Vergnügte Viertel: Die Au damals und heute
München besteht aus insgesamt 25 Stadtbezirken, in denen wiederum oft mehrere Stadtteile zusammengefasst sind. Logisch, dass das nicht immer so war, schließlich hat sich die Stadt in den letzten 860 Jahren seit ihrer Gründung ordentlich verändert. Wie genau, das wollen wir euch in dieser Serie "Vergnügte Viertel" vorstellen die einzelnen Viertel historisch beleuchten und gucken, wo man sich hier heute vergnügen kann.
“Drunt in der greana Au, steht ein Birnbaum, schee blau.” Vielleicht kommt euch auch dieses ach so schöne Volkslied in den Sinn, wenn ihr an die Au denkt. Vielleicht aber auch eher die Auer Dult, der Mariahilfplatz und der leckere Kuchen im Cafe Hüller. Die Au, eingerahmt von Giesing, Haidhausen und der Isar, ist gemütlich und hat etwas dörfliches. Auch wenn sie gerade mal auf der anderen Isarseite vom trubeligen Glockenbachviertel liegt.
Damals: Hochwassergefahr und Fischfang
Die isarnahen Viertel, in denen wir jetzt alle so gerne wohnen wollen, waren in früheren Zeiten eher unbeliebt. Der Grund: Die Isar hatte immer wieder Hochwasser, was zu mehreren Katastrophen führte. 1813 stürzte sogar eine Brücke ein, dort wo heute die Ludwigsbrücke steht.
In der Au siedelten sich dementsprechend eher Arbeiter an, die feineren Herrschaften hielten sich in den befestigteren Gebieten zwischen Isartor und Sendlinger Tor auf. Der Auer Mühlbach war quasi die Lebensader der dort ansässigen Menschen.
Er lieferte die Energie für Maschinen und Mühlen und sein Wasser wurde für Gerbereien, Spinnereien und natürlich auch für die Brauereien und zur gewerbsmäßigen Fischzucht genutzt. Eigentlich war die Au damals so etwas, wie das erste Münchner Gewerbegebiet.
Dabei gehörte die Au gar nicht wirklich zu München, erst 1854 wurde die Vorstadt eingemeindet. Bis dahin ist sie die zehntgrößte eigenständige Stadt Bayerns gewesen.
Heute: Gentrifizierung und höchste Geburtenrate
Die Au wurde im zweiten Weltkrieg verhältnismäßig stark zerstört. In der Nachkriegszeit wurden deswegen relativ schnell recht einfache Mehrfamilienhäuser gebaut. Dazwischen finden sich aber nach wie vor auch zahlreiche renovierte Altbauschätze, für die man heutzutage auch gerne mal schwindelerregende Mieten zahlt.
Die Au ist heute im Gegensatz zu früher wahnsinnig beliebt. Das ehemalige Arbeiterviertel hat sich vieles seines dörflichen Charakters behalten und ist dennoch toll zentral und hat wegen der nahen Isar einen hohen Freizeitwert.
Mittlerweile ist sie so beliebt, dass die Gentrifizierung auch hier in vollem Gange ist. Bestes Beispiel dafür ist das ehemalige Frauengefängnis am Neudeck. Das Gebäude hat eine lange Geschichte. Ursprünglich war es ein Kloster der Paulaner-Mönche, nicht schwer zu erraten, wie die Paulaner-Brauerei entstanden ist. 1799 wurde das Kloster geschlossen und in das Frauenzuchthaus umgewandelt.
Drunt in der greana Au, steht ein Birnbaum, schee blau.
2010 entschied sich der Freistaat dann dafür, das Gelände zu verkaufen. Eine zeitlang sah es so aus, als ob der Zuschlag an die Obdachlosenzeitung BISS gehen würde, die hier ein Hotel eröffnen wollte. Dort hätten sozial benachteiligte Jugendliche eine Ausbildung machen können. Am Ende lief es so, wie so oft: ein privater Investor zahlte mehr und kaufte das Gelände, um hier nun Luxus-Eigentumswohnungen zu erstellen.
Und trotzdem: Die Au hat sich ihren Charme behalten. Auf der Auer Dult werden immer noch die gleichen Super-Duper-Sparschäler verkauft, im Museum Lichtspiele läuft immer noch die Rocky Horror Picture Show und die Café-Dichte ist immer noch angenehm überschaubar. Anders als im Schwestern-Stadtteil Haidhausen. Aber um den geht es dann ein andermal.
Die Au bildet zusammen mit Haidhausen den Stadtbezirk 5 “Au-Haidhausen”. Insgesamt wohnen hier rund 62.000 Menschen. Damit gehört der Bezirk zu den am dichtesten bewohnten Gegenden der Stadt. Mehr als 60 Prozent der Bewohner leben in Ein-Personen-Haushalten. Das liegt über dem Münchner Durchschnitt. Dennoch gibt es im Stadtbezirk 5 die höchste Geburtenrate.
Vergnügte Fakten
ESSEN
In der Sonne frühstücken im Pirlo | hausgemachten Kuchen im Solino bestellen | zu viel Wein in der Fattoria trinken | beste türkische Küche im Keko probieren | mit den Eltern in die Österia gehen | günstig Mittag essen im Henry hat Hunger | Kaffeekunst im Café Blá
TRINKEN
Bier trinken ohne Glockenbach-Schick im Schwarzen Hahn | Carlitos Minibar – die kleinste Bar des Viertels | bald im Crönlein auf der Terrasse Pastis bestellen
DRAUSSEN
Durch den leeren Kronepark schlendern | Sport machen auf dem Mariahilfplatz | Häuschen gucken unterm Nockherberg | den Auer Mühlbach entlang spazieren
KUNST
Die Rocky Horror Picture Show im Museum Lichtspiele gucken | super Theater im kleinen HochX genießen