Kleine, geile Firmen #33 – Die Rosinenpicker backen und liefern dir Kuchen

© Julia Sturm

In der Schellingstraße knistert und rumpelt es. Manchmal liegt auch schon ein wunderbarer Duft in der Luft – der Duft nach etwas Neuem. Nach frisch gebackenem Kuchen. Denn im Mai haben Die Rosinenpicker ihre neue Backstube in der Schellingstraße 15 bezogen. Von dort aus kümmern sie sich in Zukunft darum, dass auch jeder wirklich genau den Kuchen bekommt, der ihm schmeckt. „Dem Einheitskuchen die Stirn bietend“ – wie es so schön auf der Website heißt – backt Dana seit 2016 Unikate und beliefert Zuhause, Firmenevents, manchmal Hochzeiten und mittlerweile sogar das Lovelace oder das Lost Weekend mit ihren leckeren Kuchen.

Vom Sportstudium über ihren Job in der IT-Branche, durch die Leidenschaft für Kuchen, zum eigenem Start-Up. Danas Weg ist individuell und abwechslungsreich – wie die Kuchen, die sie backt. Inzwischen sind Die Rosinenpicker ein Dreiergespann. Als Konditorin Anna in Danas Freundeskreis auftauchte, wurde sofort ihre fachkompetente Unterstützung miteinbezogen. Luisa kümmert sich von Berlin aus um das Marketing.

Die Rosinenpicker
© Julia Sturm

Das Konzept der Rosinenpicker ist simpel, modern und urban. So etwas wie „der next step für den Bäcker“, erklärt Dana. Ein paar Klicks auf der Website führen zu individuell, je nach Geschmack zusammengestellten Kuchenkreationen. Das Wunderbare dabei: Irgendwie gehen die Kuchen der Rosinenpicker, auch ohne dass man selbst den Schneebesen schwingen musste, als selbstgebacken durch. Das Gefühl geben einem Anna und Dana, wenn sie ihre Einzelstücke mit so viel Liebe und Begeisterung backen und dann auch noch selbst Ausliefern.

„Kuchen so lecker wie bei Oma?“ Das würde die Rosinenpicker nicht treffen. Denn Oma hat mit ziemlicher Sicherheit noch kein Salzkaramell auf ihrem Naked Cake geschmolzen oder Zucchinikuchen mit Matcha-Creme kombiniert. „Kuchen besser wie bei Oma!“ – das trifft‘s!

Die Rosinenpicker
© Die Rosinenpicker

First of all: Mögt ihr Rosinen?

Anna und Dana (lachen): Nein.

Dana: Ich denke das muss ich kurz erklären. Ich bin kein Fan von Rosinen und ich liebe Käsekuchen, aber immer, wenn ich zum Bäcker gegangen bin, gab es nur Käsekuchen mit Rosinen. So ist ein bisschen die Idee für die Rosinenpicker entstanden. Der Name kommt daher, dass Rosinenpicker Menschen sind, die so ein bisschen „picky“ sind, immer aussortieren was sie nicht mögen und nur das nehmen worauf sie Bock haben. Das passt irgendwie gut zum Konzept. Dass wir beide keine Rosinen mögen ist dann tatsächlich ein lustiger Zufall.

Seit wann gibt es die Rosinenpicker und wie kommt man auf die Idee einen Online-Kuchenshop zu gründen?

Dana: Die Rosinenpicker wurden 2016 gegründet. Als die Website stand, habe ich im September 2016 das Gewerbe angemeldet. Im Frühjahr 2017 bin ich dann mit einem selbstgebauten Stand auf Streetfoodmärkten gewesen, wo die Leute aus verschieden Kuchenarten, Cremes und Toppings ihre eignen Kuchenstücke kreieren konnten.

Die Idee ist aber schon viel früher entstanden. Als ich 2010 und 2011 in Kanada gelebt habe, bin ich auf die Idee gekommen, dass man Kuchen individualisieren könnte. Dann bin ich zurück nach Deutschland und die Idee war immer so ein bisschen im Hinterkopf. Der Auslöser war dann tatsächlich meine Unzufriedenheit in meinem vorherigen Job im IT-Bereich, sodass ich irgendwann gesagt habe: Ich gründe jetzt ein Start-Up.

Die Rosinenpicker
© Julia Sturm
Die Rosinenpicker
© Julia Sturm | Die Rosinenpicker

Was genau machen die Rosinenpicker eigentlich und was unterscheidet euch von einer gewöhnlichen Konditorei?

