11 Theaterstücke, die du dir im September und Oktober 2019 anschauen solltest

Halleluja! Das Warten hat ein Ende. Die knapp einen Monat anhaltende Diät ist überstanden – es dürfen, können und sollen wieder kulturelle Schauspielvergnügen konsumiert werden. Kurz, die Sommerpause ist beendet und die neue Spielzeit beglückt uns mit Premieren. Im September und Oktober 2019 erklingen Trommeln in der Nacht, sprechen Bomben, schützen wir uns – verloren und gekränkt wie wir sind – gegen einen fiesen Nordwind. Klingt gut? Klingt mega! Also kramt das letzte Taschengeld des Sommers raus und ergattert euch Karten für die neuesten Theaterstücke.

Pathos: Schwere Reiter

1. Antigone

Antigone
© Julia Novacek

Den Auftakt zur neuen Saison macht "Antigone". Aber nicht in Form eines klassischen Theaterstücks: Die Galionsfigur des Sophokles soll in einer Archivoper regelrecht durchlebt, nicht nur abgebildet werden. 17 Künstler*innen entwickeln Positionen und unterschiedliche Formate, die schließlich miteinander in Resonanz treten: Animation, Video, Choreografie, Text, Skulptur und Musik treffen aufeinander. So wird Antigone mehr ein Ort, an dem sich Publikum und Inszenierende treffen, an dem vielstimmige Positionen beginnen zu kommunizieren, sich gegenseitig zu beeinflussen, sich zu verformen. Wie genau das aussehen wird, müsst ihr selbst herausfinden.

Termine: 08. September 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 17 Euro, ermäßigt 10 Euro

2. Bombe spricht

Bombe spricht
© Carmen Hübner

Ein weiterer Grund, den heiligen Schwere Reiter-Hallen endlich wieder einen Besuch abzustatten, ist das Tanztheater "Bombe spricht". Hier stellt sich die Frage: Kann es einen positiven „suicide bomber“ geben? Ja, er heißt Arie Katzenstein. Als im Februar 1970 erstmals in Deutschland ein Flugzeug entführt werden sollte, scheiterte das auf dem Flughafen München-Riem. Während der Zwischenlandung vom Flug El Al 435 wurde der Transitbus mit Handgranaten angegriffen, auf eine davon warf sich schützend der Passagier Arie Katzenstein und starb, rettete damit aber vielen anderen das Leben. Die deutsch-israelische Koproduktion erzählt aus der Perspektive der Bombe.

Termine: 12. und 14. September 2019: 21.00 Uhr

Tickets: 17 Euro, ermäßigt 10 Euro

Mathilde Westend

3. Tage des Schreckens, der Verzweiflung und der Weltverbesserung

Tage des Schreckens, der Verzweiflung und der Weltverbesserung
© Mathilde Westend

Theresa Hanich und Julia Loibl erwecken in "Tage des Schreckens, der Verzweiflung und der Weltverbesserung" die Figuren aus Dorothy Parkers Kurzgeschichten zum Leben. Mildred hat früher nicht so schlecht ausgesehen. Irma liebt ihre Unabhängigkeit. Mona liebt vergebens. Wer Claire zur Freundin hat, braucht keine Feinde mehr. In gewohnt familiärer Atmosphäre – im Mathilde Westend haben gerade einmal 17 Zuschauer*innen Platz – dreht sich die Textcollage um einige wichtige Fragen des Lebens. Wir hoffen auf Antworten!

Termine: 16. und 17., 25. und 26. September 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 23 Euro, ermäßigt 16 Euro

Gärtnerplatztheater

4. La Bohème

La Bohème
© Marie-Laure Briten

"La Bohème" ist eine der wohl berühmtesten Opern, komponiert von Giacomo Puccini. Ein Klassiker, den man gesehen haben muss. Aber Moment! Wie passen industrielle Kulissen, Graffiti und ein halbnackter Weihnachtsmann in das italienische Meisterwerk? Liebe, Eifersucht und große Gefühle beherrschen die Inszenierung des Gärtnerplatztheaters zwar noch thematisch, jedoch wurde die Welt der Inspirationsquelle von 1896 in unsere Zeit übersetzt. Was dem Regisseur Bernd Mottl hier gelingt, ist wirklich einmalig und eine ganz starke Empfehlung vor allem auch für diejenigen, die sonst mit Oper nicht viel anfangen können.

