Schlemmen und chillen im Herzwerk in Haidhausen
Liebhaberläden liegen gerne etwas im Abseits – und das besonders gerne in München. Der Grund: Die Macher mögen es eher entspannt und leise als laut und deutlich. Und sie kalkulieren gern mit dem Herzen und weniger mit dem Taschenrechner. Die Qualität ist höher, die Portionen größer – und damit sind die Mieten in prominenterer Lage unstemmbar.
Also findet man diese Cafés an versteckten Orten und das ist auch gut so, denn das bedeutet schließlich auch, dass das Publikum erlesener und die Atmosphäre familiärer ist. Wie lieben doch unsere Henry hat Hungers, Shotgun Sisters, Café Blás und Genussmacher. Nur müssen diese Läden auch erstens überleben und zweitens erst einmal gefunden werden.
Eine solche Neuentdeckung (Eröffnung war im Sommer 2017) ist das Herzwerk in Haidhausen. Das Musterbeispiel eines Liebhaberladens, wie es auch der Name schon mehr als erahnen lässt. Das Café ist bestens versteckt am Ende der Kirchenstraße, nahe der Grillparzerstraße, es ist klein und kuschelig und wird mit leidenschaftlichem Einsatz von einem Mutter-Tochter-Gespann betrieben.
Sie kochen hervorragende, vorwiegend vegetarische Mittagsgerichte wie die dicksämige, vollmundige Rote-Beete-Suppe, das köstliche Curry (zwischen 5 und 9 Euro) oder die saftige Quiche (3,80 Euro). Sie servieren auch hochwertige „Früh Stücke“, wie die reichhaltige, liebevoll drapierte Käseplatte (7,50 Euro) oder den leckeren Chia-Pudding mit Fruchtmus für 4,20 Euro. Und dazu gibt es guten Kaffee einer kleinen italienischen Rösterei.
Natürlich schließt das Herz von Mama Marion und Tochter Mia ein großes Team mit ein: Der Biotee kommt aus Landshut, die Einrichtung vom Schreiner Basti (entsprechend dominiert rustikales Holz) und die Unterhaltung von diversen Künstlern, Kulturschaffenden und Kursanbietern. Das Herzwerk ist nämlich auch immer wieder Gastgeber für Bands und Lesungen (aktuelle Termine auf der Webseite) und montagsabends sogar immer für einen Yoga-Kurs.
Was täglich ebenfalls im Herzwerk stattfindet ist die Haarschneidekunst. Eigentlich betreibt Marion nämlich seit 2001 in den Mini-Räumlichkeiten nebenan ihren Friseurladen. Als die Kneipe nebenan schließen musste, flogen die Spielautomaten raus und das Café mitsamt Klavier zog ein. Marions Traum war es immer, die beiden Herzen in ihrer Brust zu vereinigen und zwei „Werkstätten“ (Friseur & Café) zu betreiben. So kann man heute durch die Glasfront von einem in das andere schauen. Die Tür, erklärt Marion, kann auch offen bleiben, weil sie nicht nur in der Küche auf Natur setzt, sondern auch keine Chemie an die Haare lässt.
All die Verbindungen und Kooperationen zeigen schon die Richtung an, die Marion und Mia gerne mit ihrem Café einschlagen würden: Aus dem Herzwerk sollte sich ein Netzwerk entwickeln, das sich gegenseitig nicht nur beliefert, sondern vor allem bereichert, inspiriert und sich schließlich auch gemeinsam in sozialen Projekten engagiert. Die Herzwerk-Räumlichkeiten kann man übrigens auch mieten – ob für Feiern, Kochkurse oder andere Veranstaltungen.
Unbedingt probieren // Käseplatte, Ofengemüse-Ciabatta und die selbstgemachte, vegane Haselnuss-Schokocreme
Vegetarisch // So ziemlich alles – hier sind Fisch und Fleisch die Ausnahme.
Mit wem gehst du hin // Mit der besten Freundin zum Ratsch, mit dem Freund zum Frühstück, mit dir und deinem Laptop (WLAN)!
Lärmfaktor // Minimal. Gechillte Musik und ab und an ein Föngeräusch von nebenan.
Besonderheit des Ladens // Es gibt WLAN – und natürlich die Möglichkeit, sich nebenan frisieren zu lassen.
Herzwerk | Kirchenstraße 90, 81675 München | Dienstag – Freitag: 9.00–18.00 Uhr, Samstag: 9.00–14.00 Uhr, Montag, Sonn- und Feiertage: geschlossen | Mehr Infos
Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung!