Winter-Ausflugsvergnügen nach Bad Gastein
Nein, Bad Gastein ist keine klassische Rentner-Destination. Der Ort, den einst berühmte Persönlichkeiten wie Schubert, Schopenhauer und Mann angezogen hat, entwickelte sich über die letzten Jahre zum „Berlin der Berge“ – und das vollkommen zurecht.
Ein paar Wintertage hier zu verbringen, bedeutet Balsam für die Seele. Nicht nur, weil die teilweise leer stehenden Belle Époque-Gebäude den Charme aus vergangenen Zeiten versprühen, sondern auch, weil man sich von den Dreamers and Doers of Bad Gastein, einer Gruppe junger, kreativer Köpfe, in die Geheimnisse des Ortes einweihen lassen kann.
12:00 Uhr: Ankunft
Mit dem Auto dauert es zwei bis drei Stunden, um von München über Salzburg nach Bad Gastein zu fahren. Die Fahrt ist allerdings richtig schön, man kommt unter anderem am Chiemsee vorbei, wo es sich lohnt, einen kurzen Zwischenstopp einzulegen. Mit dem Zug dauert die Fahrt drei bis vier Stunden. Wegen der relativ langen Anreise lohnt es sich also, länger als einen Tag zu bleiben – vor allem, weil man sich aufgrund der tollen Hotelauswahl kaum für eins entscheiden kann.
Da wäre beispielsweise das Regina Hotel, das unter die 100 schönsten Hotels in Europa gewählt wurde. Vor allem die edle Einrichtung und der Blick über den verschneiten Ort machen diese Unterkunft so besonders. Wem das etwas zu exklusiv ist, dem sei das Bed & Breakfast Hansi Hansi empfohlen. Es gibt nur fünf Zimmer, jedes einzelne wurde individuell von österreichischen Künstlern gestaltet. Die Teestube ist besonders schön, dort kann man stundenlang auf dem Sofa sitzen, Kuchen essen und Schallplatten hören.
14:00 Uhr: Von der Kaiser-Wilhelm-Promenade ins Kötschachtal
Nach einer warmen Stärkung geht es raus in die Kälte, denn der Ort liegt so schwindelerregend wie fotogen am Berghang, dass man gar nicht aus dem Staunen herauskommt. Ein Spaziergang durch die Altstadt, der zur Kaiser-Wilhelm-Promenade führt, ist der perfekte Einstieg für den Kurztrip. Hier knirscht der Schnee unter den Schuhen, Eichhörnchen springen von Baum zu Baum und bei gutem Wetter kann man bis ins Tal sehen – außerdem gibt es auf dieser Promenade sehr viele Bänke, die zum kurzen Verweilen einladen – oder zum Knutschen, wie Nadin, die den Instagramkanal @visitbadgastein kuratiert, sagt und auch den Hashtag #badgasteinisforlovers initiiert hat.
Von der Promenade aus läuft man, je nach Belieben, immer weiter ins wunderschöne Kötschachtal hinein über einen flachen Wanderweg zur Himmelwandhütte oder bis ans Talende zum urig schönen Alpenhaus Prossau. Wer danach nicht mehr laufen möchte und auf ganz viel Kitsch steht, fährt einfach im Pferdeschlitten durch das verschneite Tal zurück.
Himmelwandhütte |Kötschachtal 50, 5640 Bad Gastein | täglich, außer Mittwoch: 09.30–18.00 Uhr
17:00: Uhr Souvenirs shoppen und Wasserfall besichtigen
Bevor das Abendprogramm ansteht, kann man in dem stilvollen KWP Concept Store tolle hausgemachte Köstlichkeiten und Souvenirs kaufen und bei den Dreamers and Doers of Bad Gastein mal nachhaken, warum Friedrich Liechtenstein dem Ort ein ganzes Album gewidmet hat, wie das von ihnen ins Leben gerufene Künstlerprogramm funktioniert und was es mit der geheimen heißen Quelle auf sich hat. Wir verraten nichts ...
