Fine-Drinking in der Müllerstraße: Das neue Trisoux
Müllerstraße 41. Über zwanzig Jahre lang war das die Adresse der Schwulenkneipe "Bau" – bis im Februar die Türen zu und die Lichter ausgingen. Dann war es lange dunkel. Zumindest bis sich letzte Woche genau jene Türen heimlich, still und leise wieder öffneten. Dahinter erinnert allerdings nichts mehr an die ehemalige Szenekneipe, denn die neuen Betreiber haben in dem Lokal fünf Monate abgerissen, tapeziert, gestrichen, geschraubt und gewerkelt. Das Ergebnis: Eine stylishe Fine-Drinking-Bar namens Trisoux.
Bevor wir auch nur ein weiteres Wort über die Drinks, den Namen oder die Betreiber der neuen Bar verlieren, müssen wir allerdings über das Interieur – genauer gesagt die Decke – sprechen. Denn die ist definitiv einzigartig in München: 7500 Vierkant-Fichtenhölzer zieren wellenförmig die Decke im vorderen und hinteren Bereich des Trisoux. Der Begriff Eyecatcher ist in diesem Zusammenhang maßlos untertrieben, denn die Konstruktion des Kopenhagener Architekten – und Cousin von Betreiber Ben Bauer – ist wirklich beeindruckend und wir sind froh, dass der Münchner Brandschutz keine Einwände hatte.
Bei den zusammengerechnet 3,4 Kilometern Holz, die die Decke zieren, ist aber noch längst nicht Schluss. Die Wand links von der Bar ist mit echtem Moos verkleidet und das florale Motto findet sich dann spätestens im Untergeschoss wieder, mit indirekt beleuchteten Farnen und Dschungeltapeten im Toilettenbereich. Die drei Betreiber Philipp Fröhlich, Ben Bauer und Gustav Großmann haben definitiv nichts dem Zufall überlassen – und schon gar nicht in Sachen Drinks, denn keiner von ihnen ist ein unbeschriebenes Blatt in der Münchner Barszene.
Philipps Kreationen kennt vielleicht der ein oder andere aus dem Herzog oder aus seiner Zeit als Barchef im Home in der Amalienstraße – übrigens genau gegenüber von der Sehnsucht Bar, dessen Chef sein Partner Ben Bauer ist. Wie gesagt, hier wird nichts dem Zufall überlassen und wenn man mal einen Blick auf die Karte wirft, darf man sich ausschließlich auf Eigenkreationen freuen, die Namen tragen wie "Kashmir Fizz", "Darkside of the Moon" oder "Wolfenbüttel Moped Club".
Spätestens, wenn Philipp in seiner dunklen Barjacke den Lychee-Schaum auf das Keramikgefäß, das aussieht wie eine Bambusstaude, sprüht, wird einem klar: Hier werden nicht wahllos Schnäpse und Filler zu lieblosen Longdrinks zusammengeschüttet, sondern Drinks mit Anspruch gemixt – Stichwort: Fine-Drinking. Dabei sichert man sich am besten einen Platz direkt an der Bar, denn von hier aus kann man perfekt zuschauen.
Wer lieber etwas mehr Privatsphäre bevorzugt, kann sich in den hinteren Teil des Trisoux verziehen und sich einen Platz an den niedrigen Tischen suchen. Und wenn ich vorhin behauptet habe, dass hier wirklich nichts mehr an den Vorgänger erinnert, dann stimmt das auch. Einzig das "Glory Hole" – bitte googelt selber, falls ihr nicht wisst, worum es geht – im Untergeschoss ist erhalten geblieben. Es befindet sich in der Tür zum ehemaligen Darkroom, in dem ihr am Wochenende eine zweite, kleinere Bar und Raum für Privatfeiern findet. Apropos Darkroom: Der Name Trisoux ist eine Schöpfung aus den französischen Wörtern "trois" und "bisou" – also, der Kuss zu dritt.
Obwohl wir wie viele andere auch die Entwicklung in der Müllerstraße mit einer gewissen Skepsis betrachten, – immerhin hat mit dem Bau eine weitere alteingesessene Schwulenkneipe geschlossen – ist es beeindruckend, was das Trisoux-Team aus den Räumlichkeiten erschaffen hat. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, schaut am besten zur großen Eröffnung am 28. Oktober 2017 ab 20 Uhr vorbei und gönnt sich einen Welcome Drink!
Unbedingt probieren // Lasst euch am besten von Philipp höchstpersönlich beraten.
Mit wem gehst du hin // Mit dem anspruchsvollen Date.
Lärmfaktor // Im hinteren Bereich geht es etwas ruhiger zu als vorne. Musikalisch legt sich die Crew nicht fest: Von Hip-Hop, über Funk bis Pop und elektronischem Sound kann alles dabei sein.
Preise // Cocktails 10 bis 13 Euro.
Besonderheit des Ladens // Im Untergeschoss erinnert das "Glory Hole" an die ehemalige Schwulenkneipe Bau.
Trisoux | Müllerstraße 41, 80469 München | Montag – Donnerstag: 19.00–01.00 Uhr, Freitag & Samstag: 19.00–03.00 Uhr, Sonntag: 19.00–24.00 Uhr | Mehr Infos