Wer ist eigentlich dieser Tanzverbot und warum hassen den alle?

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Siebzig Stunden Stille. Könnte der Titel einer Autobiografie sein oder der Erfahrungsbericht einer x-beliebigen Reisebloggerin aus dem indischen Schweigekloster. Tatsächlich sind diese siebzig Stunden aber die Dauer des Tanzverbots über die Osterfeiertage. Wird gerade wieder viel darüber geschrieben und diskutiert. Ich hätte das ehrlich gesagt und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht mal gemerkt.

Deswegen diskutiere ich auch nicht mit, oder rege mich über dieses befremdliche und irgendwie rückständige Verbot auf. Ich versuche mir seit Tagen eine Meinung darüber zu bilden und natürlich könnte das Tanzverbot gerne jetzt und sofort abgeschafft werden, aber es würde für mich – un vermutlich die ganze Stadt, die immer schläft – einfach keinen Unterschied machen. Wie? Seit zwei Uhr morgens am Gründonnerstag herrscht Stille in den Münchner Clubs, Bars, Restaurants und sonstigen vergnügten Etablissements? Also alles wie immer, ich bin eh seit halb zehn im Bett und schaue Netflix.

Da fühle ich mich ein bisschen wie die Oh-Gott-die-Jugend-heutzutage-Oma, die vergessen hat, dass sie auch mal altersfleckenfrei war und es eine Zeit vor der Hüftprothese gab.

Da fühle ich mich ein bisschen wie die Oh-Gott-die-Jugend-heutzutage-Oma, die vergessen hat, dass sie auch mal altersfleckenfrei war und es eine Zeit vor der Hüftprothese gab. Kann mich manchmal einfach nicht mehr begeistern für die Probleme der Jugend, die in diesem Fall vor allem die Probleme der Gastronomen sind. Die Jugend feiert nämlich einfach daheim, denn so lange es sich nicht um "musikalische Darbietungen in Räumen mit Schankbetrieb" handelt, ist eh alles easy.

Die Gastronomen sind da mittlerweile auch eingespielt und profitieren von den klassischen Schlupflöchern à la "geschlossene Veranstaltung" oder sonstigen Ausnahmeregelungen, die ihnen das Bundesverfassungsgericht 2016 zugesprochen hat.  Also alles halb so wild – glaube ich zumindest.

Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich vier Tage frei habe und es einfach mache wie Jesus: Ich verschwinde am Freitag und komme erst am Montag wieder.

Klar, die religiöse Diskussion steht auch noch im Raum, aber da bin ich ja sowieso komplett raus. Ist das jetzt gerechtfertigt, dass wir wegen einer zweitausend Jahre alten Geschichte aus einem staubigen und vermutlich ziemlich schlecht übersetzten Buch siebzig Stunde keine Musik an öffentlichen Orten hören dürfen? Keine Ahnung. Wegen dieser Geschichten wurden schon Kriege geführt. Da nehm' ich lieber siebzig Stunden Stille!

Aber ganz ehrlich, ich kann schon irgendwie verstehen, dass eine Religionsgemeinschaft nicht so richtig Bock auf "Atemlos" oder "Highway to Hell" hat, an den Tagen, an denen sie ihrem größten Heiligen gedenken, der an ein Kreuz genagelt wurde. Aber gut, das Osterfest geht an mir genauso vorbei wie das Tanzverbot. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich vier Tage frei habe und es einfach mache wie Jesus: Ich verschwinde am Freitag und komme erst am Montag wieder.

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