11 Gedanken, die eine Italienerin in München hat
Von Giordana Marsilio
Es ist ja allgemein bekannt: Münchner mögen Italien und wie könnte das auch anders sein? Italien ist einfach ein Traum. Sogar der Odeonsplatz symbolisiert die Liebe zwischen den beiden Kulturen: Die Feldherrnhalle, entstanden im 18. Jahrhundert, ist eine Hommage an die aus dem 13. Jahrhundert stammende Loggia della Signoria in Florenz. Dies ist jedoch nicht das einzige Zeichen einer großartigen Freundschaft, denn in München gibt es eine ganze Community von Italienern. Das belegen die vielen leckeren Restaurants, Cafés und Veranstaltungen, die der italienischen Literatur, Film und Kultur gewidmet sind. Trotzdem kann man eigentlich nie aufhören, sich gegenseitig kennenzulernen – und deshalb kommen hier elf Gedanken einer Römerin, die das Dolce Vita in München zwar schätzt, aber dennoch ein paar Sachen einfach nie verstehen wird.
1. Cappuccino am Nachmittag? Das geht nicht!
Sehr oft sieht man Menschen nachmittags in einem Café einen Cappuccino oder Latte Macchiato trinken. Für einen Italiener geht das überhaupt nicht! Alles, was kein Kaffee oder Espresso ist, darf man nur zum Frühstück trinken. Das ist so, als ob man Bier zum Frühstück trinken würde. Moment, in Bayern passiert das ja schon...
2. Seid froh, dass die U-Bahn überhaupt kommt!
Sobald auf der Anzeigetafel „9 Minuten“ steht, beginnen die Leute am U-Bahn- oder S-Bahn-Gleis in sich hinein zu brummeln „ach, so lange!“. In Rom weiß man in den meisten Fällen nicht, wann und ob die Verkehrsmittel überhaupt kommen werden. Es gibt mittlerweile eine App, die jedoch nicht allzu zuverlässig ist. Ich muss oftmals 40 bis 50 Minuten auf einen Bus warten. In München kommt mir alles so einfach und nah vor.
3. Fünf Minuten ist doch nicht zu spät!
Wenn man eine Verabredung an der Universität-Ecke-Schellingstraße hat, sieht man eine Reihe von Leuten, die auf jemanden warten. Jede ankommende Person umarmt die/den Freund*in und sagt: „Sorry für die Verspätung“, auch wenn man nur fünf Minuten drüber ist. In Rom ist Verspätung eine Pflicht und man trifft sich nie zu einer genaueren Uhrzeit, sondern immer „zwischen“ 17 und 17.30 Uhr.
4. Alles in Butter!
Das bekannte Sprichwort sagt schon einiges über deutsche Liebe für Butter aus. Sie ist allgegenwärtig: in Croissants, jeder Art von Brot, Süßigkeiten. Jedes Mal, wenn ich mir eine Wurstsemmel kaufe, beiße ich zu und vom Rand fällt ein riesiges Stück Butter: Das ist einfach zu viel! Wir Italiener bevorzugen Öl anstatt Butter.
5. Wieso isst man Salat zur Vorspeise?
Das wird für mich immer ein Mysterium bleiben. Bei uns isst man ihn am Ende der Mahlzeit, um den Mund zu erfrischen. Logisch!
6. Weißwürste? – Dazu nehm ich einen Cappuccino!
In Bayern kann man wirklich schon in der Früh mit Bier-Trinken anfangen. Das packe ich nicht, vor allem beim Weißwurst-Frühstück! Ich hingegen trinke dabei lieber einen Cappuccino, es schmeckt super zu süßem Senf.
7. Sommer is coming – Wo sind alle im Winter?
Sobald der erste Sonnenstrahl zu sehen ist, strotzt die Stadt plötzlich vor Leben, man findet kein einziges Plätzchen mehr vor einer Bar. Wo waren diese ganzen Menschen im Winter?
8. Wo sind die Mülleimer?
Wie sauber München ist, kein Schmutz zu sehen! Besonders lustig finde ich dabei, dass Mülleimer im Hinterhof oder in anderen Containern „versteckt“ sind, während man sie in Rom überall auf der Straße sehen und vor allem… riechen kann.
9. München ist die nördlichste Stadt Italiens. Not!
Diesen Satz kann ich nicht mehr hören! Wenn man aus Rom kommt, ist München überhaupt nicht römisch: zu ruhig, zu ordentlich, zu sauber, zu wenig Autos. Vielleicht sollte man den Spruch in „die nördlichste Stadt Norditaliens“ ändern.
10. Das Meer ist doch viel cooler als ein (Garda)See
Kann jemand bitte den Münchnern erklären, dass, auch wenn ich aus Italien komme, ich nicht zwingend am Gardasee gewesen sein muss?! Er ist weit von Rom entfernt und das Meer ist schließlich auch cooler als ein See!
11. Grazie Mille!
Ich weiß, Münchner lieben Italien und wir lieben Münchner. Ich weiß auch, dass sie sich riesig freuen, wenn sie merken, dass ich Italienerin bin, und sie endlich ihr Schulitalienisch auspacken können: Aber bitte, es heißt „Grazie mille“ und nicht "Milli Grazi“!