11 Filme, die ihr auf dem DOK.fest 2019 nicht verpassen dürft

Text: Pablo Bücheler

Es ist wieder so weit. Während gefühlt jede Woche ein neuer Reisefilm vorgeführt wird, in dem irgendjemand sehr viele Kilometer gelaufen, geradelt oder auf dem Esel geritten ist, wird es mal wieder Zeit für echte Dokumentarfilme. Vom 8. bis zum 19. Mai 2019 findet das 34. DOK.fest München statt. Welche Dokumentarfilme ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet, haben wir hier für euch zusammengestellt. Wir wünschen ein spannendes Filmvergnügen!

1. Another Reality

Der Realitycheck für 4 Blocks! Deutscher Großstadtalltag in der Parallelgesellschaft krimineller Familienclans. Männer mit gut gepflegten Bärten, Muckis und dicken Autos lassen uns in ihre Wohnzimmer. Ein Film, der das Gangstersein nicht romantisiert, sondern unterschiedliche Dimensionen dieser „Straßenjungs“ aufzeigt. Alle kommen zu Wort: vom Kioskbesitzer zum Leihwagenunternehmer, zum Rapper. Besser als jede Fiktion!

2. Easy Lessons

Die 17-jährige Kafia ist aus Somalia geflohen um der Zwangsheirat zu entgehen. Jetzt lebt sie in Ungarn und versucht sich an die Regeln der neuen Kultur anzupassen, ohne ihre eigene Identität zu verlieren. Sie geht zur Schule, lernt die Sprache, nimmt Schwimmunterricht und Tanzstunden.  Als sie für ihren ungarischen Freund zum christlichen Glauben konvertieren will, fühlt sie sich umso mehr hin- und hergerissen zwischen den Welten. Gibt sie sich auf oder entdeckt sie sich neu?

3. Kate Nash: Underestimate the Girl

Seit ein paar Jahren ist es still geworden um Kate Nash. Ihr selbst finanziertes Studio-Album aus dem Jahr 2013 konnte nicht an die Erfolge alter Tage anknüpfen. Im Moment des Scheiterns aber sagt sie sich: „Fuck it! Ich mache meine eigenen Songs“ und das Blatt wendet sich. Das intime Porträt aus Videotagebüchern und Proberaumaufnahmen begleitet Kate über mehrere Jahre. Ihr kreativer Kampfgeist lässt sich nicht brechen und Kate definiert neu, was es bedeutet, eine unabhängige Musikerin in einem von Männern dominierten Business zu sein.

4. Searching Eva

Verkokste Partynächte, im Bett mit Klienten, Modeln auf dem Laufsteg. Eva ist eine Nomadin zwischen den Welten. Doch sie ist auch drogenabhängig, trägt eine schwere Vergangenheit mit sich herum und inszeniert ihr Leben als Sex-Workerin, ihr Lieben und ihre Laster vor der ganzen Welt. „Ich bekomme mehr Geld für einen Blowjob, als für drei Tage Paris Fashion Week.“ Pia Hallenthals Dokumentarfilm „Searching Eva“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Leben bis ins Intimste auf Instagram und tumblr zur Schau stellt. Und ihren Followern damit vor allem eines sagen will: Keine Frau muss angenehm sein.

5. Digitalkarma

Bevor sie von ihrer Familie verheiratet wird, hat sich Rupa erstmal vorgenommen richtig Karriere zu machen. Das ist aber gar nicht so einfach für eine junge Frau in Bangladesh. Ihre Eltern ermöglichen ihr eine Ausbildung in der Großstadt. Über vier Jahre begleitet der Film Rupas ungewöhnlichen Weg in die berufliche Selbständigkeit. Digitalkarma hätte so eigentlich ein hoffungsvoller Film über Emanzipation werden können. Aber die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung.

