Bye bye, Bald Neu – du wirst mir so fehlen!
An meiner Pinnwand hängt ein vergilbtes Foto, darauf sitzt mein 20-Jähriges Ich vor dir. Beziehungsweise dem Café, das hier drin war, noch bevor du einzogst: das Café Prasserie. An diesem Ort begann und endete meine Kellner-Karriere, vor allem aber begann hier meine Untergiesing-Liebe, die bis heute nicht endete. Liebes Bald Neu, du hast ein paar Sachen aus der Prasserie übernommen. Das war schön, denn so konnte ich mich immer ein bisschen an früher erinnern. Die Theke steht immer noch am selben Platz. Oder sollte ich sagen stand. Denn heute hast du bekannt gegeben, dass du zumachen wirst – und ich weiß wirklich nicht, wie ich ohne dich hier überleben soll.
Ich weiß gar nicht, wo ich jetzt hin soll. Ich bin verliebt in deinen Kaffee, deinen Käsekuchen, die Schokotarte nicht zu vergessen! Ich bin verliebt in die Zeit bei dir, die ganz lautlos und weich vorüberging, sobald man bei dir war. Ich bin verliebt in Sommertage auf deiner Terrasse an der Kreuzung Freibad- und Sommerstraße. Ich bin aber auch in deine Wintertage verliebt, an denen man sich nach einem Isarspaziergang immer noch hervorragend bei dir aufwärmen konnte. Und ich bin schrecklich verliebt in deinen Hund.
Du wirst nun neue Wege gehen – und bis zu deinem letzten Tag, am 29. Januar, würde ich am liebsten täglich bei dir sein. Ich möchte deine Stühle kaufen, deine Tische, ich möchte die Theke mit nach Hause nehmen und sie an meine Pinnwand hängen. Ich möchte den Käsekuchen aufessen und deinen Kaffee daheim bunkern – ist zwar nicht dasselbe, als ihn bei dir zu trinken, aber zumindest habe ich dann noch etwas von dir, das bleibt. Ein Café zu sein ist natürlich nicht immer einfach, es bedeutet viel Arbeit und Zeit und Energie. Deshalb verstehe ich deine Entscheidung, aber das macht es in diesem Moment auch nicht besser. Bye bye, Bald Neu – du wirst mir so fehlen!