Schwitzen, schreien, strampeln: Unser BlackBike-Selbstversuch

6.50 Uhr. Der Raum ist dunkel, die Musik auf Anschlag. Gut zehn Jahre nachdem Paul Kalkbrenner mit Berlin Calling endgültig im DJ-technischen Mainstream-Olymp angekommen ist, ballert mir sein Sound mit Vollkaracho entgegen und ich möchte mich umdrehen und sofort wieder gehen. Wäre ich in einem Club, würde ich das auch tun. Sowieso spät genug und Afterhour war noch nie mein Ding.

Ich bin aber in keinem Club. Und es ist auch nicht spät – es ist früh und ich stehe in Sportklamotten in einem nagelneuen Gebäude am Schwabinger Tor auf der Leopoldstraße. Früher war hier mit dem Yellow Submarine wirklich ein legendärer Club – heute eher so schickes Hotel, Neubaucharme und ein Sportstudio, das einmalig in München ist: BlackBIKE. Müsste ich es meinem Freund erklären, würde ich sagen: Instagram-Spinning. Müsste ich es meiner Oma erklären, wohl eher: Fahrradfahren im Dunkeln, bei viel zu lauter Musik und dabei angeschrien werden.

Müsste ich es meiner Oma erklären, würde ich sagen: Fahrradfahren im Dunkeln, bei viel zu lauter Musik und dabei angeschrien werden.

Dann müsste ich auch beiden noch klar machen, dass die Trainerin nicht Trainerin oder Kursleiterin heißt, sondern Motivator – englisch ausgesprochen. Aber gut, ich bin ja nicht zum Stänkern hier, sondern zum Sport machen. Ich liebe Sport. Ich brauche Sport. Wirkt bei mir wie ein Snickers – nur mit Schweiß statt Karamell. Nach einer ordentlichen Portion Bewegung bin ich selig. Außer es ist sieben Uhr morgens, stockdunkel, und mir schreit jemand mit einer Mischung aus Motivation und übertrieben guter Laune ins Gesicht. Let's rock this!

© Laura Geck
© Laura Geck

Aber von vorne: BlackBike ist ein Fitness-Trend aus den USA, der dank dreier junger Münchnerinnen seinen Weg zu uns gefunden hat. Bei den Indoor Cycling Klassen heißt es 45 Minuten Vollgas, wobei nicht nur die Beine trainiert werden, sondern dank Hanteln und verschiedener Übungen auch immer wieder die Arme und der Oberkörper beansprucht werden. Hochintensives Fullbody-Workout also. Dabei muss man nicht viel mitbringen – also weder Equipment noch Vorerfahrung.

Die Cycling-Schuhe für die Klickpedale – heißer Tipp meinerseits: Nicht bei Vollspeed ausklicken und dann mit den Schuhbändern in der Kurbel hängen bleiben – sowie Handtücher für die Session bekommt ihr vor Ort. Das Studio ist höchst modern ausgestattet und bietet euch somit rundum Versorgung – sogar Shampoo wartet auf euch. Ansonsten könnt ihr es euch entweder so richtig hart geben bis Atemnot und Kreislaufkollaps, oder ihr traut euch zwischen all den Full-Power-Menschen auch mal einen Gang runterzuschalten.

© Laura Geck
© Laura Geck .

Solltet ihr allerdings wie ich an frühmorgendlichen Koordinationsproblemen leiden, dann seid ihr einfach nur froh, wenn ihr vor lauter Discolight und Wuhuu-Motivations-Geschrei nicht mit einem epileptischen Anfall vom Fahrrad kippt. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass ich nicht unter den besten Voraussetzungen in den Test gegangen bin. Eigentlich bin ich auch frühmorgens für Sport zu haben, aber fünf Stunden Schlaf und ein winziger Kater – eher ein Kätzchen – sind nicht unbedingt die besten Bedingungen für den Blackbike-Lifestyle.

Das einzige, was ich denke: Oha. Nachdenkliche Sprüche auf Fahrrad!

Wie gut daher, dass es im Mittelteil kurz mal ruhiger zugeht. Statt "Hot in Herre" von Nelly schlägt auf einmal Rae Garvey ruhigere Töne an – gleiches gilt für die Motivatorin. "Du machst das nur für dich. Du fährst deinem Glück entgegen. Denke an dein Ziel. Dein Ziel ist dein Glück." – Wow. Das einzige, was ich denke: "Oh. Nachdenkliche Sprüche auf Fahrrad!" Und dass man, wenn man festgekettet auf einem stationären Fahrrad in einem dunklen Raum sitzt, leider rein gar nichts entgegen fährt. Zumindest nicht, wenn man wirklich irgendwohin will.

© Laura Geck
© Ida Heinzel

Was soll ich also sagen. Ich bin irgendwie erleichtert, als es rum ist. Weniger wegen der körperlichen Anstrengung, als wegen der kognitiven Überreizung. Gleichzeitig frage ich mich, wie man das regelmäßig machen kann. Vermutlich ist es eher so, dass man das regelmäßig machen muss, bevor man beginnt es zu lieben. Ich persönlich hege dahingehend keine Ambitionen, aber beim Anblick all der motivierten Teilnehmer, muss es wohl einen gewisses Suchtpotenzial geben – ich bin wohl immun.

Dabei bin ich wirklich begeistert mit welcher Energie die Teilnehmer – übrigens nicht nur Girls – aus der Stunde gehen. Sich energische High Fives geben, dabei so gut aussehen wie vorher und sich im gleichen Tempo um- und weiterziehen. Ich nehme dankbar das nasse Tuch, das mir eine Mitarbeiterin reicht, lege es auf meine rote Birne und bin froh, als mich die kühle Luft auf der Straße empfängt und es das erste Mal wieder etwas ruhiger ist. Ich steige auf mein Rad und fahre endlich wirklich meinem Glück entgegen. Es ist ein Schokokrapfen.

Edit: Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass es sich hier – wie der Titel "Selbstversuch" schon ahnen lässt – um die persönliche Meinung der Autorin handelt. Die Abläufe und Abwicklung im wirklich schönen und hochwertigen Blackbike-Studio waren auf jeden Fall super und sehr professionell. Die Mitarbeiter vor Ort sind freundlich und motiviert und wir zweifeln nicht an der Effektivität des Workouts. Wie bei all unseren Tipps und Beiträgen (und eigentlich überhaupt immer) freuen wir uns, wenn ihr euch im Zweifel selbst eine Meinung bildet! Grüße aus der Redaktion!

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