Anna: Die Idee der Rosinenpicker ist, dass die Kunden ihren eigenen Kuchen ganz individuell zusammenstellen können – ob mit oder ohne Marzipan, mit Smarties oder doch lieber Schokosoße oben drauf. Dabei denken wir nicht nur an den Hochzeitskuchen, sondern tatsächlich an den normalen Streusel- oder Quarkkuchen. Wir kombinieren das traditionelle Handwerk aus der Konditorei mit modernen Ansätzen. Der Trend geht ja stark zum Individualisierten. Wir als Endkunden wollen keine Standardprodukte mehr, sondern eher etwas, das unseren persönlichen Vorlieben entspricht.

Dana: Das andere ist, dass ich persönlich die Kuchen beim Bäcker ehrlich gesagt nicht besonders geil finde. Es schmeckt oft alles relativ gleich, fad und zu süß. Mir war es wichtig, dass die Leute wieder lernen, wie der Pudding- Streuselkuchen oder der Quarkkuchen eigentlich richtig schmeckt. Wir bemühen uns auch im Geschmack zu variieren und kreativere, moderne Kombinationen zu entdecken. Zum Beispiel mal mit salzigen Brezen oder Whiskey-Karamell-Soße zu kombinieren.

Das sind oft auch Kreationen, die nicht unbedingt so klassisch deutsch sind. Anna war in Australien, ich habe in Kanada gelebt, dadurch bringen wir etwas andere Einflüsse mit ein. Für die Kuchen auf der Website habe ich auch extra nach Rezepten gesucht, die wirklich saftig sind und das auch noch nach drei Tagen.

Mir war es wichtig, dass die Leute wieder lernen, wie der Pudding- Streuselkuchen oder der Quarkkuchen eigentlich richtig schmeckt.
Dana

Wie viele Kuchen habt ihr schon gebacken?

Dana: Da wir mittlerweile das Lovelace und das Lost Weekend beliefern, sind es an die 40 bis 50 Kuchen im Monat. Insgesamt bestimmt 200 bis 300 Stück. Aber ich bin erstaunt, dass ich trotzdem immer noch gerne Kuchen esse, bestimmt jeden Tag.

Was genau muss ich tun, damit meine Wunschkombination zu mir nach Hause kommt?

Anna: Man geht einfach auf unsere Website. Dort kann man zwischen den verschiedenen Kuchenarten auswählen. Das sind: Tartes, Quarkkuchen, Naked Cakes, New York Cheesecakes, Brownies und Gemüsekuchen. Wenn man sich dann entschieden hat, gibt es im nächsten Schritt nochmal die Möglichkeit mit Früchten, Nüssen, Cremes und Soßen zu variieren. Ein bisschen kommt es da auch auf die Art des Kuchens an. Dann gibst du dein Lieferdatum und deine Adresse ein und wir liefern ihn persönlich in einem schönen Karton verpackt zu dir nach Hause. Der Preis liegt zwischen 26 und 36 Euro, je nachdem wie aufwendig die Kuchen sind.

Die Rosinenpicker
© Die Rosinenpicker

Welchen Kuchen würdet ihr bestellen? 

Dana: Mein Favorit ist der Bananen- oder der Zucchinikuchen, der Schokoladenkuchen ist auch lecker. Ich würde vielleicht die Schokoladentarte mit Karamellsoße bestellen oder einen Kuchen, den man nicht so einfach selbst backen kann, einen Naked Cake oder New York Cheesecake zum Beispiel.

Anna: Ich würde etwas mit Schokolade bestellen, einen Brownie mit Karamellsoße oder einen Früchtekuchen mit Streusel.

Dana: Es gibt einen Rote-Bete-Brownie, der ist auch geil!

Was plant ihr für die Zukunft mit Die Rosinenpicker?

Dana: Wir möchten gerne erstmal hier stabil werden. Wenn es funktioniert und die Kunden es annehmen, habe ich auch daran gedacht, es irgendwann als Konzept zu verkaufen. Auf ein eigenes Café hätte ich auch Bock, mit gutem Frühstück und einer Theke, an der die Leute ihr eigenes Stück Kuchen zusammenstellen können. Als ich letztes Jahr die Streetfoodmärkte gemacht habe, ist noch eine Sache super angekommen: Das was vom Verkauf an Kuchen übrig war habe ich Freunden in ihre Büros mitgegeben. Dort gab es wieder vier Kuchen, vier Cremes und vier Toppings zum Kombinieren. Das hat denen so Spaß gemacht, dass wir wahnsinnig positive Rückmeldung bekommen haben. An so einem Business-Paket ist die Luisa gerade dran.

München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.

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