Essen wie im Sternelokal: Unser Geheimtipp in der Amalienpassage
Edit: Dieser Artikel stammt ursprünglich aus dem Jahr 2017. Mittlerweile isst man im Sparkling Bistro nicht mehr nur "wie" im Sternelokal. Im Jahr 2020 hat der Guide Michelin Jürgen Wolfsgruber und sein Restaurant zum ersten Mal mit einem Stern ausgezeichnet. Seit unserem letzten Besuch hat sich also einiges getan, sodass einige Infos zu Menü und Co. eventuell nicht mehr auf dem neuesten Stand sind. Wir hoffen, euch bald einen neuen Artikel präsentieren zu können und empfehlen euch den Besuch – wenn es mal etwas wirklich Besonders sein soll – aber so oder so.
Seien wir doch mal ehrlich: Wenn wir essen gehen, suchen wir uns die Location gerne nach folgenden Kriterien aus: Cooler Name, fancy Einrichtung und fotogene Speisen. Dann reservieren wir uns einen Tisch für eineinhalb Stunden (weil länger geht nicht), machen drei Fotos, müssen unser Gegenüber anschreien, weil es so laut ist und haben am Ende alles außer einen entspannten Abend. Aber Hauptsache, wir können den neuen, coolen Laden von unserer Bucket-List streichen.
Dabei sollte es beim Restaurantbesuch doch um etwas ganz anderes gehen. Um Entspannung, ums Zurücklehnen und um die Sicherheit, dass etwas Gutes, vielleicht sogar Hervorragendes auf dem Teller landet. Und wisst ihr was? Große Überraschung: Dafür braucht das Lokal keinen pseudo-coolen Namen und auch keine durchgestylte Einrichtung, sondern im Idealfall einfach nur jemanden, der sein Handwerk versteht und mit Überzeugung dabei ist. Und jetzt die gute Nachricht: Wir haben dieses Lokal gefunden, auch wenn es gut versteckt in der Amalienpassage in der Maxvorstadt liegt.
Eines vorweg: Das Sparkling Bistro ist kein Studenten-Imbiss für jeden Tag. Wenn man hier essen möchte, dann kommt man mit zwanzig Euro pro Person nicht hin. Für den Otto-Normalverbraucher fällt ein Besuch eher in die Kategorie "besonderer Anlass", aber dann lohnt es sich so richtig. Denn was hier auf die Teller kommt, hat Sterne-Qualität – ohne, dass offiziell einer vorhanden wäre, aber ob sich der Guide Michelin nun an der Tür verewigt hat oder nicht, ist sowieso zweitrangig.
Viel wichtiger ist die Tatsache, dass man hier weit entfernt ist von der Massenabfertigung, die in vielen Münchner Restaurants stattfindet. Die Zutaten für die Gerichte kommen von kleinen Familienbetrieben und gegen eine klassische Speisekarte hat sich der Koch lange und sehr erfolgreich gewehrt. Dafür nimmt er dem Gast mit seinen feinen und durchdachten Menüs die Entscheidung ab. Ihr müsst eigentlich nur wissen, ob ihr euch drei, vier oder doch gleich fünf Gänge gönnen wollt.
Ein paar Klassiker wie Wiener Schnitzel oder Tafelspitz stehen trotzdem auf der Karte und beim Überfliegen stellt ihr schnell fest: Da steht ein Österreicher am Herd, der vor allem der klassischen Küche frönt, diese aber raffiniert verfeinert: Glasierter Rehbock mit Steinpilzen und Salzzwetschge, konfierte Gebirgsforelle mit Fenchel und Ingwer oder marinierte Entenleber mit Mais und Salzkaramell. Dazu bekommt ihr gleich die passende Wein- oder – wenn's eh scho wurscht ist – auch Champagner-Begleitung empfohlen.
Klingt nicht nur nach gehobener Küche, ist es auch. Schon nach dem ersten Bissen und dem ersten Schluck wird einem das klar. Kochen ist eine Kunst und hier ist nicht nur ein talentierter Künstler am Werk, sondern auch jemand, der das nötige Handwerk dazu mehr als versteht. Aber – und dieses aber sollte ich eigentlich in Großbuchstaben schreiben – im Sparkling Bistro herrscht keine stocksteife "Wir-tragen-unsere-Nase-ganz-weit-oben"–Stimmung. Hier erwartet euch eher eine zurückhaltend-höfliche Atmosphäre, in der man sich gut aufgehoben, aber eben nicht total abgehoben fühlt.
Der Chefkoch kommt persönlich an den Tisch und erklärt nicht nur, was er zubereitet, sondern auch, was er sich dabei gedacht hat. Dabei trägt er ausgewaschene Jeans und ja, es kann gut sein, dass die Kochjacke mal einen Fleck hat. Ein Malerkittel bleibt ja bekanntlich auch nicht weiß. Aber gut, bei der Kochkunst, die ihr hier präsentiert bekommt, braucht es auch kein Chi-Chi oder Schnickschnack, denn die Qualität überzeugt.
Das Fleisch ist zart, die Geschmäcker der Zutaten harmonieren wunderbar und irgendwie erinnern die Gerichte immer ein bisschen an die österreichische Oma, die man nie hatte (ich schon, aber meine konnte leider nicht so gut kochen). Dafür sorgen zum größten Teil simple, aber qualitativ hochwertige Zutaten kombiniert mit den nötigen Skills der Küchencrew und natürlich der Leidenschaft für das, was man tut.
Die Menüs im Sparkling Bistro sind der beste Beweis dafür, dass es nicht auf coole Namen, abgedrehte Zutaten oder Foodtrends ankommt und schon gar nicht auf aufgesetzten Service, dicke Autos vorm Restaurant und Sterne an der Eingangstür, auch wenn am Nebentisch öfter mal der ein oder andere Wirtschaftsboss sitzt. Aufrichtiges Interesse am Gast und an der Arbeit sind da viel nachhaltiger und wenn ihr mir nicht glaubt, dann vielleicht den Tripadvisor Bewertungen, die ausschließlich mit fünf Sternen zu Buche schlagen. Oder halt! Noch eine bessere Idee: Ihr schlachtet das Sparschwein und reserviert euch sofort einen Tisch!
Unbedingt probieren // Lasst euch einfach überraschen.
Vegetarisch // Vegetarier haben es nicht so leicht, aber die Küche geht auch auf Sonderwünsche ein.
Mit wem gehst du hin // Mit dem ganz besonderen Date.
Lärmfaktor // Bis auf französischen Chanson im Hintergrund ist es eher ruhig.
Besonderheit des Ladens // Die unfassbare Qualität der Speisen!
Sparkling Bistro | Amalienstraße 89, 80799 München | Montag – Freitag: 12.00–14.30 und 18.30–21.30, Samstag: 18.30–22.00 Uhr | Mehr Info
Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung!