11 Theaterstücke, die du dir im Juli und August ansehen solltest

Der Theatersommer steht vor der Tür! Na gut, die meisten Schauspieler, Regisseure und Intendanten legen sich spätestens im August zu den Nackerten auf die Wiese am Eisbach, fahren raus an diverse Seen oder lassen sich einfach eine Mass nach der anderen im Biergarten schmecken – ohne Angst davor, den Text für die nächste Aufführung zu vertrinken. Trotzdem haben die heißen Monate einiges zu bieten und wie schön ist es bitte, sich nach einem langen, schwitzigen Tag in die kühlen Hallen des Theaters zu begeben? Für die echten Naturliebhaber gibt's natürlich auch Open Air-Theater, zum Beispiel im Englischen Garten oder Schloss Nymphenburg. Mückenspray nicht vergessen!

Volkstheater

1. Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino

Volkstheater
© Münchner Volkstheater

Familiendramen sind eigentlich ein beliebtes Thema für die Weihnachtszeit – oder für die Antike. Der britische Dramatiker Martin Crimp greift den verstrickten Mythos um die Brüder Polyneikes und Eteokles, die sich im Streit um den Thron gegenseitig erschlagen. Die beiden sind die Söhne von Ödipus und seiner Mutter Iokaste – ihr kennt die Geschichte. Dieses Drama projiziert Crimp in "Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino" auf einen Kriegsschauplatz unserer Tage, an dem zweifelhafte Machtansprüche Gewalt legitimieren und das Private mehr denn je politisch ist.

Termine: 01., 05. und 18. Juli 2019: 19.30 Uhr

Tickets: 14 bis 35 Euro

Kammerspiele

2. Drei Schwestern

Drei Schwestern
© Judith Buss

Ich warne euch lieber gleich vorweg: "Drei Schwestern" ist kein Stück für einen entspannten Theaterabend. Stroboskop-Feuerwerk ist angesagt! Die Regisseurin Susanne Kennedy knöpft sich das klassische Drama von Tschechow vor und stellt in ihrer Inszenierung Masja, Olga und Irina vor eine Perspektivenwechsel. Die drei träumen sich von der russischen Provinz in ein aufregenderes Leben. Nach Moskau. Doch was, wenn die Zeit ein Kreis ist und wir jeden einzelnen Augenblick unseres Lebens immer wieder leben werden? Im Original verharren die Schwestern in der Angst vor der eigenen Endlichkeit und der Furcht, dass sich ihr Leben nicht ändern wird. Doch vielleicht sind sie gar nicht selbst die Produzentinnen ihres Schicksals.

Termine: 02., 09. und 20. Juli 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 10 bis 41 Euro

Theater am Sozialamt

3. Wie stirbt man schnell und schön

Wie stirbt man schnell und schön
© TamS

Gestorben wird auf jeden Fall. Spätestens am Ende des Lebens, aber manchmal auch schon viel früher. Doch was macht man mit der Zeit davor? Frau Wendt, Herr Dauner und Herr Seib wollen dem Tod in "Wie stirbt man schnell und schön" auf die Schliche kommen. Also trinken sie die letzten Flaschen aus, lesen die letzten Seiten, singen noch ein letztes Lied und regeln die letzten Dinge. Doch der Tod lässt auf sich warten. Und eigentlich läuft gerade ja eh alles gut.

Termine: 03. bis 06., 10. bis 13., 17. bis 20., 24. bis 27. Juli 2019: 20.30 Uhr

Tickets: 22 Euro, ermäßigt 15 Euro

Teamtheater

4. Unterwerfung

Teamtheater Tankstelle
© Teamtheater Tankstelle

Wie fügen sich Menschen in ein System ein, das praktisch alle Grundwerte der westlichen Welt verneint? Und das auch noch freiwillig? Diese Frage stellen sich Michel Houellebecq in seinem Roman und das Teamtheater auf der Bühne. "Unterwerfung" beschwört ein Frankreich herauf, in dem eine autoritäre muslimische Partei schleichend die Macht übernimmt – auf demokratischem Weg und mit Hilfe der intellektuellen Elite. Ein Polit-Thriller, der sich nicht gegen den Islam richtet, sondern das Verenden der westlichen Kultur beschreibt. Gänsehaut ist hier vorprogrammiert!

Termine: 03. bis 06., 10., 11., 13. und 14. Juli 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 22 Euro, ermäßigt 15 Euro

Münchner Sommertheater

5. Das Mädel aus der Vorstadt

© Münchner Sommertheater

Natürlich darf in den Sommermonaten das wunderschöne Amphitheater im Englischen Garten nicht als Spielstätte fehlen! In diesem Jahr steht "Das Mädl aus der Vorstadt" auf dem Programm: Im Haus des Spekulanten Kauz wird bereits die Hochzeit zwischen Kauz’ Nichte – die im Geheimen von Schnoferl angehimmelt wird – und Herrn von Gigl vorbereitet. Doch Gigl hat sich in eine geheimnisvolle Näherin Thekla verliebt. Diese versucht ihm zwar auszuweichen, läuft ihm aber immer wieder über den Weg. Der Grund für Theklas Geheimnistuerei ist ein altes Familiengeheimnis. Na, wenn das mal keine Gefühlsachterbahn verspricht!

Termine: 04. bis 06., 11. bis 13., 18. bis 20., 25. bis 27. Juli: 21.00 Uhr, 10. August 2019: 20.00 Uhr (Pasinger Fabrik)

Eintritt frei

Hoch X

6. Recht(s) – Über das Verbrechen an Marwa El-Sherbini

Recht(s)
© Anna Knöller

Am 01. Juli 2009 wird Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden von einem islamophoben Gewalttäter niedergestochen. Ein heraneilender Bundespolizist schießt auf El-Sherbinis Ehemann Elwy Ali Okaz, der mit dem Angreifer um die Tatwaffe ringt. Der Ehemann überlebt den Gewaltexzess nur knapp. Marwa El-Sherbini stirbt an ihren Verletzungen.

Wie konnte es zu so einem Blutbad kommen? Wie steht es um die Verantwortung der Justiz? Mit den zehn Jahre alten Bildern im Kopf, befragt Ayşe Güvendiren, die im zweiten Jahrgang Regie an der Otto Falckenberg studiert, in "Recht(s)" die Geschichte und versucht, bislang Unerhörtem auf die Spur zu kommen.

Termine: 05. bis 07. Juli 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 9 Euro, ermäßigt 6 Euro

Gärtnerplatztheater

7. Liliom

Liliom
© Thomas Dashuber

Jung, gutaussehend und polizeibekannt: Das ist der Vorstadthallodri "Liliom". Der Ausrufer ist die Attraktion der Karussellbetreiberin Frau Muskat im Budapester Stadtwäldchen und verdreht allen Damen den Kopf. Ganz besonders hat er es dem jungen Dienstmädchen Julie angetan. Und sie ihm auch. Von Couplegoals kann allerdings nicht die Rede sein, denn erst verlieren beide aufgrund ihrer Affäre ihre Jobs, dann schwängert Liliom Julie noch so ganz nebenbei und von häuslicher Gewalt kann die Verliebte auch ein Liedchen singen. Apropos, das Ganze ist in guter Gärtnerplatztheater-Manier natürlich eine Oper.

Termine: 06., 10. und 12. Juli: 19.30 Uhr, 15. Juli 2019: 18.00 Uhr

Tickets: 10 bis 55 Euro

8. Atlantis

Atlantis
© Marie-Laure Briane

Weiter geht's mit einem Expeditionsballet. Hört, hört! Auf einer Arktis-Expedition in Not geraten, trifft ein Wissenschaftler auf eine Kultur von Lebewesen, die sozial als auch organisatorisch mit der Welt der Menschen wenig gemeinsam haben. Forschungsinteresse steigt in ihm auf, aber auch Sympathie und sogar Liebe werden  geweckt. "Atlantis" ist neben all dem Wunderbaren, aber auch mit ewig aktuellen Themen wie Fremdartigkeit und Fremdsein sowie mit dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und dem gegenseitigen Umgang miteinander aufgeladen.

Termine: 07. Juli 2019: 18.00 Uhr

Tickets: 12 bis 67 Euro

Marstall

9. Die bitteren Tränen der Petra von Kant

Petra von Kant
© Hans Jörg Michel

Voyeurismus ist Programm in "Die bitteren Tränen der Petra von Kant". Schaulust ist im Theater eigentlich immer ein Thema, doch Rainer Werner Fassbinder seziert die sechs Frauen in seinem Drama ganz besonders mit diesem Blick. Die weiblichen Protagonistinnen versammeln sich auf der Bühne des Marstalls aka in einem luxuriösen Apartment zum emotionalen Ringkampf: Es geht um die Unvereinbarkeit von Liebe und Geld. Es geht um die Frage, was es bedeutet, Macht über das Liebesbedürfnis eines Anderen zu haben.

Termine: 07. bis 09. Juli 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 28 Euro

Metropoltheater

10. Das Ende des Regens

Das Ende des Regens
© Jean-Marc Turmes

"Das Ende des Regens" entfaltet die Geschichte zweier Familien über 80 Jahre, vier Generationen und zwei Kontinente hinweg und umspannt dabei die Jahre 1959 bis 2039. Szene um Szene greift die Handlung voraus und zurück, verschränken sich die Orte des Geschehens, zeigen sich die Figuren zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens: Ende der 80er bricht Gabriel Law von London nach Australien auf, um sich auf die Spuren seines zwanzig Jahre zuvor am Ayers Rock verschwundenen Vaters zu begeben. Als Gabriel sich in die junge Gabrielle York verliebt, kommen sie einem seit fast 30 Jahren verschwiegenen Geheimnis auf die Spur, dessen Folgen das Schicksal ihrer beiden Familien unauslöschlich und für immer miteinander verbindet. Es regnet. Und es will einfach nicht aufhören.

Termine: 23. bis 27., 29. bis 31. Juli, 01., 05., 07. und 09. August 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 15 bis 23 Euro

Schloss Nymphenburg

11. Don Juan

Don Juan | Ensemble Persona
© Bernt Haberland | Ensemble Persona

Last but not least noch eine tolle Gelegenheit, Theater unter freiem Himmel zu genießen: Das Ensemble Persona bringt in diesem Jahr "Romeo und Julia" und "Don Juan" im Innenhof des Schloss Nymphenburg – Wow! Besonders Don Juan, der alte Weiberheld und Charmeur hat es uns angetan. Molières brilliante Komödie erzählt sinnlich und in bestechend scharfen Bildern von jenem großen Eroberer, der in Lust, Rausch und Liebesspiel das Glück verzweifelt sucht – und noch mehr Sehnsucht findet.

Termine: 26. Juli, 10., 11. und 16. August 2019: 20.00 Uhr

Tickets: 29,90 bis 49,90 Euro

Titelbild: © Thomas Dashuber

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