6. 100 Million Views

Noch ein Film am DOK.fest, der unsere digitale Realität thematisiert. Diesmal aus der Sicht des israelischen Youtubers Itamar Rose. Der sieht sich nämlich selbst als Versager, weil er im Vergleich zu so manchem Kollegen nur wenige Follower hat. Eine kleine Reichweite kann ja schon ziemlich auf das Selbstwertgefühl schlagen. Wie aber geht man denn nun viral? Der Israeli Itamar will es wissen und hinter das Geheimnis von Youtube-Hits kommen. 100 Million Views ist eine witzige, und manchmal auch nachdenkliche Reise um die Welt, auf der wir erfahren, welche Zutaten man für einen viralen Hit so braucht.

7. Eye Candy

Charlie Morgan ist Profi-Wrestlerin. Sie teilt hart aus, ist aber auch hart im Nehmen. Aber nur im Wrestling Ring. Unter der Woche ist sie Yasmin Lander, Anfang zwanzig, die ihren Job liebt und hart für den nächsten Kampf trainiert. Eye Candy ist ein völlig außergewöhnliches Portrait einer Frau in einem männerdominierten Showgeschäft.Schnell stellt man sich nämlich die Frage, was bleibt von ihrem Ruhm im Ring, wenn Charlie enthüllt, wie sie wirklich ist?

8. A Dog Called Money

Um Inspiration für ihre neues Album zu sammeln reist die Musikerin PJ Harvey in den Kosovo, nach Afghanistan und nach Washington D.C. Im Schlepptau hat sie den Fotografen und Filmemacher Seamus Murphy. Kein Wunder, dass dabei nur Gutes heraus kommen kann, wenn sich zwei großartige Künstler auf so eine ungewöhnliche Reise begeben. Das Ergebnis ist nicht nur diese poetische Film-Montage aus Bildern, Texten, Geräuschen, sondern auch die Lieder für PJ Harveys aktuelles Album „The Hope Six Demolition Project“, die einen unfassbar guten Soundtrack für diesen Film abgeben.

9. Los Reyes

Los Reyes hat auf internationalen Festivals schon einige Preise abgeräumt, und so ganz gewöhnlich ist dieser Film wirklich nicht. Er erzählt nämlich die Geschichte des ältesten Skateparks von Santiago de Chile Aber nicht etwa aus der Sicht der Skater-Clique, sondern aus der Sicht der Hunde Chola und Football, die ihre Tage seit jeher am Skatepark verbringen. Sie lauschen den Gesprächen der Jugendlichen, die Tag für Tag in ihrem Revier abhängen, Bier trinken, rauchen und kiffen: Der Ärger mit den Eltern, die Probleme in der Schule, die Partys des letzten Wochenendes oder die Businesspläne mit essbaren Cannabisprodukten. Chola und Football entgeht nichts.

10. Woodstock

Kaum bricht der Frühling an, fiebern wir schon wieder den Musikfestivals im Sommer entgegen. Freiheit, Musik, Liebe – nirgendwo kann man es so feiern wie am Festival! Das wussten auch schon Generationen vor uns! Und vielleicht wars früher sogar noch ein wenig mehr von allem. Dieser Film wirft einen Blick zurück auf die Großmutter aller Festivals- das Woodstock. Bisher nie veröffentlichtes Archivmaterial zeigt das Festival aus dem Blickwinkel derer, die für das Festival gearbeitet haben oder einfach nur im Publikum dabei waren. Ein Film wie eine Zeitreise zurück in den Sommer der Liebe 1969!

11. Hamada

Sidahmed, Zaara und Taher sind sind um die 20, wollen arbeiten, Auto fahren, ihre Zukunft gestalten. Aber sie haben kein Geld und noch weniger Perspektiven. Sie sind Sahrawis, ein Volk, das vor vierzig Jahren aus ihrer Heimat in der West-Sahara vertrieben wurde. Heute leben sie in Flüchtlingslagern in Algerien. Hamada ist ein außergewöhnlicher Film über das Schicksal eines vergessenen Volkes. Ohne anzuklagen, macht das bildstarke Porträt der Jugendlichen auf die international kaum beachtete Ungerechtigkeit aufmerksam.