Termine: 17., 21., 27. September und 09. Oktober: 19.30 Uhr, 29. September und 03. Oktober 2019: 18.00 Uhr

Tickets: 20 bis 88 Euro

Volkstheater

5. Hedda Gabler

Hedda Gabler
© Jan Zühlke

„Einmal in meinem Leben will ich Macht besitzen über das Schicksal eines anderen Menschen.“ Gesagt, getan. Als Hedda Gabler und ihr Ehemann Jorgen Tessmann ernüchtert aus den Flitterwochen kommen, fällt ihr sorgfältig aufgestellter Lebensplan wie ein Kartenhaus in sich zusammen, denn Eilert Lövborg, ein ehemaliger Verehrer Heddas und Kollege von Tessmann, ist wieder in der Stadt. Geführt von Eifersucht und Verzweiflung hintergeht Hedda ihren Ehemann, treibt Lövborg zurück in den Alkoholismus, verbrennt sein noch nicht veröffentlichtes visionäres Manuskript und bringt ihn zuletzt zum Selbstmord – Macht in Hülle und Fülle. "Hedda Gabler" ist die Geschichte einer Frau, welche keinen anderen Ausweg aus ihrem selbst geschaffenen goldenen Käfig findet als den Freitod.

Termine: 27. und 28. September, 03. und 10. Oktober 2019: 19.30 Uhr

Tickets: 14 bis 36 Euro

Teamtheater

6. Gut gegen Nordwind

Gut gegen Nordwind
© Teamtheater

In Zeiten von Tinder, Bumble, Lovoo & Co. sehen wir der guten alten Romantik eher pessimistisch entgegen. Verlieben übers Internet? Für eine Nacht, ja. Für immer, nein. Im Stück "Gut gegen Nordwind" führt eine irregeleitete E-Mail zum leidenschaftlichsten Digitalflirt aller Romantik-Komödien. Emmi Rothner und Leo Leike kommen sich auf elektronischem Wege immer näher und fesseln das Publikum dabei mit einem beeindruckenden Stück Liebesliteratur. Ob es zu einem Treffen im real life kommt, bleibt die spannende Frage.

Termine: 27. und 28. September, 24. bis 26. Oktober 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 22 Euro, ermäßigt 15 Euro

Kammerspiele

7. Die Kränkungen der Menschheit

Kammerspiele München
© Gabriela Neeb

Die Erde ist nicht der Mittelpunkt des Universums, der Mensch stammt vom Affen ab und hat ein Unterbewusstsein, das er nicht steuern kann – das sind die drei "Kränkungen der Menschheit" nach Freud, die im Stück von Regisseurin Anta Helena Recke um eine vierte erweitert werden. Die Tatsache, dass die größte Illusion darin besteht, von einer Menschheit auszugehen, wird hartnäckig übersehen. Gerade das gegenwärtig zu beobachtende globale Wiedererstarken faschistischer Kräfte, Phänomene wie „Men’s Right Activism“ und das selbstbewusste Auftreten von White Supremacy Gruppierungen zeigen, wie tiefgreifend die Illusion einer weißen männlichen Menschheit im weißen Körper verankert ist. Alle wehren sich mit Haut und Haaren – und sind sich für nichts zu schade.

Termine: 27. und 30. September, 15. und 16. Oktober 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 22 Euro, ermäßigt 6 Euro

8. Trommeln in der Nacht

Kammerspiele
© Julian Baumann

Na gut, hier haben wir ein wenig geschummelt: "Trommeln in der Nacht" ist nämlich genau genommen ein Stück, von dem es zwei Versionen gibt. Zwei Stücke unter einem Titel sozusagen. Einmal wird in Form einer Liebesgeschichte von Berthold Brecht inszeniert, das andere Mal wird eine von ihm inspirierte Revolutionsgeschichte dargestellt. Nach jahrelanger Kriegsgefangenschaft kommt ein Mann ins aufständische Berlin zurück. Der erste Weg führt ihn zu seiner einstigen Geliebten. Dort, im Wohnzimmer ihrer Eltern, erfährt er, dass die Frau sich soeben mit einem anderen verlobt hat. Wut und Enttäuschung treiben ihn raus auf die Straße, wo er zu einem wichtigen Akteur im Spartakusaufstand gegen die konservative Regierung wird. Am Ende muss er sich entscheiden: Liebe oder Politik? Als Zuseher*in am besten in beide Aufführungen gehen und sich hinterher überlegen, welche Wahl die richtige war.

