Bergurlaub über den Wolken: Das Gloriette Guesthouse in Oberbozen

Wisst ihr, was eine Gloriette ist? Ich wusste es auch nicht. Jetzt weiß ich’s. Und zwar hat mir Julika – sie führt zusammen mit ihrem Mann Andi und dessen Mama Birgit das Gloriette Guesthouse – das so erklärt: In Bozen und Umgebung gibt es schon lange den Brauch der sogenannten „Sommerfrische“. Bozen ist im Sommer eine der heißesten Städte Italiens, weil es auf gerade mal 262 Höhenmetern liegt, von Bergen eingekesselt ist und der Smog zu einer wärmenden Decke wird. Aus diesem Grund nahmen damals die vornehmen Damen und Herren der Stadt spätestens im Juni Reißaus und pilgerten zu Ross rauf auf die Berge, raus an die frische Luft (Aha-Moment: Sommerfrische!).

Dort hatten sie ihre Adelshäuser, in deren Gärten leicht erhöht kleine Häuschen standen, sogenannte Glorietten. Julika bezeichnet diese als kleine „Lusthäuser“: Dort wurde gelacht, getanzt, Vino getrunken und zahlreiche Feste gefeiert. So, jetzt wisst ihr's auch. Gelacht haben wir auch, als wir uns auf dem Weg nach Oberbozen machten. Das Ross tauschten wir gegen das Auto. Adelig sind wir zwar nicht, aber es ist ja auch Mitte November und somit sind wir nicht auf der Flucht vor Hitze, sondern auf der Suche nach ein bisschen Ruhe und Entspannung.

© Christina Winkler
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Sonntagvormittag: Die Anreise

Gegen 10.30 Uhr geht’s mit Sonnenschein los – das Navi sagt dreieinhalb Stunden von München nach Oberbozen. Richtung Tegernsee beginnt es zu regnen, nach der Grenze beginnt es zu schneien und ich beginne langsam damit, nervös zu werden. Im Radio hören wir eine Verkehrsmeldung über gesperrte Straßen – sagen wir mal so, die Meldung wäre kürzer gewesen, wenn er aufgezählt hätte, welche Straßen nicht gesperrt sind. Die Stimmung im Auto sinkt proportional zum Anstieg der Schneewände neben der Straße. Der Brenner ist tatsächlich abschnittsweise gesperrt und so erreichen wir nach sechs Stunden im Auto unser Ziel: das Gloriette Guesthouse.

Wenn ihr nicht mit dem Auto anreisen wollt: Es fahren fast stündlich Busse von München nach Bozen – das dauert (je nach Wetterlage) ungefähr vier Stunden. Genau wie die bequeme und direkte Zugverbindung! Von Bozen kommt man mit der Seilbahn innerhalb von zwölf Minuten nach Oberbozen. Diese fährt im Vier-Minuten-Takt und direkt gegenüber der Seilbahnstation befindet sich dann auch schon das Gloriette Guesthouse.

© Christina Winkler
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Sonntagnachmittag: Die Ankunft

Als wir Richtung Bozen fahren, sehen wir nur grau, als wir die tausend Höhenmeter hoch nach Oberbozen fahren, sehen wir schwarz, aber nur, weil es mittlerweile einfach dunkel wird. Als wir durch die Tür des Guesthouses gehen, sehen wir einen Weihnachtsbaum. Klingt verrückt, ist aber so. Und mit diesem strahlen wir ab sofort um die Wette, denn schon die Eingangshalle ist so gemütlich eingerichtet und liebevoll geschmückt, dass wir uns sofort wohl fühlen. Bei einem Willkommensdrink – wir entscheiden uns für das Hausgetränk „Rosy“ (Sekt mit Rosmarinsirup), das uns in den kommenden Tagen begleiten wird – genießen wir die ruhige Atmosphäre, die sowohl das Interieur, die bunt gemischte Kombi der Gäste, als auch die Mitarbeiter verbreiten.

Diese haben währenddessen bereits unser Gepäck aufs Zimmer gebracht, das wir wenig später selbst bestaunen. In dem Hotel gibt es 25 Zimmer, wir schlafen im Zimmer „Summerfrisch“ (ab 95 Euro pro Person). Das Gloriette Guesthouse gibt es erst seit einem Jahr und so verwundert es nicht, dass das Zimmer super modern ist: verglaste Dusche, offenes Bad, Retroradio. Doch das eigentliche Highlight zeigt sich uns erst am nächsten Morgen...

© Christina Winkler
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Sonntagabend: Das Abendessen

Nachdem wir für einen kurzen Moment die Füße hochgelegt haben und ich den kleinen Fitnessraum ausgecheckt habe, haben wir uns ein Abendessen wirklich verdient – nach all den Strapazen. Also geht’s ins Restaurant des Hotels. Meine Freundin aus Südtirol hatte mir vorab gesagt, dass man in der Stadt Bozen im „Vögele“ gut essen kann. Was ich davor nicht wusste: Das Vögele und das Gloriette Guesthouse sind miteinander verbandelt. Mit dieser Info freue ich mich nun noch mehr aufs Essen und ich sage mal so: Wir wurden nicht enttäuscht!

