Kleine, geile Firmen #19 – Yogamatten aus Müll von hejhej-mats

© Hejhej-Mats

Bewusster und nachhaltiger leben zu wollen ist mittlerweile ein Wunsch von vielen. Gerade in der Yogaszene, wo viele mit Glas- statt Plastikflasche zum Unterricht gehen und sich in Fairfashion auf der Matte austoben, wird ein nachhaltiger Lebensstil groß geschrieben. Sophie und Anna, die Köpfe hinter dem Start-up hejhej-mats ging es ähnlich – bis sie herausgefunden haben, dass ihr Standard bei der Yogamatte Halt machte.

Zwischen Matte und Masterstudium in Malmö im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement ging den beiden dann ein Licht auf – und hejhej-mats wurden geboren. Ein Start-up, das Yogamatten aus Müll produziert und es gleichzeitig möglich macht, diese nach Gebrauch zurückzugeben, um den kompletten Recycling-Kreislauf zu schließen. Die dazugehörige Crowdfunding-Kampagne läuft seit noch bis zum 31. Oktober 2017.

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Warum fiel die Wahl auf Yogamatten und nicht auf ein Produkt, das jeder Mensch täglich verwendet?

Sophie: Wir haben nicht nach einem Produkt gesucht, das man unbedingt braucht, sondern uns aus einem bestimmten Grund viele Gedanken über Yogamatten gemacht: Eine Kunstausstellung in Schweden hat aufgezeigt, wie viele Leute, die Yoga praktizieren, auf Nachhaltigkeit pochen, aber selbst umwelt- und gesundheitsschädliche Matten benutzen. Da wir selbst zu dem Zeitpunkt Nachhaltigkeitsmanagement in Malmö studierten, gingen unsere Überlegungen direkt auf der Matte los, denn alle, die es derzeit auf dem Markt gibt, erfüllen nicht unsere Standards und Wünsche. Deshalb machen wir es nun selbst.

Außerdem ist die Nutzung von natürlichen Ressourcen unserer Meinung nach keine dauerhafte Lösung, denn der Planet ist irgendwann am Limit.

Woraus bestehen denn gängige Yogamatten?

Meist aus PVC und Weichmachern, die schlecht für die Gesundheit sind. Bei der Entsorgung werden die meisten verbrannt, was wiederum chemische Stoffe freisetzt. Nachhaltige Alternativen gibt es zwar mittlerweile, beispielsweise Matten aus Natur-Kautschuk, allerdings wird dieser vor allem in Südostasien angebaut, wodurch ein langer Importprozess nicht zu umgehen ist. Außerdem ist die Nutzung von natürlichen Ressourcen unserer Meinung nach keine dauerhafte Lösung, denn der Planet ist irgendwann am Limit. Die Folge der hohen Nachfrage nach Kautschuk ist in Südostasien beispielsweise die, dass Regenwälder abgeholzt werden, um Plantagen zum Anbau anzulegen. Deshalb hat uns diese Alternative nicht überzeugt.

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Wie funktioniert euer Projekt im Detail?

Wir haben uns gegen die Nutzung neuer Ressourcen entschieden. Unsere Matten bestehen aus Schnittresten aus der Schaumstoffproduktion. Diese werden zerkleinert und gesäubert, bis am Ende eine fertige Matte daraus entsteht. Wenn sie alt und kaputt ist, ist es möglich, sie über ein Rücknahmesystem an uns zurückzuschicken, damit wir sie erneut auseinandernehmen und neue Matten produzieren können. Ein geschlossener Kreislauf. Dafür haben wir bereits die technischen Voraussetzungen, experimentieren allerdings gerade noch an mehreren Stellen.

Beim Begriff "Müll" denken viele wohl eher an Joghurtbecher anstelle Schaumstoff. Was könnt ihr zum Stichwort "Hygiene" sagen?

Wir arbeiten ausschließlich mit Pre-Consumer-Waste, das heißt mit Ware, die noch gar nicht beim Kunden war. Es handelt sich lediglich um übrige Ressourcen, die in der Industrie nicht weiter verwendet wurden. Daher können wir unseren hygienischen Standard einhalten.

Wir haben uns gegen die Nutzung neuer Ressourcen entschieden. Unsere Matten bestehen aus Schnittresten aus der Schaumstoffproduktion.

Inwiefern lässt sich eigentlich das Design beeinflussen, wenn die Matten aus Schaumstoffresten sind?

Wir können es nur teilweise beeinflussen. Am Anfang, als wir keine Ahnung hatten, wie der erste Prototyp aussehen würde, waren wir selbst positiv überrascht. Generell können wir beim Design variieren, das hängt damit zusammen, für welche Müllreste wir uns entscheiden, also beispielsweise, ob wir hellere oder dunklere Flocken verwenden. Am Ende kommt jedoch immer ein Unikat heraus, was wir richtig schön finden. Grob gesagt ist es jedoch möglich, zwischen einer hellen und einer dunklen Matte zu wählen.

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Wo können wir nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne die Matten kaufen?

Am Anfang ausschließlich über einen Online-Shop. Ab dem zweiten Jahr möchten wir mit verschiedenen Händlern und kleinen Läden koopieren, die ebenfalls nachhaltig arbeiten. In München gibt es viele schöne Läden und die Stadt ist jetzt, nachdem wir aus Schweden zurückgekommen sind, unsere neue Base.

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München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.

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