11 bairische Wörter, die wir viel öfter verwenden wollen

Die bayerische Mundart ist Tradition und die soll erhalten bleiben. Deshalb fordert der Bund Bairische Sprache und der Landesverein für Heimatpflege vom Freistaat, künftig den Gebrauch der Dialekte auch im Unterricht und an Universitäten möglich zu machen. Doch gerade Zugereiste haben es manchmal schwer die Urbayern zu verstehen, deshalb erklären wir euch hier mal 11 bayerische Wörter, die ihr unbedingt kennen solltet. Sie sind kleine, bairische Schätze, bei denen uns das Herz aufgeht. Und die, wie doch eigentlich immer, Gegebenheiten so viel besser beschreiben, als es jedes Hochdeutsch jemals könnte.

1. Haferl, die

(Subst., feminin)

nachhaltiger München
© Pexels

Hat das etwas mit Hafer zu tun? Absolut gar nichts, außer ihr trinkt eure Tasse Kaffee gerne mit Hafermilch. Haferl ist nämlich die Tasse. Um genau zu sein eine etwas größere Tasse mit Henkel, die keinen Bauch hat. Auf der ein oder anderen Getränkekarte ist Haferl noch zu finden und wenn ihr Lust auf eine heiße Portion Kaffee habt, dann ist das eure Bestellung! Perfekt für eine geballte Ladung Koffein.

Geht sich gut aus mit: A Haferl bittschee.

2. Gfrett, des

(Subst., Neutrum)

Das Wort Gfrett kommt vom schönen Verb fretten, das sich wiederum ganz wundervoll wild mit allen möglichen Konjunktionen verbinden lässt. Abfretten, durchfretten, dahinfretten, auffretten – am Ende ist das ganze Leben ein einziges Gfrett und erst, wenn der Boandlkromer kommt, sind wir von unseren Plackereien und lästigen Aufgaben erlöst und haben endlich unsere Ruhe.

Geht sich gut aus mit: Des wird a gscheids Gfrett!

3. Glumbb, der

(Subst., maskulin)

Glumbb kann so ziemlich alles sein. Schlicht und einfach ist es der Müll. Aber gerne verwendet wird es auch in Zusammenhang mit einer Beschimpfung. Wenn du also auf etwas sauer bist oder ich aufregst, dann ist auch das richtiger Glumbb.

Geht sich gut aus mit: Do hams die Bayern ned g‘schafft Meister zu si – des is doch oa Glumbb!

 

4. Arschlings

(Adverb)

Mehr metaphorische Selbsterklärung geht eigentlich gar nicht. Arschlings heißt mit dem Arsch zuerst, rückwärts also, oder umgedreht, einfach immer in Richtung des Hinterteils. Wenn Klamotten arschlings getragen werden, dann hat man sie verkehrt herum an, und da man hinten ja bekanntlich keine Augen hat, ist es auch immer ein bisschen risikoreich, sich arschlings retour fortzubewegen.

Geht sich gut aus mit: Drah dis arschlings her zu mir!

5. Erdapfel, der

(Subst., maskulin)

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Nur, wer in einem bairisch-hochdeutsch gemischten Haushalt aufgewachsen ist, wird die Wichtigkeit des Wortes Erdapfel richtig zu verstehen wissen. Erbitterte Streitigkeiten beim Essen, ob's jetzt der, die oder das Kartoffel heißt, lassen sich nämlich ganz einfach mit der Bemerkung auflösen, dass das da auf dem Teller ja eigentlich Erdapfel heißt. Und der ist ja wohl maskulin.

Geht sich gut aus mit: Oa Pfund Erdäpfe, bitte.

6. Gscheidhaferl, das

(Subst., Neutrum)

Klugscheißer und Oberschlaue können sich mal gleich hinten anstellen, denn allen voran hat das Gscheidhaferl ein ganzes Haferl voll mit Weisheit gefressen. Ob es jetzt der ganze Nachttopf voller kluger Ratschläge oder nur eine kleine Tasse war, ist natürlich von Gscheidhaferl zu Gscheidhaferl individuell verschieden.

