Soul Kitchen im Glockenbach: Neapolitanische Pizza & Industrie-Charme

Pizza mag ja irgendwie jeder. Aber nicht jede Pizza ist auch richtig gut. Und wenn es nach den Neapolitanern geht, dann ist sowieso nur ihre Pizza die einzig wahre. Die Süditaliener nehmen es damit so ernst, dass sie sogar einen Verein für ihre Teigfladen gegründet haben und nur wer Mitglied der Associazione Verace Pizza Napoletana ist, darf seine Pizza auch so nennen.

Ihr seht: das Ganze ist kein Spaß und wer sich außerhalb Italiens anschickt, eine echte neapolitanische Pizza zu verkaufen, der sollte sein Handwerk wirklich verstehen. Zum Glück ist das beim Team vom Soul Kitchen in der Fraunhoferstraße so. Die beiden Betreiber Cem und Andrea haben beide langjährige Gastro-Erfahrung auf dem Buckel und sich dann im letzten Jahr überlegt, etwas Eigenes eröffnen zu wollen. Irgendwann war dann die Pizza-Idee geboren – sehr gutes Handwerk kombiniert mit besten Zutaten.

Neapolitanischen Pizza: Was lange währt, wird endlich gut

Falls ihr Euch jetzt schon die ganze Zeit fragen solltet, was denn nun das besondere an dieser Pizza ist, dann hier die Antwort: bei der neapolitanischen Pizza ruht der Teig drei Tage lang, bevor er verarbeitet wird. Dadurch wird die Pizza sehr viel bekömmlicher. Die Pizza kommt dann auch nur für 90 Sekunden bei mehr als 400 Grad in den original italienischen Pizzaofen und danach ist der Rand fluffig und der hauchdünne Boden ganz weich. Ein echt großer Unterschied zu der Pizza, die wir sonst so kennen.

Uns überzeugen die Pizzen im Soul Kitchen total. Sowohl die vegetarische Variante mit sonnengereiften San Marzano Tomaten, echtem Büffelmozzarella und Basilikum, als auch die Variante mit Babyspinat, Bresaola und Zitrone. Alle Zutaten sind von den beiden Betreibern sorgfältig ausgewählt, zum großen Teil direkt vor Ort beim italienischen Erzeuger, was man einfach schmeckt.

Bei so viel italienischer Authentizität könnte es durchaus sein, dass das Soul Kitchen ein bisschen im Italo-Kitsch versinkt, aber Fehlanzeige. Das Restaurant, in dem vorher jahrzehntelang eine typische Boazn war, ist sehr modern und geschmackvoll eingerichtet. Auch hier haben Cem und Andrea nichts dem Zufall überlassen und sich mit Profis zusammen getan. So hat zum Beispiel die Freundin ihres Innenarchitekten extra einen Töpferkurs belegt, um die Hängelampen eigenhändig anfertigen zu können.

Und trotzdem fehlt es an nichts, was ein echter Italiener braucht: eine gute Kaffeemaschine, ein Regal mit Weinflaschen und der sündhafte teure und mehr als zwei Tonnen schwere Pizzaofen.

Zur Nachspeise: Schafsricotta mit Schokostückchen

Wer trotz aller Empfehlung keine Pizza essen mag, für den gibt es auch mehrere interessant klingende Salate. Zur Vorspeise empfehlen wir euch die Arancini – gebratene Reisbällchen, gefüllt mit Fior die Latte, Salami, Parmesan und Safran. Sehen vielleicht unspektakulär aus, aber laut meiner Begleitung “das beste Kateressen ever”, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist.

Zur Nachspeise haben wir uns noch den “Sicilian Accent” gegönnt: Schafsricotta mit Teigbröseln, Schokostückchen und Pistazie. Das hat uns echt positiv überrascht. Ganz unscheinbar kam es daher im Schraubglas und hat ganz fein den intensiven Ricotta mit der Süße verbunden. Große Empfehlung, so wie der ganze Laden. Wir kommen wieder!

Unbedingt probieren // Eine der abgefahrenen Pizzakreationen, zum Beispiel All Star mit Mozzarella, Aubergine, gelbe Zucchini und Süßkartoffelcreme oder Summer Jam mit Büffelricotta-Mousse, Zitronenstaub, Pistazien und Ingwer!

Vegetarisch // Es gibt mehrere vegetarische und sogar vegane Pizzen sowie mehrere Salate. Auch zwei der Vorspeisen sind veggie.

Mit wem gehst du hin // Mit der Freundin zum gemütlichen Abendessen, dem Partner zum ungezwungenen Dinner-Date oder auch den Kollegen nach der Arbeit.

Lärmfaktor // Wir fanden es sehr angenehm. Die Tische stehen nicht zu eng und der ganze Raum ist großzügig. Bei Hochbetrieb kann schon auch der Tresen belegt sein, was bestimmt ganz gut die quirlige Italien-Atmosphäre unterstreicht.

Preise // Die Vorspeisen kosten zwischen 7,50 Euro und 10,50 Euro, die Pizzen bewegen sich zwischen 8 Euro und 13,50 Euro, was für die Qualität der Zutaten wirklich angemessen ist. Das 0,33l Helle kostet 3,80 Euro, der Wein 5,90 Euro.

Besonderheit des Ladens // Einer der wenigen Italiener in München, bei dem ihr die original neapolitanische Pizza bekommt.