Kunst, Kulinarik & Kunterbuntes: Ein Rundgang durchs Werksviertel
Der Einstieg ins neue Werksviertel Mitte, dem ehemaligen Kunstpark Ost-Gelände, ist gemacht: Das Container Collective, das direkt an der Friedensstraße liegt, ist inzwischen vielen ein Begriff. In und auf den mit Street-Art verzierten Schiffscontainern zeigt sich München von einer seiner kreativsten, urbansten und chilligsten Seiten. Mit Café und Zimtschnecke von der „Kaserne de Janeiro“ in den Liegestühlen fläzen oder oben auf dem Sonnendeck der Bar of Bel Air wunderbare Aussichten zum lecker Salat oder lecker Drink genießen.
Aber was passiert jenseits des Entrees? Man weiß, es wird groß gebaut, unter anderem Münchens neuer Konzertsaal. Doch das Viertel ist aktuell bereits absolut besuchenswert. Wer nicht gleich im Chill-Bereich des Container Collectives hängen bleibt, erlebt ein kreatives wie kunterbuntes Quartier mit Boards, Bartendern und Baustelle, Senioren, Start-ups und Schokolade, Asia, Ateliers und Allesmöglichanderem. Zeit für einen kleinen Rundgang!
Zum Auftakt gibt es also Kaffee und Drinks, Bartender Schule und Radio. Das ist cool und lässig, aber besonders schön ist es zu sehen, dass schon wenige Schritte weiter ein Seniorentreff in einem der Container zu Hause ist. Das Collective ist eben kein isoliertes ‚Jugend-Ghetto’. Es mischt. Und das ist der Masterplan des gesamten Viertels.
Alt trifft neu – jung trifft alt
Zur Linken taucht das Werk 3 auf, wo sich der „Alt trifft Neu“-Gedanke architektonisch widerspiegelt. Die ehemalige Pfanni-Produktion wurde kernsaniert und beherbergt jetzt luftige Lofts, extrem attraktive Büros, teilweise mit einer Raumhöhe von viereinhalb Metern. Eingezogen sind hier unter anderem Avantgarde, einer der erfolgreichsten Kreativagenturen Deutschlands. Oder Modal M, einem Team aus Architekten und Designern.
Klingt nach Geld und Gentrifizierung? Gentrifizierung bedeutet Verdrängung, aber was hier im Werksviertel passiert, steuert dem entgegen: Die erfolgreichen Agenturen und Unternehmen subventionieren mit ihrer Miete die Miete derer, die es sich nicht leisten können.
Im Werk 3 findet man so zum Beispiel auch die whiteBOX auf 2000 m2 Atelierfläche und großen Räumlichkeiten für Ausstellungen, die man jederzeit kostenlos besuchen kann. Übrigens: Wer die whiteBOX fördern will, kann Flurpate werden: Für 8 Euro pro Monat findet man seinen Namen auf einem Quadratmeter wieder und bekommt exklusive Previews und Führungen.
Die erfolgreichen Agenturen und Unternehmen subventionieren mit ihrer Miete die Miete derer, die es sich nicht leisten können.
Im Werk 3-Erdgeschoss kann man dann hervorragend im Khanittha thailändisch essen oder im Chocion fair produzierte Schokolade in jeglicher Variation genießen. In der kleinen Schoko-Manufaktur gibt es neben der riesigen Pralinenauswahl Individuelles wie Bierflaschen aus Schokolade – und vor allem auch sensationelles Eis.
Hinter dem Werk 3 wird die Nachtkantine und das Technikum renoviert – und mit dem Werk 4, dem ehemaligen Pfanni-Kartoffelsilo, noch eins drauf gesetzt – oder besser gesagt 24, denn so viele Stockwerke kommen hier on top. Die Erweiterung wird gigantisch und während oben der Luxus einzieht, kommen unten Jugendherberge und Kletterhalle unter. Dahinter co-worken im Werk 1 (gefördert vom Bayerischen Staat) Start-ups und Selbstständige. Und dann ist da natürlich noch die große Baustelle, auf der bis 2020 die neue Konzerthalle für die Symphoniker entstehen wird.
Das Werksviertel Mitte bietet regelmäßig Führungen an, die auf der Facebook-Seite angekündigt werden. Wie das so unter Journalisten ist, habe ich mir von Kollegen Daniel Wiechmann die Viertel-Geschichte und -Geschichten erzählen lassen. Er ist einer der großen München-Kenner und hat das erste Werk Magazin verfasst: 106 absolut lesens- wie sehenswerte Seiten, die das Thema Urbanität von den unterschiedlichsten Blickwinkeln angehen. Macht euch also am besten ganz schnell selbst ein Bild.
Werk 3 | Atelierstraße 10–18, 81671 München | Mehr Info