Artvergnügen #6 – Unsere 11 Kunsttipps für den Juli
Andy Warhol legt sich mit einer Herde von Maschinenwesen an? Salvador Dalí reitet die perfekte Isarwelle? Und Sandburgenbauer hüpfen gemeinsam mit Little People im Karrée? Ist das wirklich Kunst oder kann das ignoriert werden? Lasst die Kultur im Juli auf keinen Fall links liegen, denn in unserer Stadt und im Umland macht sich - auf freier Straße und in freier Natur - ein weiteres Kunsthoch bemerkbar. Also nutzt das Kulturangebot und macht, am besten mit euren besten Freunden, ganz im Sinne von Andy Warhol, ein Fest daraus: „But I always say, one’s company, two’s a crowd, and three’s a party“!
1 Pop Pictures People
Andy Warhol – Künstler, Filmemacher, Verleger, exzessiver Partygänger im Studio 54 in New York und Mitbegründer sowie wegweisender Vertreter der amerikanischen Pop Art. Seine Bilder, das Teuerste wurde für mehr als 105 Millionen Dollar von einem unbekannten Käufer ersteigert, sind wie das Coke- oder Apple-Logo: eindeutig seiner Hand- bzw. Malschrift zuzuordnen. Jetzt kommt die Pop-Art-Ikone zurück. Rund 60 Ausstellungsstücke in den Kabinetten im Untergeschoss der Sammlung Brandhorst umfassen Werke von Warhol aus den 1960er- bis 1980er-Jahren sowie seiner Zeitgenossen und Nachfolger. Darunter namhafte Künstler wie Keith Haring und Jeff Koons.
2 Pop Art meets Cadillac - Letters to Andy Warhol
Von Andy Warhol und Pop Art können wir im Juli gar nicht genug bekommen. Und wer so bekannt ist und bewundert wird, dem gebührt natürlich auch eine entsprechende Ausstellungskulisse. Diese wurde im Isarforum mit dem Cadillac House im Stil des New Yorker Originals, das sich im trendigen SoHo Viertel befindet, als Kunstbühne und kreative Begegnungsstätte geschaffen. Während der Ausstellungsraum der Zukunft bis zum 31. August noch weitere Kunstschaffende sowie zwei klassische Cadillac-Modelle präsentiert, können die Briefe von und an Warhol bis zum 6. August gelesen werden. Die Korrespondenz zwischen dem Ausnahmekünstler und beispielsweise Yves Saint Laurent und Mick Jagger wird zudem multimedial interpretiert.
3 Sandburgenbauwettbewerb
Kunst wie Sand am Meer? Ok, vielleicht nur an der Isar, aber weder am Sand noch an der Kunst soll es am 10. Juli scheitern, denn: Das Team vom Kulturstrand ruft zum Sandburgenbauwettbewerb auf! In den drei Kategorien „Eltern und ihre Kinder“, „Architektur- und Designbüros und Institutionen und andere Organisationen“ sowie „Studierende aus Architektur, Design & Co“ werden die Burgenbauer von einer Jury bewertet und mit tollen Preisen für die beeindruckendsten und kreativsten Objekte aus Sand und Isarkiesel ausgezeichnet. La-Ola-Wellen vom Publikum sind ausdrücklich vom ersten Spatenstich bis zum letzten Sandhäubchen erwünscht!
4 Lichtkunst im Rahmen
Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug? Immer der Isar entlang und dann der Ammer, einem linken Nebenlauf der Isar, nach. Und schon befindet man sich in Weilheim. Die Stadt an sich ist schon ein historisches „Kunstobjekt“, denn die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung reichen bis in die Bronzezeit zurück. Aber auch gegenwärtig kommt Kultur hier nicht zu kurz und wird beispielsweise als „lichtkunst im Rahmen“ im Kunstforum Weilheim präsentiert. Dabei sind Leuchtkästen nur eine Form, um den flüchtigen Bildern von Liveinstallationen einen dauerhaften Rahmen zu geben. Die Momentaufnahmen stammen von den Festivaltagen im vergangenen Oktober.
5 Epic Days – Fotografien der Münchner Riversurfer
Ganz ehrlich, was könnte cooler sein, als im größten Dorf der Welt, mit dem man vielmehr das Bergwandern als den Wassersport verbindet, nach der perfekten Welle und dem „Endless Summer“ zu suchen? Erstere überraschte Rainer Spitzenberger, international erfolgreicher Fotograf aus München, als er 2001 über die Reichenbachbrücke fährt und dort eine Welle sieht, die es mit anderen beliebten Wavespots locker aufnehmen kann. Auch wenn es dieses kleine Stückchen Surferparadies seit den Renaturierungsmaßnahmen 2010 nicht mehr gibt, die Erinnerung daran wurde im schwarz/weiß Bild von Spitzenberger verewigt. Hinzu kommen Aufnahmen aus Thalkirchen und vom Eisbach. Bis zum 17. Juli 2017 ist die Ausstellung im Münchner Künstlerhaus nach Voranmeldung zu besichtigen. Danach dann im Volvo Autohaus an der Kreillerstraße.
