Antipasti-Sandwich & Bananenbrot: Das neue Strangers Café im Lehel

Dem Leben in großen Städten wird von Außenstehenden ja gerne mit leichtem Schaudern von Anonymität bedingte Einsamkeit angedichtet. Von Münchner*innen wird sowas am allerliebsten mit dem Satz 'München ist doch auch nur ein großes Dorf' abgeschmettert. Aber trotz großer Dorfgefühle, stimmt es natürlich, dass man auch in München nicht jeden Menschen auf der Straße kennt. Das brandneue Strangers Café im Lehel passt also vom Namen her schon mal gut in die allgemeine Großstadt Atmosphäre. Und wie man dem Namen anmerkt, haben sich seine stolzen Besitzerinnen Caro und Saia über das Phänomen Fremd-Sein einige Gedanken gemacht.

Vielleicht weil beide sich noch garnicht lange kennen, aber in dieser kurzen Zeit schon geschafft haben, sich gemeinsam einen kleinen Traum zu verwirklichen: ein Café zu eröffnen! Wie oft saßen wir schon bei ein bis elf Bier mit unseren Freund*innen zusammen und haben Pläne für diverse Bars und Cafés geschmiedet, die wir nie durchgezogen haben. Caro und Saia haben es einfach gemacht: Vor gut zwei Wochen haben sie den Mietvertrag unterschrieben und in Windeseile ihr Café in der Christophstraße 3 eröffnet.

© Nina Vogl
Strangers Café Lehel
© Nina Vogl
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Das Strangers ist schon ihr zweites gemeinsames Projekt. Anfang des Jahres haben sie das Fitnesskollektiv Cama gegründet. Zusammen mit dem Café ergibt sich für sie ein ganzheitliches Konzept, denn für einen gesunden Körper braucht es nicht nur Bewegung, sondern auch gutes Essen. Und das gibt es im Strangers! Die beiden kochen und backen alles selbst in ihrer kleinen Küche. Alle Lebensmittel sind bio und sie verwenden keinen raffinierten Zucker oder Geschmacksverstärker. Wie das schmeckt? Köstlich. Von Antipasti-Stullen mit Grünkohl-Hummus über Spekulatius-Bananenbrot bis Overnight Oats und Raw Snickers – alles ist vegetarisch, vieles vegan, es schmeckt ausgefallen und auffallend gut.

Mit Raw Snickers, Grünkohl und Gemütlichkeit für ein ganzheitliches Gesundheitskonzept

Mittags gibt es gerade immer einen Eintopf, Linsen Dal zum Beispiel, der wird im Slow Cooker über mehrere Stunden eingekocht, damit sich die Nährstoffe besser entfalten können. Die Mädels achten aber nicht nur darauf, dass es ihren Gästen möglichst gut geht, sondern auch der Umwelt. Wo es geht handeln sie nachhaltig, deswegen gibt es im Strangers Hafer- und Reis-, aber keine Mandelmilch. Sie verzichten auch ganz bewusst auf das klassische Avocado-Brot, weil das ja nun wirklich eine Umweltsünde und so was von 2018 ist. Und wenn trotz genauer Kalkulation abends mal was übrig bleibt, kann man die Leckereien über To Good To Go im Strangers abholen.

© Nina Vogl
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Wegen seiner Größe und Lage wirkt das Café erstmal wie eines von diesen, in die man kurz reinrennt, wenn man sich auf dem Weg noch schnell einen Kaffee holen will. Nur um dann direkt weiterzueilen wohin auch immer, aber immer im Stress. Steht man aber erstmal an der Theke vom Strangers, will man den Stress gerne draußen in der Kälte warten lassen. Sich statt weiterzueilen zwei Minuten Zeit nehmen, um den ersten Espresso des Tages an der schönen Theke lehnend zu trinken, gemütlich, im warmen Licht, mit Konzentration und Muse. Lässt man sich darauf ein, bemerkt man erst die vielen Details des Ladens.

