Vom Saunaclub zur Bar: Das Nachtbad eröffnet in der Müllerstraße
Es ist schon eine ganze Weile her, als ein Raunen durch die Müllerstraße und eigentlich ganz München ging. Die Zeitungen berichteten mit der Sicherheit, die man nur haben kann, wenn man eigentlich nicht sicher ist, aber unbedingt ganz sicher sein will. Die Schlagzeile: Sido eröffnet eine Bar in München.
Eineinhalb Jahre später ist es dann soweit. Der ehemalige Saunaclub „M54“ heißt ab Freitag ganz offiziell „Nachtbad“. Sido ist tatsächlich involviert, aber was genau sein Part ist, hängt das Team nicht an die große Glocke. Aber das ist uns auch eigentlich gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, was sich nun hinter dem schmalen Eingang verbirgt, über dessen Tür noch immer der Schriftzug des Vorgängers prangt.
Schon im Treppenhaus auf dem Weg nach unten wird man von großflächig illustrierten Wänden empfangen und bevor man die eigentlichen Räumlichkeiten betritt, muss man noch vorbei an alten Spinden, einer Badewanne und – Freude! – einem Fotoautomaten. Der Laden ist so groß und verwinkelt, dass man sich fast verlaufen kann. Also richtig viel Raum, den es zu bespaßen gilt. Kein Problem, denn die Bar hat nicht nur einen, sondern gleich drei Tresen in drei verschiedenen Räumen.
Obwohl das Nachtbad wenig mit dem Vorgänger „M54“ gemeinsam hat, erinnert das ein oder andere Einrichtungsstück an die Vergangenheit des Saunaclubs. Seien es die zu einer Wasserwand aka Brunnen umfunktionierten Duschen oder das DJ Pult, das einer Saunakabine gleicht. Alte Spinde wurden zu Kunstinstallationen umfunktioniert. Überhaupt durften sich hier viele junge Kreative austoben und dürfen das auch in der Zukunft – der Laden soll sich gerne immer wieder verändern.
Genau um dieses Austoben soll es nicht nur in Sachen Einrichtung gehen. Musikalisch hält sich die Nachtbad-Crew alle Optionen offen und legt sich absichtlich nicht auf irgendein bestimmtes Genre fest. Genauso soll der Laden auch eine Bar für Alle sein und nicht nur ein bestimmtes Klientel anlocken. Jeder, der Bock auf einen lustigen Abend und eine entspannte Zeit hat, ist herzlich willkommen. Wow. Wenn das wirklich klappt, klingt das nach einer Wohltat in Münchens Ausgeh-Szene.
Eben so durchgemischt wie die Gäste sein sollen, sind auch die Betreiber – übrigens definitiv keine Unbekannten in Münchens Gastro-Szene. Da wären Mitja Lafere, Bene Mayr, Nadja van Mark und Sebastian Erlenmaier, die schon mit der „Schorsch Bar“ Maßstäbe für "entspanntes Trinken" gesetzt haben. Dazu kommen noch John Hohberg, der nur gute 100 Meter weiter das Beverly Kills betreibt. Konstantin Graf von Keyserlingk von der „Distillers Bar“, Simon Gerber, der sich um das Marketing kümmert und Alex Mallios und Simon Erdmann von Love Harder, die für Events und den kreativen Part verantwortlich sind. Die geballte Ladung Kompetenz also.
So sehr wir uns auf eine neue spannende Bar freuen, ist auch immer ein kleiner fader Beigeschmack dabei. Erstens muss sich das Nachtbad – wie alle anderen Bars der Stadt und vor allem in der Müllerstraße – an strenge Vorschriften halten. Ohne Silencer vor der Tür und bauliche Lärmschutzmaßnahmen geht auch hier nichts. Trotz DJ ist und bleibt der Laden eine Bar und ist ganz bewusst kein Club.
Zweitens war die vorherige, sagen wir mal Lokalität, über lange Zeit eben einer jener Läden, die das Glockenbach als Schwulenviertel beziehungsweise Zentrum der Münchner LGBT-Szene ausgemacht haben. So sehr wir uns über Zuwachs in der Münchner Barszene freuen, wäre es trotzdem wünschenswert, wenn nicht immer das eine das andere verdrängen müsste.
Wenn das Nachtbad allerdings hält, was es verspricht, werden hier sowieso alle zusammen eine gute Zeit haben. Daher wünschen wir dem Nachtbad nicht nur einen feucht-fröhlichen Start, sondern auch viele entspannte und spaßige Nächte. Und mindestens so entspannte und spaßige Nachbarn. Und nicht vergessen: Was der Bademeister sagt, ist Gesetz!
Nachtbad | Müllerstraße 54, 80469 München | Eröffnung: 13./14. Januar, jeweils ab 19.00 Uhr | Mehr Info