Revival of the fittest – Wie der Olympiapark wieder cool wurde
1972 war nicht nur die Münchnerin Hilde Kulbach auf dem Cover des ersten deutschen Playboys, nein, es waren auch Olympische Spiele in München! 45 Jahre ist das her und der Olympiapark steht noch heute da wie eine Eins und zerbröselt im Gegensatz zu vielen anderen Olympia-Anlagen und Playmates nicht langsam zu Staub. Man sieht ihm sein Alter nicht an – er könnte noch heute problemlos Magazin-Cover zieren. Sozusagen ein Paradebeispiel visionärer Architektur. Einziges Problem bei all dem Lob: Irgendwie ist es gar nicht mal so cool hier. Oder?
Sportfeste, Tollwood, Sealife, Flying Fox und Holiday on Ice: Dinge, die so visionär sind, wie ein Bubble-Tea-Laden im Jahr 2017.
Der Job als PR-Agentin des Olyparks wäre mein Albtraum. Da müsste ich dann vermutlich von vorbildlicher Nutzung, buntem Potpourri an Events und familienfreundlicher Atmosphäre sprechen und das alles natürlich nicht „nur sagen, weil ich dafür bezahlt werde, höhö.“ Dazu würde ich meine farbenfrohe Broschüre zücken und irgendwas von Sportfesten, Tollwood, Sealife, Flying Fox und Holiday on Ice quatschen. Also Dinge, die so visionär sind, wie ein Bubble-Tea-Laden im Jahr 2017.
Ich kann nicht genau sagen, warum mein Bild vom Olympiapark so angestaubt ist. Ich habe immerhin hier studiert, im grandiosen Olydorf gefeiert, geknutscht und gelacht, bin aufs höchste Dach geklettert und habe vom höchsten Punkt des Olybergs Konzerten gelauscht und die Aussicht genossen. Trotzdem kommt mir der Park selten in den Sinn, wenn ich irgendwem München-Tipps geben soll – und immerhin ist das mein Job.
Mein Job ist es allerdings auch, auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein, wenn es um München geht und nicht vom Olympiapark im Jahr 2011 zu faseln, als ich da noch öfter rumgehangen bin. In Internetjahren ist das nämlich noch mehr als in Hundejahren.
Der Olypark ist nicht nur ein Hochglanz-Postkarten-Motiv mit weichgespültem Freizeitprogramm für gelangweilte Umland-Bewohner.
Daher wird es Zeit mal an der bunten Broschüre der Olympiapark GmbH vorbei zu schielen. Dann erkennt man nämlich, dass der Olypark nicht nur ein Hochglanz-Postkarten-Motiv mit weichgespültem Freizeitprogramm ist. Und schon gar nicht nur ein Ort für gelangweilte Umland-Bewohner, die gerne Hot-Dogs essen, die nach Pappe schmecken und – wie ich als Olypark-PR-Frau sagen würde – „ein bisschen Abwechslung in den tristen Alltag“ bringen wollen, sondern vor allem eines: Gar nicht mal so uncool.
Niemand Geringeres als das tolle Café Kubitschek und der Weltmeister – äh Waldmeister aus der Maxvorstadt – haben hier mit dem Bob im Park und dem Saluti da Capri ihre Sommerresidenzen aufgeschlagen. Alles andere als neu, gerne völlig überlaufen, aber trotzdem schön: das Theatron. Dazu kommt die größte Beachvolleyball-Anlage weit und breit und seit neuestem feiern sogar die lässigen Kids von Hytop ihre Open Airs im Olympiapark. Und schwupps, hat das Areal rund um den Olympiaturm wieder den Weg auf meine innere München-Landkarte gefunden.
Auf einmal werden auch Dinge, wieder interessant, die es sowieso schon immer gab, aber leider meiner ausgeprägten Olypark-Ignoranz zum Opfer gefallen sind.
Das Schönste dabei: Auf einmal werden auch Dinge, wieder interessant, die es sowieso schon immer gab, aber leider meiner ausgeprägten Olypark-Ignoranz zum Opfer gefallen sind. Der allwöchentliche Flohmarkt in der Parkharfe des Olympiastadions zum Beispiel, oder die wechselnden Bemalungen der Studentenbungalows und ganz weit vorne das günstige Bier in der Bierstube. Wenn ich so drüber nachdenke, könnte ich vielleicht doch die PR-Frau für den Olypark werden. Ist nämlich ziemlich cool hier, und das sage ich jetzt nicht nur, weil das mein Job ist!