Geht sich gut aus mit: Bist fei scho a gscheids Gscheidhaferl.

7. Strawanzer, der

(Subst., maskulin)

Endlich einmal gibt es ein altes bayerisches Wort auch in der weiblichen Form. Obwohl wir ja durchaus allen Männern zutrauen, im Kern ihres Herzens echte Strawanzer zu sein, trinken wir jetzt erstmal auf die Strawanzerin. Denn irgendwie steckt doch in uns allen ein Strolch, der sich gerne bis tief in die Nacht in Kneipen herumtreibt, Vagabunden-Style durch die Straßen zieht und am nächsten Tag in feinster Taugenichts-Manier und total extravagant verkatert im Bett liegt.

Geht sich gut aus mit: Na, der kimt heind nimmer Hoam, der oide Strawanzer.

8. Diridaari, der

(Subst., maskulin)

© Giphy

Diridaari ist die so viel elegantere Art, über Geld zu reden. Unspezifisch, diskret und unkonventionell kann die Frage "Hast amol an Diridaari" vom Zwickl für die nächste Hoibe bis hin zur Kreditaufnahme für die neu finanzierte Wohnung gehen. Die Spanne des Diridaari richtet sich immer ganz nach dem, was man selbst als das nötige Kleingeld definieren würde. Die Wortherkunft liegt übrigens wahrscheinlich im Italienischen – Dari denari bedeutet so viel wie Geld hergeben. Und dafür ist es, zumindest nach bayerischer Auffassung, ja auch gemacht: Ausgeben!

Geht sich gut aus mit: Darum spar i, Diridaari!

9. Gspusi, das

(Subst., Neutrum)

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Wir können uns einfach nicht oft genug fragen: Wo sind eigentlich die Zeiten geblieben, in der eine F+ noch ein Gspusi war, und ein One Night Stand ein Betthupferl? Gspusi ist so viel liaber, so viel netter als alles, was wir für unser Spatzl oder ein kleines Techtelmechtel sagen könnten – und war nebenbei schon seit Jahren in seiner neutralen Form ein glänzendes Vorbild der voll aktuellen Genderdebatte.

Geht sich gut aus mit: I bin mit meim Gspusi unterwegs!

10. Hodern, der

(Subst., maskulin)

Endlich haben wir ein Wort, das sich dem norddeutschen Feudel mit Stolz und Sprachgewalt entgegenstreckt. Ein Wort, das nicht nach Weichei klingt, nach Warmduscher mit zarten, eingecremten Händen, die sich um einen Wischmopp legen, um diesen vorsichtig und zum Sound von Sheena Easton über den eh schon sauberen Küchenboden zu ziehen. Hodern hört sich genauso dreckig an, wie das Wort auch ist, und ganz nebenbei bezeichnet es dann nicht nur den Wischmopp, sondern auch noch die Lumpen am Leib oder gar eine unattraktive Frau. Außerdem im Spektrum enthalten: Leichte Mädchen, an denen man(n) sich schonmal ebendiese gecremten Hände schmutzig macht. Bei derartig halsbrecherischen Assoziationen in einem Wort können wir nur den Kopf schütteln.

Geht sich gut aus mit: Holst mir grad an Hodern aus da Milli?

11. Voglwuid

(Adjektiv)

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Wehende Haare, Schweißtropfen auf der Stirn, und immer in Bewegung. Zornig vielleicht, unerwartet ganz bestimmt.  Einfach mal volle Kanne den Schalter raushauen, und Sachen machen, die nie jemals jemand macht – in Monaten mit R mit nacktem Hintern auf Stein sitzen, zum Beispiel. Mal total ausrasten. Sonntags nicht zur Beichte gehen, oder einfach losziehen, und vielleicht nicht mehr wieder kommen. Das alles ist voglwuid. Ein echter bairischer Allround-Klassiker.

Geht sich gut aus mit: Ge, lass eam in Rua, der is heind voglwuid beinand.

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