Ihr könnt im Restaurant einzelne Gericht von der Karte (ca. 15 bis 25 Euro) oder auch ein 3-, beziehungsweise 4-Gänge-Menü (ab 43 Euro pro Person) bestellen. In unserem Fall ist die Vorspeise gebeizter Lachs, der Hauptgang Kastanienrisotto, beziehungsweise Kalbsrücken-Steak und die Nachspeise eine Variation der Birne Helene. Die Zutaten sind frisch, fein abgeschmeckt und die Portionen, obwohl wir kein Mittagessen hatten, auf jeden Fall ausreichend! Nach dem Essen geht es nochmals rüber in die Lobby, um Rosy wieder zu treffen – die Rede ist vom Drink, der wirklich unglaublich gut schmeckt und gefährlich schnell runterläuft. Wir entdecken ein Regal mit Spielen und beenden den Tag spielend in einem senfgelben Ohrensessel unter einem Lampenschirm aus Zylindern, die an den Adel von damals erinnern.

© Christina Winkler
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Montagmorgen: Ausblick & Frühstück

Hoch erhoben wie der Adel fühlen wir uns dann am nächsten morgen, als wir die Augen öffnen. Die Sonne strahlt uns ins Gesicht, der Nebel liegt uns zu Füßen und wir schweben auf Augenhöhe mit Bergen. Ungelogen: Krass! Eigentlich will man bei dem Anblick gar nicht aufstehen, aber von 7 bis 11 Uhr gibt es Frühstück und wenn’s um Essen geht, verstehen wir keinen Spaß. Also ab ans Buffet. Und auch das ist: Krass! An jeden Tisch wird eine Etagere mit einer Auswahl an süßen und herzhaften Frühstücksleckereien gebracht: Croissant neben Apfelstrudel, Südtiroler Schinken neben Mozzarella. Zudem könnt ihr euch am Buffet holen, was ihr wollt und euch neben Kaffee auch extra Eierspeisen bestellen.

Montag: Wandern & Wellness

Nachdem wir einen Tag nur im Auto verbracht haben und uns das Panorama morgens umgehauen hat, wird es Zeit sich selbst zu bewegen. Also haben wir an der Rezeption nach Tipps zum Wandern gefragt und als Antwort erhalten: „Die meisten Wege sind leider gerade gesperrt, wegen des Unwetters.“ Naja, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Aber safety first: Aus der geplanten Wanderung wird ein leichter Spaziergang, da wirklich überall Bäume auf den Wegen liegen und diese unpassierbar sind. Unser Ziel sind die sogenannten Erdpyramiden, die wir immerhin von weitem sehen können. Wären die Wege nicht gesperrt gewesen, könnte man innerhalb von drei Stunden dorthin wandern, wir aber müssen die Bahn nach Klobenstein nehmen und gehen dann noch eine halbe Stunde zu Fuß weiter.

© Christina Winkler
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Endlich Wellness!

Zurück im Hotel wird es Zeit den Wellnessbereich genauer unter die Lupe zu nehmen. Dieser liegt im vierten Stock des Hauses, umfasst zwei Saunen und einen Rooftop-Pool, der sich sehen lassen kann: Unter freiem Himmel und mit einem Bergpanorama vom anderen Stern. Ansonsten ist der Wellnessbereich recht klein und überschaubar. Wenn ihr Anwendungen, wie Massagen oder Schröpfen möchtet, dann könnt ihr euch diese buchen und es kommt extra jemand ins Hotel.

Obwohl der Wellnessbereich so klein ist, ist es unfassbar ruhig und um ehrlich zu sein: leer. Es kommt genau einmal vor, dass ich mir die Sauna mit jemandem teilen muss. Man merke: Im November (und vielleicht auch nach Unwettern) hast du hier definitiv deine Ruhe! Auch Julika erzählt, dass das Hotel im Sommer voll ist und nach Allerheiligen etwas Ruhe einkehrt. Apropos einkehren: Wir gehen abends tatsächlich nochmal ins hauseigene Restaurant. Dort probieren wir uns wieder durch die Karte und bestellen teilweise sogar das Gleiche wie am Vorabend, weil es einfach zu gut war.

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Dienstag: Bozen & Baba

Der Dienstagmorgen startet in etwa so, wie auch der Montagmorgen: Der Ausblick ist und bleibt ein Traum – nur etwas bewölkter – das Frühstück ist und bleibt lecker. Bevor wir dem schönen Südtirol Baba sagen, wollen wir heute noch ein bisschen durch Bozen schlendern – wie gesagt: mit der Seilbahn bist du in Nullkommanichts dort und das Hotel stellt dir für die Zeit deines Aufenthalts sogar eine Ritten-Fahrkarte zur Verfügung. Wir dagegen packen unsere Sachen ins Auto und sagen Baba Gloriette Guesthouse, du warst ganz wunderbar – klein, aber oho!

Als wir nach Bozen runterfahren, sehen wir wieder grau. Als wir in Bozen ankommen, schüttet es wie aus Eimern. Wir laufen mit eingezogenen Köpfen durch die Straßen, kaufen noch ein Souvenir am Markt, der übrigens zuckersüß ist, trinken einen Kaffee im Loackercafé am Waltherplatz und fragen uns, wieso der Adel bei dem Herbst-Winterwetter hier unten und nicht über den Wolken, dort wo es paradiesisch ist, geblieben ist.

© Christina Winkler

Gloriette Guesthouse | Dorfstraße, 15, 39054 Soprabolzano Südtirol, Italien | Doppelzimmer mit Frühstück ab 95 Euro pro Person | Mehr Info

Wir wurden vom Hotel eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.

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