Ausflugsvergnügen: Ein Wochenende im Pop Down Hotel im Zillertal

Ach ja, das Zillertal. Hohe Berge, viel Schnee und die pure Dorfidylle. Hier ticken die Uhren langsamer und Trends prallen ab wie ein Schneeball am Fenster der Après-Ski-Hütte. Naja, zumindest bis jetzt, denn in dem kleinen Örtchen Ried hat im Dezember ein neues, altes Hotel seine Türen – zumindest vorübergehend – geöffnet. Aber, weil im Zillertal dann doch alles etwas gemählicher zugeht, gibt es hier nun kein Pop-Up, sondern das Pop Down Hotel.

Der ehemalige Grillerhof, eines der typischen, traditionellen Zillertaler Ferienhotels, hat mit dem Generationenwechsel der Betreiber im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich bekommen. Komplett weiß erstrahlt das Gebäude und hebt sich so von der Menge der typischen Tiroler Häuser mit ihren dunklen Holzbalkonen samt Geranien ab. Doch nicht nur außen hat sich etwas getan, auch drinnen erwartet euch ein ungewöhnliches Konzept, aber fangen wir mal von vorne an:

Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl

Samstag, 11.00 Uhr: Abfahrt

Eigentlich gibt es immer nur einen Grund, aus dem ich es schaffe auch am Wochenende (oder überhaupt) früh aus dem Bett zu kommen: Snowboarden! Warum wir dann erst um 11 Uhr im Auto sitzen? Der Wetterbericht sagt zwar jede Menge Schnee an, aber passend dazu auch eine super schlechte Sicht. Also gemütlich ausschlafen und dann noch gemütlicher gen Süden tingeln.

Wie schön die Fahrt jedes Mal wieder ist, wenn so langsam die Alpen vor einem auftauchen und man keine Lust auf Autobahn hat und deswegen durch das schönste Winter Wonderland fährt, müssen wir hier vermutlich nicht erwähnen. Wobei, der Sylvensteinspeicher und kurz dahinter der Achensee sind schon auch immer wieder ein Highlight.

Samstag, 13.00 Uhr: Ankunft

Gleich vorweg für alle, die kein Auto haben: Nach Ried im Zillertal kommt ihr auch recht unkompliziert und in genau einer Stunde und 57 Minuten mit dem Zug. Im Ort angekommen ist es dann keine Kunst mehr, das Pop Down Hotel zu finden – wie gesagt: sehr weiß!

Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Luis Gallo

Drinnen dann allerdings etwas farbenfroher und während wir auf unser Zimmer warten, schauen wir uns ein bisschen um. Wie es sich für eine richtige Zwischennutzung gehört – das Pop Down Hotel wird es so noch bis April 2019 geben – treffen hier alte Elemente auf neue. Irgendwie provisorisch, aber auch ziemlich stylish. Blickfang und Herzstück des gesamten Konzepts: Die lange Holztafel, die sich tatsächlich durch drei Stockwerke zieht und an der wir es uns sowohl zum Abendessen als auch zum Frühstück gemütlich machen werden.

Folgt man dem Tisch und der passenden Holztreppe ins Untergeschoss, endet man in einem Raum, in dem der Kontrast von alt und neu besonders zur Geltung kommt. Da sitzt man plötzlich wie auf einem Steg über einem neuen Pool und schaut dabei aber in die alte Waschküche, die auch noch genutzt wird. Den Betreibern Silvia und Markus war es wichtig, dass das alte Haus nicht totsaniert wird, sondern der Charme erhalten bleibt. Geholfen haben ihnen dabei die selben Architekten, die auch den vielleicht schönsten Friseursalon Münchens "Pracht ist" in der Augustenstraße gestaltet haben.

Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl

Samstag, 15.00 Uhr: Spaziergang und Wellness

Weil sich das Schneetreiben dann doch noch gelegt hat und Bewegung und frische Bergluft ja auch nich ganz schlecht sind, drehen wir eine Runde am Waldrand bis in den nächsten Ort Uderns, um von dessen Kirche den Ausblick übers Tal zu genießen. Nach eineinhalb Stunden Spaziergang ist der Abstecher in den Wellnessbereich auch mehr als gerechtfertigt.

Der hintere Teil des Hauses, in dem sich die Zimmer und auch der Wellnessbereich befinden, wurde im Gegensatz zu den Gemeinschaftsräumen noch nicht saniert. Die Zimmer sind daher noch im Originalzustand. Viel Holz, Teppichboden, ein Balkon, kleines Bad mit altbackenen Fliesen und Blumenbilder in Orangetönen. Irgendwie so, wie man das eben aus dem Skiurlaub kennt. Das Prädikat "stylish" weicht hier eher der Beschreibung "2000er" Möbelhaus-Chic. Aber: Gemütlich!

Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl

Mindestens genauso gemütlich sind die flauschigen, dunkelgrauen Bademäntel, mit denen wir uns in den Wellnessbereich begeben, der auch keinen Architektur-Preis gewinnt, aber alles bietet, was man so braucht. Schwimmbecken, Sauna, Dampfbad und der Nachmittag ist gerettet.