Termine: 30. September und 08. Oktober 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 10 bis 41 Euro

Residenztheater

9. Die Verlorenen

Residenztheater
© Hunziker

Ewald Palmetshofer erzählt in seinem neuen Theaterstück "Die Verlorenen" von Menschen, denen die Selbstverständlichkeit, Mensch zu sein, abhandengekommen ist: Eine Frau kehrt an den Ort ihrer Kindheit zurück. Eine Hirschkuh stellt sich auf der Straße einem PKW entgegen. Ein junger Mann übernachtet im Wald, bis sich ihm eine Tür öffnet. Zwei alte Männer, die keiner mehr wahrnimmt, wiegen sich in den Schlaf. Ein Teenager kehrt seiner Mutter den Rücken und geht Stück für Stück der Welt verloren. Inszeniert wird das Ganze von Nora Schlocker, Hausregisseurin am Residenztheater (siehe Bild), die damit ihre Zusammenarbeit mit Palmetshofer fortsetzt und bereits zum dritten Mal ein Stück des österreichischen Dramatikers zur Uraufführung bringt.

Termine: 19. und 26. Oktober: 19.00 Uhr, 20. Oktober 2019: 18.00 Uhr

Tickets: 14 bis 44 Euro

Cuvilliéstheater

10. Wir sind hier aufgewacht

Wir sind hier aufgewacht
© Sima Dehgani

"Wir sind hier aufgewacht" untersucht die Identität des Menschen im Zeitalter sozialer Netzwerke und neuer Medien. Thematisch vielleicht nichts neues für das aktive Publikum, dennoch ganz besonders einen Theaterabend wert, denn der australische Autor und Regisseur Simon Stone (siehe Bild) sorgt gerne mal für Furore und hat uns schon mit seinen "Drei Schwestern" begeistert. Was wäre der Mensch ohne die gemeinsam mit anderen Menschen hergestellte Welt? Was ist er ohne fremde Welterfahrung und Austausch? Zeigt sich dann der eigentliche Kern seines Wesens? Diesen Fragen wird in einem bizarren Versuch auf den Grund gegangen: In sozialer Isolation aufgezogene Kinder, die als Erwachsene wieder in die Gesellschaft eingeführt werden, sind die Objekte dieses Experiments.

Termine: 18., 19., 26. und 28. Oktober: 19.30 Uhr, 20. und 27. Oktober 2019: 18.30 Uhr

Tickets: 20 bis 54 Euro

Metropoltheater

11. Der gute Tod

Metropoltheater
© Jean-Marc Turmes

Bernhard ist krank, er will sterben. Zur Verabschiedung kommt die Familie im Haus zusammen: Bernhards Tochter, seine zwei Brüder und seine Lebensgefährtin, die vor langer Zeit auch einmal die Freundin des Bruders war, was die Dinge nicht gerade einfacher macht. Während Bernhards verbleibende Lebenszeit unaufhörlich zerrinnt, versucht jeder für sich einen Weg zu finden, mit Bernhards Entschluss umzugehen – nicht allen gelingt das auf eine gute Weise. Nur der autistische, jüngste Bruder stellt die Fragen zum Tod, vor denen alle anderen zurückschrecken. Als Zuschauer*in sitzt man gefesselt, ganz still und fast die Luft anhaltend im Publikum und lässt die diversen Gefühle, Emotionen und Reaktionen auf sich einwirken. Ein Stück, das anschließend erstmal verdaut werden muss.

Termine: 23. bis 26., 30. und 31. Oktober 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 23 Euro, ermäßigt 19 Euro

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