ARTVERGNÜGEN #1 – Unsere 11 Kunsttipps für den Februar

Im Januar konnten wir unseren kulturellen Winterschlaf vielleicht noch damit begründen, zuerst an den üblichen-verdächtigen Vorsätzen wie mehr Sport zu machen, gearbeitet zu haben. Damit ist jetzt allerdings Schluss. Denn der Februar geht mit voller Kunstkraft voraus: Münchens Kulturlandschaft zeigt sich mit einer großartigen Bandbreite an neuen Ausstellungen und besonderen Events. Und damit es nachher nicht heißt: „Wie, schon vorbei?”, bekommt ihr von uns auch noch Tipps zu den Veranstaltungen, die ihr schnell in euren Februarkulturkalender eintragen solltet, bevor sie im März Platz für Neues machen!

Amerikahaus München
© Wikimedia Commons | Mattes

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After Selma – Photography by Joshua Rashaad McFadden

Das Thema Bürgerrechtsbewegung in den USA ist zeitlos. Der amerikanische Fotograf Joshua Rashaad McFadden macht die Thematik zum und nach dem 50. Gedenkjahr der „Selma-nach-Montgomery-Märsche”, die im Jahr 1965 in Selma, Alabama stattfanden, erschreckend aktuell. Denn die gegenwärtigen Proteste, ausgelöst durch brutale Polizeigewalt in Amerika, und der Kampf um Bürgerrechte sind noch längst nicht gewonnen. McFadden hält in Schwarz-Weiß und einer bewegenden Tiefe die Geschichten derjenigen fest, die ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verloren haben.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© Der ewige Stenz: Bavaria Film/Rolf v. d. Heydt

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Schtonk! Filmgespräch mit Veronica Ferres und Ulrich Limmer

Wir können es nicht lassen. Der ewige Stenz - Helmut Dietl und sein München. Am liebsten für immer immer. Die erste große Retrospektive nach dem Tod des in 2015 verstorbenen Regisseurs und Autors Helmut Dietl zeigt sein Leben und Werk. Eines davon, für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert, ist die Filmpersiflage „Schtonk!”. Veronica Ferres, die 1992 mit Schtonk! ihren Durchbruch schaffte und Ulrich Limmer, Schtonk!-Produzent, greifen in die Erinnerungskiste. Sie sprechen über die Zusammenarbeit mit Dietl und gewähren anhand von Filmausschnitten einen persönlichen Einblick in die Dreharbeiten.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
Nursemaid’s Kerchief by Lilly Daché, New York, New York,1952 © Photograph by Gordon Parks. Courtesy of and copyright The Gordon Parks Foundation

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Gordon Parks. I AM YOU. Selected Works: 1942 – 1978

In Gordon Parks Biografie nimmt das Wort „erster” einen besonders hohen Stellenwert ein. 1912 in Kansas geboren, fand er als Filmregisseur, Fotograf, Schauspieler, Schriftsteller und Komponist von Filmmusik in ganz Amerika Beachtung und machte sich einen Namen als erster farbiger Fotograf für Fotostrecken mit weißen Models. Er wusste seine Kamera sowohl bei der VOGUE als auch beim Fotomagazin Life sowie als Kriegsfotograf einzusetzen. Die Themen Armut und Rassendiskriminierung hielt er mit seiner „Waffe”, dem Fotoapparat, fest. 180 Werke, die ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft darstellen, sind im Kunstfoyer zu betrachten. Vom 17.-19. Februar 2017 werden öffentliche Führungen angeboten.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© K49814

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FORUM 041: K49814 – Atmen ohne Pause

Ebenso wie die Künstlerin durch ihr Pseudonym K49814 im Verborgenen bleibt, geben auch die Fotos ihrer Ausstellung nur einen Ausschnitt preis. Die politische Aktivistin fotografiert und dokumentiert Prozesse im Rahmen der industriellen Tiertötung und zeigt das, was der Mensch gerne verdrängt. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen treffen eine Aussage, die vom Kopf und der Fantasie weitergedacht werden und schaffen eine Nähe zwischen Mensch und Tier, die zum Nachdenken anregt.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© Friedrich Wilhelm Murnau, 1924 Photo: Deutsche Kinemathek, Berlin

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Friedrich Wilhelm Murnau. Eine Hommage

Geboren in Bielefeld, gestorben in Kalifornien. Einem der bedeutendsten deutschen Filmregisseure der Stummfilmära wird im Lenbachhaus, der Kulturinstitution für Expressionismus, von zeitgenössischen Regisseuren und Regisseurinnen Tribut gezollt. In Filmessays und Kurzfilmen beschäftigen sie sich mit Murnaus Werken, darunter auch Zeichnungen und Fotografien des Künstlers. Deutschland, Amerika und Tahiti waren Murnaus vorrangige Filmlocations, sein Erfolg ging jedoch weit über diese Länder hinaus.

  • Lenbachhaus Luisenstraße 33, 80333 München
  • Bis zum 26. Februar 2017 (montags geschlossen, Dienstag 10.00–20.00 Uhr, Mittwoch – Sonntag: 10.00–18.00 Uhr
  • 10 Euro, ermäßigt 5 Euro
Artvergnügen Februar
© Maximilian Geuter

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POSTWAR Art between the Pacific and the Atlantic, 1945-1965

Die imposanten, seit über 75 Jahren mit Geschichte erfüllten Hallen des Haus der Kunst verleiten durchaus auch mal dazu, noch vor den spannenden Ausstellungen abzubiegen und in der Goldenen Bar über Kunst zu philosophieren. Doch es wäre schade, Kaffee und Kuchen der POSTWAR Ausstellung vorzuziehen (nacheinander schließt sich das natürlich nicht aus). Der Besuch unterteilt sich in acht Kapitel, in denen insgesamt 350 Werke von 218 Künstlern aus 65 Ländern gezeigt werden. Mit Postwar sind in diesem Fall die ersten 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gemeint. Mit Malerei, Plastik, Performances, Dokumenten und anderen Kunstformen, die durch neue Lebenssituationen und die Entwicklung neuer Technologien beeinflusst wurden, spiegeln internationale Künstler historische und kulturelle Wendepunkte der Nachkriegszeit wider. Nur noch bis zum 27. Februar ist Picassos Massacre en Corée (Massaker in Korea), eines der Ausstellungs-Highlights, hier zu sehen.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© WADE GUYTON, Untitled 2016 Photo Ron Amstutz © Wade Guyton

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Wade Guyton – Das New Yorker Atelier

Konzeptkünstler, eine Spezies für sich. Minimalistische Symbole, die bei Wade Guyton zum Beispiel als X und U, in Form von Streifen oder monochromen Flächen vorkommen und zu denen jeder Betrachter seinen eigenen Bezug hat, werden in dieser Ausstellung durch neue Bildserien ersetzt. Der in Indiana geborene Künstler öffnet die Türen in sein New Yorker Atelier, dessen Herzstück ein Drucker ist. Mit Scanner und Tintendrucker vereint er Malerei und Fotografie, analoge und digitale Darstellungen. Mit seinem Handy hält er den Blick aus dem Fenster ebenso wie die Startseite der „New York Times” online Version fest. Die Wiederholung von einzelnen Motiven mit geänderter Farbgebung und Detailschärfe ist dabei eine Neuschaffung in sich. Die Aktionen im New Yorker Atelier bringen zudem die Frage auf, welches wohl der kreativste Akt im künstlerischen Prozess ist – die Antwort darf diskutiert und individuell beantwortet werden.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© »Lycée Schorge« in Kou-dougou, Burkina Faso, 2016

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Francis Kéré. Radically Simple

Sozial engagierte Architektur. Auch wenn das Ziel dasselbe ist, dürfte die Herangehensweise von Land zu Land und Kontinent zu Kontinent bedeutend unterschiedlich sein. Wie Francis Kéré das Thema im westafrikanischen Staat Burkina Faso umsetzt, zeigt das Architekturmuseum der TU München in der bisher größten Überblicksausstellung zu seinen realisierten Werken und laufenden Projekten. Kéré wurde für seine harmonische Verbindung von Ethik und Ästhetik mit zahlreichen Preisen. Seine Architektur zeigt, wie ein Bauwerk Herz, Seele, Funktion, die Liebe zur Natur und Nachhaltigkeit vereinen kann.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© Carolin Koch, freie-kh.de

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Lienhard von Monkiewitsch. Neuste Werke

Ein Galeriebesuch hat so etwas Mondänes. Und animiert dazu, den Gedanken freien Lauf zu lassen, ohne diese mit einem richtig oder falsch abschließen zu müssen. Der Maler, Grafiker und Objektkünstler Lienhard von Monkiewitsch lädt in seiner aktuellen Ausstellung dazu ein, sich mit seiner Darstellung des Raums zu befassen und seine Werke mit der eigenen Fantasie zu vervollständigen.

  • Gudrun Spielvogel Galerie & Edition Maximilianstraße 45, 80538 München
  • bis zum 25. Februar 2017 (montags geschlossen, Dienstag – Donnerstag 13.00–18.30 Uhr, Samstag 11.00–14.00 Uhr
Artvergnügen Kunsttipps Februar
© Iska Jehl

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Diplomausstellung 2017

Am 7. Februar ist es wieder soweit: Die Verleihung der Diplome und Master zum Thema “Freiheit oder Kommerz – bestimmt der Markt die Kunst?” findet in der Historischen Aula im Altbau der Akademie der Bildenden Künste München statt. Studenten der Klassen für freie Kunst, darunter Bildhauerei, Glas, Goldschmiedekunst und Medienkunst, und des Studiengangs Innenarchitektur werden an diesem bedeutsamen Abend ausgezeichnet. Rund 100 Abschlussarbeiten der Absolventen sind fünf Tage lang in der Akademie zu bewundern. Wer noch mehr in die Atmosphäre eintauchen und sich gleichzeitig stärken möchte, kann dies in der Kantine oder beim Kiosk der Akademie.

Artvergnügen Kunsttipps Februar
© Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

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Spaniens Goldene Zeit

Wer sich gerne mit Geschichte beschäftigt und auch noch Freude daran hat, parallel die Entwicklung von Kunst zu betrachten, für den ist die Ausstellung “Spaniens Goldene Zeit – die Ära Velázquez in Malerei und Skulptur” ein absoluter Höhepunkt in Münchens Kulturlandschaft. Von der Blütezeit der Kunst im allgemeinen, die konträr zum Machtverlust Spaniens stand, über die imposanten Werke namhafter Maler wie Diego Velázquez und El Greco im Speziellen, bis hin zur Tatsache, dass die Ausstellung unter der gemeinsamen Schirmherrschaft Seiner Majestät Felipe VI. König von Spanien und des Bundespräsidenten Joachim Gauck steht, verdient die Kunsthalle München dafür selbst Goldstatus. Am 22. Februar 2017 findet im Instituto Cervantes ein begleitender Vortrag zum Siglo de Oro und seiner Kunst statt.

Titelbild: © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Foto: Jörg P. Anders

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