Veganes Sushi: Das Kansha bringt japanische Tempelküche nach München
Sorry, Leute, aber ich muss diesen Food-Beitrag mit einem ernsten Thema eröffnen: In Zeiten, in denen Meinungsfreiheit gerne mal mit unkontrollierter Meinungsäußerung verwechselt wird, liest man viel unreflektierten Kram im Internet. Man könnte bei seiner Recherche und der Lektüre einiger Bewertungen zum Beispiel zu dem Schluss kommen, dass sich ein Besuch im neuen Kansha in der Occamstraße nicht unbedingt lohnt und man das Restaurant hungrig, traurig und noch dazu pleite verlässt.
Genau wie bei all unseren Empfehlungen, die wir euch nach bestem Gewissen geben, können wir aber natürlich nie garantieren, dass jeder mit jedem Tipp glücklich wird. Da hilft also nur selbst ausprobieren. Und genau das haben wir natürlich gemacht und gleich vorweg: Ja, ins Kansha geht man nicht, weil man sich unkontrolliert den Bauch vollschlagen möchte und ja, das Essen ist teurer als das Maxi-Menü, das es direkt ums Eck gibt. Dafür bietet das Kansha ein kulinarisches Erlebnis, das ihr in München sonst nicht findet.
Aber von vorne: Das Kansha hat im Juli heimlich, still und leise genau gegenüber der Helene Bar im gastronomischen Bermudadreieck rund um den Wedekindplatz in Schwabing eröffnet. Die Betreiberinnen Catharina Michalke und Bettina von Massenbach haben die Idee zu ihrem veganen Japaner aus Warschau mitgebracht, wo sie das erste Mal in den Geschmack der buddhistischen Tempelküche kamen. Schnell war klar: Das fehlt in München. Und statt die Idee einfach zu kopieren, haben sie Küchenchef Pawel Gnatowski überzeugt, nach Bayern zu kommen, um mit ihnen das Projekt Kansha zu stemmen.
Die Karte, die Pawel und sein Küchenteam entwickelt haben, setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen und orientiert sich stark an der buddhistischen Tempelküche. Die ist meist vegan – auf jeden Fall aber vegetarisch – und setzt vor allem auf frische Zutaten, die sorgfältig und mit viel Bedacht zubereitet werden. Gewürzt wird sehr sparsam, um den Geschmack der einzelnen Zutaten zu erhalten und eine Balance der Aromen zu schaffen.
Wassermelonen-Nigiri und Lauch-Tempura
Klingt erstmal abgefahren und nach starkem Kontrastprogramm zu bayerischer Wirtshausküche. Aber auch wenn hier alles vegan ist, fällt das erst mal gar nicht auf, so spannend und vielfältig liest sich die Auswahl. Da gibt es ein paar Starter wie Miso-Suppe oder Seidentofu in Sojasoße sowie die "Ippin", ebenfalls kleine Portionen, die man sich nach Lust und Laune zusammenstellen kann. Die Hauptrolle spielen aber wohl die Sets. Hier werden acht verschiedene kleine Gerichte auf einem Bambustablett serviert. Dazu gibt euch Barfrau Suki geduldig Auskunft über die umfangreiche Wein- und Sake-Karte sowie ihre ausgefallenen Drink-Kreationen.
Als wahre "Food-Blogger" gehören wir ja sowieso nicht zu den Menschen, die direkt reinhauen, sobald der Teller vor ihnen steht, auch wenn das manchmal echt verlockend ist. Im Kansha ist das kein Problem, denn beim Anblick der kunstvoll drapierten Gerichte, muss man diese sowieso erst mal andächtig anstarren. Ich habe mal geschrieben, dass ich nicht gerne frühstücken gehe, weil Essen gehen für mich nicht bedeutet, meinen Käse selbst auf ein Brot zu legen. Ich will Gerichte, die ich selbst niemals so zubereiten würde oder gar könnte. Voilá, hier findet ihr das Paradebeispiel meiner Definition.
Und wie da so diese kleinen Kunstwerke vor mir liegen, muss ich mir erst mal bewusst machen, dass hier wirklich kein einziges tierisches Produkt zu finden ist. Auch wenn die Tomaten und Wassermelonen-Nigiri sehr verdächtig nach Thunfisch aussehen, sorgen sie gemeinsam mit den anderen Gerichten, wie California-Rolls mit Kürbis, Wakame-Gurkensalat oder der Pilz-"Fleisch"-Pfanne dafür, dass man nichts vermisst – schon gar kein Fleisch.
Weil die Entscheidung sowieso schwer fällt und uns wirklich jedes der kleinen Gerichte geschmeckt hat, ist es wahrscheinlich schlau zu zweit die beiden Sets zu bestellen und dann zu teilen. Klar sind die Portionen hier überschaubar, aber wie gesagt geht es im Kansha vor allem um den bewussten Genuss und die Wertschätzung der Speisen anstatt der reinen Kalorienzufuhr. Umso besser, denn dann ist noch Platz für den Karottenkuchen mit Misokaramell und einen Umami Horizon mit Whiskey und Shiitake als Absacker. Aber Leute, wir sagen es immer wieder: Schaut vorbei und bildet euch selbst eure Meinung!
Unbedingt probieren // Die Karte wechselt regelmäßig, aber wenn es gibt: Wassermelonen Nigiri, Hosomaki mit Austernpilzen und Lauch Tempura
Vegetarisch // Natürlich alles. Sogar vegan, auch wenn das ein oder andere Sushi auf den ersten Blick tatsächlich wie Fisch aussieht.
Mit wem gehst du hin // Mit der veganen Freundin oder dem überzeugten Fleischesser, der mal aus seiner Bubble raus möchte.
Lärmfaktor // Gediegen. Hier wird mit Bedacht gegessen und getrunken, im Hintergrund läuft ein bunter, nicht zu lauter Musikmix.
Preise // Die Sets mit acht verschiedenen kleinen Gerichten kosten etwa 23 Euro, weitere Kleinigkeiten ab 4 Euro, Drinks für faire 8,50 Euro
Besonderheit des Ladens // Der einzige vegane Japaner in München!
Kansha | Occamstraße 6, 80796 München | Montag – Samstag: 18.00–23.00 Uhr | Mehr Info
Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.