6 Dwelling Munich
Die sogenannten Dwellings, winzige Behausungen in Stadtvierteln auf der ganzen Welt, baut der New Yorker Künstler Charles Simonds für eine imaginäre Bevölkerung, seine Little People. Diese kleinen Kunstwerke entstehen spontan in öffentlichem Raum – in Nischen ebenso wie in kommerziellen Schaufenstern. Dabei geht es Simonds um den Prozess und darum, Passanten daran teilhaben zu lassen und mit ihnen über die Miniaturlandschaften und ihre Bewohner, die sie selbst sein könnten, zu sprechen. Genauso, wie sie scheinbar ohne System aus kleinsten Tonziegeln entstehen, sind sie – mal schneller, mal langsamer – auch wieder verschwunden. Kreation versus Verfall, gemeinsame Zeit und gemeinsamer Raum versus Schnelllebigkeit. Eins von Charles Simonds Dwellings mit seinen Little People zu sehen, ist ein kostbarer Moment. Mehrere Dwelling Places sind auch in München, teils als Gemeinschaftsprojekt in Form von Workshops mit Jugendlichen aus unterschiedlichen Stadtvierteln, entstanden. Das vollständige Projekt wird im Juli im Kunstraum München zu sehen sein.
7 Salvador Dalí – Biblia Sacra
Die Biblia Sacra Suite besteht aus 105 Lithografien, die Dalí in den Jahren 1963 bis 1965 erschaffen hat – jeder der unbeschnittenen Bögen und erhaltenen Farbskalen ist handsigniert. Die Grafiken, deren Basis Aquarelle Dalís waren, sind eine einzigartige Kombination aus Farbmischtechnik-Lithografien, die durch die Anwendung von Lacken und metallischen Farben entstanden sind. Die Farbgrafiken zum Alten und Neuen Testament gelten als bedeutendste Bibel-Illustration des 20. Jahrhunderts, ein Werk, das in dieser Form noch nie ausgestellt wurde. Wer mehr zum Thema Drucktechniken erfahren möchte, kann an Druckvorführungen in der hauseigenen Lithografiewerkstatt teilnehmen und während Workshops eigene Lithografien anfertigen.
8 Holmead. Krude Köpfe
Kunst, Architektur, Natur – das sind ja gleich drei Ausflugsargumente auf einmal! Das Buchheim Museum umfasst vier Sammlungen unter einem Dach, die besondere Bauweise des Museums krönt ein zwölf Meter über dem See schwebender Steg und: das Haus für vorwiegend expressionistische Kunst liegt direkt am Ufer des Starnberger Sees. Das alles plus die neue Ausstellung „Holmead: Krude Köpfe“ macht die Kombination See und Kunst durchaus verlockend. Holmead, der 1889 in Pennsylvania geboren wurde, durchlebte eine Schaffensperiode, die zwei Weltkriege und einen Schlaganfall überlegte und in der neuen Malweise „Shorthand Painting“ endet. Im hohen Alter konnte Holmead dank dieser Technik weiterhin künstlerisch tätig sein und abstrakten und figurativen Expressionismus in Form von Porträts, Landschaften und Stadtansichten vereinen und aufs Papier bringen.
9 Defining Populismus
Schön ist es, im Lost Weekend. Verloren kommt man sich gar nicht vor, sondern wohlbehütet zwischen Büchern, inmitten von anderen fleißigen Studierenden (oder solchen, die das ganze Leben auch im höheren Alter als Studium begreifen) und in Reichweite von leckeren Salaten und unerschöpflichen Kaffeevorräten, wenn man mal wieder die Zeit vergisst. Einen Extradrink sind auch die Events wert, die hier regelmäßig stattfinden. So auch „Defining Populismus“, ein Vortrag zum Thema Populismus in Kooperation mit dem Institut für Soziologie. Professor Yannis Stavrakakis erklärt, warum seiner Ansicht nach Populismus zum Wesenskern des Politischen gezählt werden muss.
10 Herde der Maschinenwesen
Vom Tollwood Festival sind wir „Performances der anderen Art“ gewöhnt, Außergewöhnliches ist hier Standard. Dennoch dürfte jeder, der nicht auf die Herde der Maschinenwesen vorbereitet ist, überrascht den Kopf nach diesem Walking Act verdrehen. Die Künstler Max Auerbach und Marcus Khashoukgi verleihen Kreaturen aus Metall und Ketten Leben und machen sie mit leuchtenden Augen zu unberechenbaren Fabelwesen, die das Festivalpublikum in ihren Bann ziehen.
11 Kunst im Karrée
Eine geballte Ladung Kunst in einem Karrée voll von kreativer Energie. Besucher des Events, das mit einem Straßenfest eröffnet wird, haben die Chance, einen Blick hinter die Kulisse bzw. Türen der Ateliers in Schwabing und der Maxvorstadt zu werfen und sich mit den Künstlern in ihrem „natürlichen Lebensraum“ auszutauschen. Um eine hohe Qualität der Veranstaltung zu sichern, müssen die Atelierinhaber gewisse Voraussetzungen erfüllen, z.B. dass sie in einem entsprechenden Berufsverband sind oder ein Kunst-Studium an einer Akademie absolviert haben. Begleitend dazu erscheint eine Kunstzeitung als Beilage in der Süddeutschen Zeitung, in der die Ateliers und Kunstschaffenden vorgestellt werden.
Titelbild: © Pixabay