Nach dem Shopping geht es noch schnell zu dem imposanten Wasserfall, der direkt durch den Ort verläuft. Das Beste daran: Die negativ ionisierte Luft zaubert einen frischen Teint, für den man rein gar nichts tun muss, als tief ein- und auszuatmen.
KWP Concept Store | Kaiser Wilhelm Promenade 4, 5640 Bad Gastein | Dienstag – Samstag: 11.00–18.00 Uhr und nach Vereinbarung | Mehr Info
19:00 Uhr Im Sessellift zur „Mutter aller Hütten“
Ab in die urige Sessellift-Anlage, von wo aus man in weniger als zehn Minuten rauf zur Bellevue-Alm kommt. Ein guter Rat: Warm anziehen, die Luft kann eisig sein! In der kuscheligen Bellevue Hütte, die fast 600 Jahre alt ist, saß übrigens auch schon Billy Wilder. Und während sie im Sommer mit einem Naturpool lockt, ist die große Hütte im Winter unheimlich gemütlich. Einfach an den riesigen Kamin setzen, Rotwein trinken und Käse- oder Fleischfondue essen. Danach geht’s mit dem Schlitten (bei Flutlicht bis 24 Uhr) zurück ins Tal – ein Ausflug zur Bellevue-Alm ist also die optimale Mischung aus Wohlfühloase und Winteraction. Perfekt, um anschließend müde ins Bett zu fallen.
Bellevue-Alm | Bellevue Alm Weg 6, 5640 Bad Gastein | täglich 10.30–24.00 Uhr
10:00 Uhr Heilstollen im Radhausberg oder raus in die Natur
Wer länger als zwei Tage bleibt, hat nicht so sehr die Qual der Wahl wie alle, die nur für ein Wochenende kommen – denn Bad Gastein hat so unglaublich viel zu bieten. Mal abgesehen von dem angeschlossenen Skigebiet, der am höchsten gelegenen Hängebrücke Europas und den mystisch-schönen Belle-Époque-Gebäuden, gibt es auch eine ganz besondere Einzigartigkeit: Die Heilstollen im Radhausberg. Hier fährt man mit einer kleinen Bahn zwei Kilometer in den Berg, wo die Kombination aus Luftfeuchtigkeit, dem Edelgas Radon und die Wärme nicht nur für eine zellverjüngende Kur sorgen, sondern auch bei Neurodermitis und anderen Erkrankungen helfen. Absolut empfehlenswert und tatsächlich weltberühmt.
Gasteiner Heilstollen | Heilstollenstraße 19, 5645 Bad Gastein | 9.Januar – 24.November 2017, Montag – Freitag: 08.00–17.00 Uhr, Samstag: 08.00–12.00 Uhr | Mehr Info
Für alle, die lieber nochmal raus in die Natur wollen, bevor es zurück in die Stadt geht, sei Sportgastein wärmstens empfohlen, das nur 15 Autominuten vom Stadtkern entfernt liegt, aber sich bereits im Nationalpark Hohe Tauern befindet – und das spürt man auch. Ob zum Ski fahren, wandern oder einfach Energie tanken: Sportgastein ist ein Traum und wenn auch noch Schnee liegt, ein unvergleichliches Winter Wonderland.
16:00: Uhr Eine letzte Einkehr – das Café Schuh
Zurück auf die Kaiser-Wilhelm-Promenade und ab ins Café Schuh, denn hier gibt es den fluffigsten Topfenstrudel ever. Und während man den nascht, lässt man sich einfach von Besitzer Remo auf ein Glas Prosecco einladen.
Bad Gastein, das liegt irgendwo zwischen Zeitreisen und Heimkommen. Selten kann ein Ort so verzaubern, indem er sich neu erfindet und sich gleichzeitig in vielerlei Hinsicht so treu bleibt. Urig, traditionell und trotzdem sehr modern. Das ist eine Balance, die gar nicht mal so einfach ist – doch Bad Gastein is a magical magical place.