um mir den Begriff Ablöse verständlich zu machen. Wenn man nicht bereit ist, all die Möbel (oder besser gesagt alte Regale und sonstiges Zeug, das der Vormieter loswerden will) für eine Phantasiesumme abzulösen, dann gehen die Chancen für den Mietvertrag gegen Null.

4. Willkommen in der Besichtigungs-Hölle

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Okay, ein Wohnungsthema geht noch. Zusammen mit hunderten anderen verzweifelten, obdachlosen Zombies muss man seine beste Sonntagsgarderobe auspacken, alle möglichen Unterlagen samt Stammbaum raus kramen und das alles innerhalb von einer Stunde. Denn so spontan muss man schon sein, wenn der Makler den Besichtigungstermin auf den letzten Drücker bekannt gibt. Mein bisheriges Besichtigungs-Highlight: In einer Wohnung ohne Licht mussten wir die Zimmer mit unseren Smartphone-Taschenlampen erleuchten. Der Akku musste allerdings nicht lange halten, denn nach fünf Minuten war die Wohnung vergeben – natürlich.

5. It's oh so quiet

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An alle Film-Nerds: Kennt ihr die Szene des 90er Jahre Indie-Films "Simple Men"? Aus einem lauten und deutlichen "I can't stand the quiet" wird ein unvergesslicher Tanz zu "Kool Thing" von Sonic Youth. Eins zu eins meine Rede. Ihr könnt es auf meine überlebensgroße griechische Persönlichkeit schieben oder auf die Tatsache, dass ich in der lautesten Stadt Europas aufgewachsen bin, München kommt mir einfach unglaublich leise vor. Aber ehrlich gesagt, gibt es mehr Momente, in denen ich die Münchner Stille genieße, als dass sie mich frustriert. Ich schlafe hier einfach so gut, wie nirgendwo anders in meinem Leben!

6. Keiner klaut mein Handy!

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Egal, ob im Restaurant, der Bar, dem Biergarten oder sonst wo. Einfach seine Sachen auf dem Tisch liegen zu lassen, wenn man aufs Klo oder eine rauchen geht, und sie danach tatsächlich dort wieder zu finden, ist vermutlich einer der größten Vorteile, wenn man in einer Stadt wie München lebt. Lange Zeit behielt ich einfach alles auf meinem Schoß, aber die seltsamen Blicke meiner Münchner Mitmenschen gaben mir meinen Glauben in das Gute im Menschen zurück. Oder es liegt einfach an der Tatsache, dass die meisten Leute hier vermutlich nichts mit meinen belanglosen Besitztümern anfangen können.

7. Kinder fahren mitten in der Stadt Fahrrad?!

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Athen: Eine Stadt, die auf mehreren Hügeln gebaut ist, mit unbeschreiblichen Staus, ohne Fahrradwege, dafür mit rücksichtlosen Motorradfahrern und parkenden Autos, die kreuz und quer die Straßen blockieren. Keiner hält sich an irgendwelche Regeln und der eigene Todeswunsch muss schon recht ausgeprägt sein, wenn man hier auf ein Fahrrad steigt. Es gibt sie zwar, die wenigen mutigen Radler, aber das ganze ist ein reines Erwachsenen-Business. Kinder auf Fahrrädern? Haha, die kleinen Rabauken dürfen ja nicht mal zu Fuß auf die Straße.

8. Es braucht wohl keinen Anlass, um Tracht zu tragen.

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Als Fremde in München war ich felsenfest davon überzeugt, dass die Tracht nur an Volksfesten, Feiertagen, Hochzeiten, oder sonstigen wichtigen Terminen zum Einsatz kommt. Aber nein, es scheint, als wären Lederhosen und Dirndl auch alltagstauglich – oder es gibt zu viele Feiertage und Feste, von denen ich noch nie etwas gehört habe.

9. Apfelschorle, Weinschorle, überall nur Schorle

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Man gewöhnt sich dran, zweifelsohne. Aber der Schorlen-Fetisch und die Menge an Kohlensäure, die ein Durchschnittsmünchner konsumiert, ist schon eher ungewöhnlich. Genau wie die Tatsache, dass es ungefähr zwanzig verschiedene Blubbergrade bei Wasser gibt: extra-still, still, medium, viel, wenig, sehr viel Kohlensäure. What the...?!

10. Die oder der See?

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Für uns Athener ist die See dieser riesige blaue Teich voller Wasser, umgeben von noch mehr Wasser, in dem nicht nur riesige Fische unterwegs sind, sondern dessen gegenüberliegendes Ufer man im Normalfall nicht erkennen kann. Weil das aber mit der deutschen Sprache und den Artikeln so eine Sache ist, muss man aufpassen, wenn ein Münchner dich zu einem Ausflug an DEN See einlädt. Die Vorfreude auf eine Reise ans Meer ist schnell dahin, wenn man dann im Tretboot auf dem Baggersee sitzt. Es ist ja nicht so, dass die bayerischen Seen nicht wunderhübsch sind, aber hey, es sind immernoch Seen und nicht DIE See.

11. Die bayerische Flagge sollte grün-weiß sein!

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Auch wenn ich das Meer unglaublich vermisse, wenn ich hier bin, machen die Parks, die begrünten Plätze, die Wälder und Bäume viel wett. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum die bayerische Flagge blau-weiß ist. Grün-weiß (der Kontrast von Sommer und Winter) würde so viel besser passen.

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