Bahnwärter, Blitz & Co: Warum ist Subkultur in München so teuer?
Es tut sich was. Gerade bewegt sich in der Münchner Subkultur ja Einiges. Nicht nur die Zirkuszelte und ausrangierte Transportmittel von Daniel Hahn sind auf einmal in unser Blickfeld auf stillgelegte Brücken gehoben worden, sondern jetzt gibt es auch einen Elektro-Club im Deutschen Museum und ein Container Lager am Ostbahnhof.
Das freut die Szenemenschen und das Image der Stadt. Bei dem nächsten Ausflug in die Hauptstadt, können auch wieder neue Rechtfertigungsargumente für seinen bonzigen Wohnort gebracht werden. Der Vergleich bleibt leider genauso langweilig wie jede Podiumsdiskussion zu diesem Thema.
Breitere Subkultur – ja, geil. Aber verdammt, warum kostet alles gleich 14 Euro?
Bier zu Wiesnpreisen beim Container Collective
Breitere Subkultur – ja, geil. Aber verdammt, warum kostet alles gleich 14 Euro? Wir alle wünschen uns Freiraum. Platz für Kunst und Kultur. Abwechslung und Alternativen. Doch wie alles in dieser Stadt muss dies teuer bezahlt werden. Bier unter drei Euro? Eine Rarität, aber: Gibt es! Zum Beispiel beim neuen Container Collective kostet ein Pils 2,50 Euro. Die gekühlten zwei Schlucke werden in handlichen 250 ml Flaschen verkauft. Hochgerechnet zahlt man also genauso viel für sein Bier wie auf dem Oktoberfest. Prost.
Pleiteabend im Bahnwärter Thiel
Bahnwärter Thiel kostet zwölf Euro Eintritt. Oft auch mehr. Und was sollen bitte die beschissenen Getränkemarken? Die erinnern einen nur am nächsten Tag, dass alle Scheine im Geldbeutel weg sind, man kein Bargeld mehr hat – dafür aber sieben Euro in kleinen, weißen Plastikkreuzen. Damit kann man sich leider auch nicht seine Hang-over-Sonntags-Margarita bestellen. Trotzdem rennen alle in den Viehhof. Stopfen und stapeln sich in dem Waggon. Zum Tanzen ist es meistens zu voll.
Trotzdem rennen alle in den Viehhof. Stopfen und stapeln sich in dem Waggon. Zum Tanzen ist es meistens zu voll.
Zugegeben sind wir alle froh, dass es diesen Daniel Hahn gibt. Und es ist schon verdammt cool, was von Wannda auf die Beine gestellt wird. Ob Kutter oder Krimskrams. Viel Liebe zum Detail wird in die Dekoration gesteckt. Waghalsige Projekte verwirklicht und möglichst kreativ umgesetzt. Ein bisschen Abenteuerland, Spielwiese, ein bisschen Märchenwald. Ein eigenes Zirkuszelt, Zugführer und jetzt auch Kapitän – hoffentlich hatte Daniel Hahn als er jung war viel Zeit zum Schlafen, damit er noch weitere Kindheitsträume verwirklichen kann.
Come as you are im Blitz?
Die Bob Beaman und Kong Fusion – das neue Blitz – verkündet in seiner Pressemitteilung "keine Gästeliste" und "alle sind willkommen". Die Zukunft wird zeigen, wie viel hingeblättert werden muss, um wirklich willkommen zu sein.
Vielleicht ist es auch einfach naiv, alternativ mit dem Gegenteil von Kommerz zu verbinden. Betriebswirtschaftliche Grundlagen sind ja bekannt. Nachfrage bestimmt Angebot. Und das alternative Angebot ist in München halt trotzdem recht überschaubar, sodass sich der Gleichgewichtsgewichtspreis dann eben auf einen zweistelligen Betrag einpendelt.
Die Zukunft wird zeigen, wie viel im Blitz hingeblättert werden muss, um wirklich willkommen zu sein.
Alternativen gibt es im Millionendorf für Nicht-Millionäre abseits der alternativen Subkultur ja doch. Live Musik macht im Import Export auch Spaß. Coole und oft kostenlose Ausstellungen gibt es auch im Kösk oder im Farbenladen. Keinen Eintritt und Abdancen kann man im Unter Deck oder Awi. Trotzdem werden wohl auch wir weiterhin für einen Abend unser Sparschwein schlachten, um mit an Bord zu bleiben.