Klein, schnuckelig und vom Scheitel bis in die Zehenspitzen durchdacht

Zum Beispiel erinnert die Stuhlreihe auf der Fensterbank erstmal an KVR oder andere Orte, an denen man lange warten muss. Sitzt man aber darauf kommt man sich vor wie in Omas Wohnzimmer, weil die Lehnen so schön kippeln. An der Wand gibt es einen Stehtisch mit Zeitungen, tollen Blumen und einem Gästebuch. Aus Mangel an alternativen Plätzen (denn der Laden ist wirklich schnucklig klein) stehen sich dort täglich Fremde gegenüber, trinken Kaffee und kommen ins Gespräch.

Das Strangers ist eines dieser eher seltenen Cafés, die vom Scheitel bis in die Zehenspitzen durchdacht sind. Nicht nur was das Essen angeht: Caro und Saia wollen auch den Raum so gut es geht nutzen. In Zusammenhang mit ihrem Fitnessprojekt Cama organisieren sie nach den Öffnungszeiten kleine Events wie den Female Balance Workshop, oder einen Kurs zu Matcha Zeremonien und Mindfullness. Minimalistische Einrichtung, Pastellfarben, Beton- und Metallelementen – das Strangers kommt auf den ersten Blick daher wie ein klassischer Healthy Food Laden. Das Schöne ist aber, dass der Laden nicht nur gut aussieht, sondern auch eine tolle Idee und ein ganzheitliches Konzept dahinter stecken.

© Nina Vogl
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An der Wand neben dem Eingang hängen Caro und Saia in den nächsten Tagen das Strangers Board auf. Eine Pinnwand für Briefe, Wohnungsgesuche, Tauschangebote, nette Worte und was man den Fremden in seiner Stadt sonst so sagen will. Im Lehel ist abgesehen von Business sonst ja eher weniger los. Genau deshalb haben sich die beiden vorgenommen, aus dem Strangers einen Ort zu machen, an dem sich Leute begegnen können. Und zwar länger, als sich nur gegenseitig die Tür aufzuhalten.

Man kommt auch gar nicht umhin immer wieder zurückkommen zu wollen, wenn Saia und Caro einmal angefangen haben auf ihre unverstellte Art mit einem zu quatschen. Kaum fünf Minuten im Laden fühlt man sich, als wäre man schon seit Jahren befreundet oder wäre gerade in die Wohnküche der WG nebenan gestolpert. Und wo trinkt man lieber seinen Kaffee als bei guten Freunden?

Don't be a stranger

Vielleicht sind wir gerade in den großen Städten besser darin die Fremdheit am Schopf zu packen und die zwei Minuten während wir Kaffee schlürfen dazu zu nutzen, unser Gegenüber in ein nettes Gespräch zu verwickeln. Das Strangers bietet dazu den perfekten Ort! Dass aus geteilter Müdigkeit am Morgen, gute Geschichten und Freundschaften entstehen können, haben Caro und Saia in der einen Woche, in der das Strangers nun geöffnet hat, schon mehr als einmal erlebt. Gute Chancen also, dass ihr Slogan: Don't be a stranger – gelesen und beherzigt wird.

Unbedingt probieren // Alles! Aber unbedingt die Antipaste-Stulle mit Grünkohlhummus.

Vegetarisch // Alles! Und ganz viel vegan.

Mit wem gehst du hin // Alleine für den ersten Kaffee am Tag, mit Freund*innen, für einen Mittagssnack.

Für Fans von // Daddy Longlegs, Iss dich glücklich.

Preise // Espresso für 1,90 Euro, Cappuccino für 3,50 Euro, Stulle für 7,50 Euro, Spekulatius Bananenbrot für 3,50 Euro, Lunch of the Day 8,90 Euro.

Besonderheit des Ladens // Die Stimmung ist toll, alle Lebensmittel sind bio und alles wird selbst gebacken und gekocht!

Strangers Health Food Café | Christophstraße 3, 80538 München | Montag – Freitag: 08.00–15.00 Uhr, Samstag: 10.30–15.00 Uhr | Mehr Info

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