Samstag, 19.30 Uhr: Sharing is caring beim Abendessen

Am Abend spielt sich nun alles wieder an der langen Holztafel ab. Feste Essenszeit: 19.30 Uhr. Dann versammeln sich alle Gäste aus dem Hotel und von auswärts an dem langen Holztisch. Und während man sonst im Hotel unter sich bleibt, soll die lange Tafel für Kommunikation sorgen.

Das Abendmenü besteht aus fünf Gängen. Die Suppe am Anfang wird ganz einfach in einem hübschen Emaille-Topf auf den Tisch gestellt und jeder bedient sich nach Lust und Laune – sharing is caring! Es folgen zwei Zwischengänge aus Fisch und Salat, bei denen jeder seine eigene Portion bekommt, bis es bei dem Hauptgang wieder ums Teilen geht. Hausgemachte Kartoffel-Madelkroketten, Spätzle und ein leckeres Gulasch stehen auf dem Menü und wenn mal eine Beilage aufgegessen ist, fragt der aufmerksame Service, ob Nachschub gebraucht wird.

Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl

Während wir da sitzen und essen, geht im Untergeschoss das Programm los. Fast jeden Tag passiert irgendetwas im Pop Down Hotel: Vom Tagebuch-Slam, über den Piano-Virtuosen bis hin zum Live DJ samt Party. Silvia und Markus wollten damit auch ein Kontrastprogramm zu dem typischen Après Ski bieten, dessen kultureller Anspruch sich ja bekanntlich in Grenzen hält. Dabei soll das Programm eben nicht nur für die Hotelgäste sein, sondern vor allem auch für die Bewohner und Zillertaler selbst.

Samstag, 21.00 Uhr: Drinks, Drinks, Drinks

Während unten die musikalische Untermalung Gas gibt, wird es im Erdgeschoss Zeit für unsere eigene flüssige Untermalung. Genauso weit weg von Après Ski wie das Programm ist auch die Drink-Karte im Pop Down Hotel. Die hat nämlich kein Geringerer als Lukas Motejzik kreiert. Einige kennen den preisgekrönten Bartender vielleicht aus dem Zephyr in der Bader Straße oder dem Herzog.

Und so trinken wir statt Marillenschnaps und Jagatee in der Schirmbar, Gin Fizz mit einem Schaum aus Zitronenmelisse, Whiskey Sour mit Apfelmus und einer flambierten Zimtstange. Oder wie wär's mit einem Kir Royal mit Vogelbeere? Die Kreationen gehen für 9,50 Euro über den Tresen und sind damit auf jeden Fall günstiger als in den oben erwähnten Münchner Bars – aber vermutlich genauso gut! Das Praktische an der Hotelbar? Der Weg ins Bett ist dank Aufzug nicht weit.

Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Nina Vogl
Pop Down Hotel Zillertal
© Luis Gallo

Sonntag, 09.00 Uhr: Frühstück und ab auf die Piste

Wenn wir schon nur ein paar hundert Meter von der Bergbahn entfernt sind, dann wäre es eine Schande nicht auch hoch zu fahren. Bevor wir allerdings in den Skitag starten, müssen wir uns erst stärken. Das Frühstück ist im Zimmerpreis natürlich inklusive und läuft ähnlich wie beim Abendessen ab. Statt großem Buffet, bringt der Service die Etagere mit Käse und Wurst, sowie die Teller mit Honig, Marmelade und obligatorischem Nutella direkt an den Tisch. Auf Wunsch gibt es Eierspeisen und Kaffee und Tee nach Wahl.

Es ist ein bisschen, wie wenn man mal wieder zu Hause ist und Mama den Frühstückstisch schon vorbereitet hat. Wir vermissen zwar das Müsli, aber sind dann doch so glücklich mit der Auswahl, dass wir auch gar nicht mehr nachfragen. Silvia, die wohl liebste und bemühteste Gastgeberin saß zwar am Vorabend noch lange mit uns an der Bar, aber in der Früh ist sie schon wieder auf den Beinen, um sich wirklich herzlich um uns zu kümmern.

Es ist offensichtlich, wie viel ihr das Projekt Pop Down Hotel bedeutet und sie und ihr Lebensgefährte Markus stecken wirklich all ihr Herzblut in das Projekt. Noch bis einschließlich April habt ihr die Chance, das Pop Down Hotel selbst zu besuchen und es euch an der langen Holztafel bequem zu machen. Danach wird das Haus komplett saniert und wir sind gespannt, was uns dann erwartet.

Pop Down Hotel | Großriedstraße 16, A-6273 Ried im Zillertal | Dezember 2017 – April 2018 | Doppelzimmer mit Frühstück ab 150 Euro, inkl. Halbpension ab 180 Euro | Mehr Info

Pop Down Hotel Zillertal
© Luis Gallo
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