11 Dinge, die München und Wien gemeinsam haben
Zehn Jahre nachdem ich von Wien nach München gezogen bin, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. München und Wien sind Seelenverwandte. Für mich war Wien immer viel mehr Großstadt, mehr Metropole, etwas rauer. München eher die entschärfte Version genau dessen. Doch die Liebe der Münchner zu Wien ist echt – nicht nur weil man als Kind Komissar Rex im ORF geschaut hat! Beim letzten Heimatbesuch in Wien, habe ich also mal wieder etwas genauer hingeschaut und siehe da – es gibt endviele Gemeinsamkeiten. Oder besser urviele.
1. Die heilige Rolltreppenregel
Rechts stehen, links gehen, so lautet die ultimative Regel zur effizienten Benutzung einer Rolltreppe. Obwohl man meinen könnte, dass die Wiener weniger vernarrt in Vorschriften sind, wird diese Regel hier mit mindestens der gleichen Wucht umgesetzt wie bei uns in München. Während es bei uns allerdings eher als ungeschriebenes Gesetz gilt, ist es an Wiener U-Bahn-Rolltreppen in dicken, roten Lettern geradezu in Stein gemeißelt. Dieser Punkt war übrigens die Initialzündung für diesen kompletten Beitrag.
2. Oida!
Oida ist eindeutig das Multi-Tool unter den Wörtern. Wenn MacGyver ein Wort hätte erfinden müssen, wäre es wohl Oida gewesen. Ihr seid aufgebracht? Oida! Ihr seid genervt? Oida! Ihr seid glücklich? Oida! Ihr habt gerade rückwärts mit geschlossenen Augen euer Kaugummipapier in den Mülleimer geschnippt? O-I-D-A! Wir würden ja behaupten, dass die Wiener dem guten alten Oida noch ein bisschen mehr Nuancen entlocken können als die Münchner, aber is eh wurscht.
3. Heuriger vs. Biergarten
Ja, saufen geht halt immer. Bringt die Leute zusammen. Und so wie wir mit dem ersten Sonnenstrahl schneller im Biergarten sind, als irgendjemand "Oida!" sagen kann, pilgern die Wiener zum Heurigen ihres Vertrauens. Ähnlich wie beim Biergarten ist das natürlich eine Glaubensfrage. Der große Unterschied? Das Getränk! Bei einem echten Heurigen gibt es Wein – uns zwar aus eigenem Anbau. Einen Vorteil haben wir: Die eigene Brotzeit aka Jause darf man nur im bayerischen Biergarten mitbringen.
4. München ist nicht Bayern und Wien nicht Österreich
Das Phänomen betrifft wohl viele Hauptstädte und bezieht sich vor allem auf den Clash von Stadt und Land, der bei den österreichischen Nachbarn auf jeden Fall ein bisschen ausgeprägter ist als bei uns. Wir Münchner lieben unser Umland bekannterweise – fragt sich nur, wie sehr wir zurückgeliebt werden. Schaut man sich jedenfalls die politischen Landkarten der letzten Jahre an, stechen sowohl Wien als auch München farblich heraus wie gallische Dörfer.
5. Ist das noch Grant oder schon Schmäh?
Ganze Volksgruppen anhand bestimmter Eigenschaften zu kategorisieren ist ja eigentlich nicht zeitgemäß. Aber drauf geschissen, der Urmünchner kann nicht ohne Grant und der Wiener ist bekannt für seinen Schmäh. Wenn man genau hinschaut, haben aber beide Stadtbewohner ein bisserl was von beidem und manchmal weiß man einfach nicht genau: Ist das jetzt Grant oder Schmäh? Egal, Hauptsache echt.
6. Ein Freund von einem Freund von einem Freund
Dass München ein Dorf ist? Geschenkt. Dass Wien etwa 400.000 Einwohner mehr hat, ändert aber nichts daran, dass hier auch Jeder Jeden kennt und alle miteinander klüngeln. Da wird sich schon gerne mal ein Job, eine Wohnung oder sonst eine Connection unterm Tisch zugeschachert. Spezlwirtschaft trifft Freunderlwirtschaft. Same, same, but same.
7. Toboggan!
Genug die Seelen der Einwohner ergründet, jetzt kommt die beste Gemeinsamkeit überhaupt: Der Toboggan. Nostalgisches Rutschvergnügen gibt es nämlich nicht nur auf der Wiesn, sondern auch im Wiener Prater – dort allerdings dauerhaft. Rauf mit dem Fließband und runter auf dem Leinensack(erl). Die Dichten-Dichte ist zu unserer aller Bespaßung zwar auf der Wiesn eindeutig höher, aber dafür gibt's ihn in Wien scho a bisserl länger.
8. Mundl & Monaco Franze – die Kultserien
Nicht nur jede Generation hat ihre Vorbilder, sondern wohl auch jede Stadt seine ganz persönlichen Rolemodels. Als Münchner ist es fast schon Pflicht eine ausgeprägte Liebe und Begeisterung für den Monaco Franze zu hegen und zu pflegen. Denn er verkörpert auf jeden Fall die Münchner Seele. Das perfekte Pendant und damit Spiegel der Wiener Seele ist der Mundl aus der Serie "Ein echter Wiener geht nicht unter". Der Mundl ist als chronischer Choleriker ein wenig derber als der Monaco, aber die Liebe der Wiener zur Kult-Figur genauso ungebrochen.
9. Die Hassliebe zu den Preißn aka Piefken
Seien wir mal ehrlich: Eine gute Beziehung baut nicht auf den gemeinsamen Interessen auf. Wirkliche Vertrautheit entsteht durch die gleichen Abneigungen. Folgerichtig sind München und Wien echte partners in crime, wenn es um die Aversion gegenüber (Nord-)Deutschen geht. Die wird ja gerne ausführlich zelebriert und die armen Nordlichter müssen sich auf ewig als Piefke und Saupreißn bezeichnen lassen. Da folgt aber gleich die zweite Runde der Beziehungs-Küchenpsychologie: Tief im Inneren ist der Piefke-Preißn-Hass doch nur ein stummer Schrei nach Liebe!
10. Die Liebe zur Wurst
Wien ist eine Weltstadt. München gibt sich Mühe eine zu sein. Natürlich bekommt ihr in beiden Städten Essen aus aller Welt und auch als Veganer ist man längst kein Alien mehr. Aber: Die Liebe zur Wurst ist und bleibt ungebrochen. München ohne die Weißwurst ist unvorstellbar und der Würstelstand ist in Wien eine kulinarische Konstante mit Kultstatus – nach dem Wiener Opernball stehen sogar die Gäste in feinster Abendgarderobe Schlange.
11. Semmel
Es heißt Semmel. Ende.