Female Street Art at its best: die neue Swoon Ausstellung im MUCA

© Nina Vogl

Okay, ich geb's zu: Bei der Kunst ist das immer so eine Sache mit mir. Ich gehe gerne mal in ein Museum und Namen wie Rembrandt, Rubens oder Klimt sind mir auch nicht ganz fremd. Vor kurzem war ich sogar mal ganz allein in der Alten Pinakothek und habe mir zwei Stunden lang diese überdimensionierten Schinken angeschaut. Wobei mir anschauen dann auch völlig reicht – fachsimpeln und interpretieren? Nicht so mein Ding, ich staune lieber über Handwerk, malerische Fertigkeiten und frage mich, wie zum Teufel die im 16. oder 17. Jahrhundert sechs Meter hohe Bilder gemalt haben und wie lange das bitte gedauert hat?!

Keine Ahnung? Kein Problem!

Ihr seht schon, in Sachen Kunst begebe ich mich selten bis nie auf die Metaebene oder ins Spannungsfeld (das sagt man so, oder?) zwischen objektiv Sichtbarem und subjektiv Wahrnehmbaren. Ja, genau deswegen. Weil ich kein Wort des Kunstjargons verstehe und oft das Gefühl habe, dass auch keiner will, dass irgendjemand irgendwas versteht. Und zum Punkt kommt auch keiner. Denn eigentlich wollte ich vom MUCA erzählen, dem Museum of Urban and Contemporary Art in der Hotterstraße – in dem zur Zeit die Ausstellung einer der bedeutendsten Frauen der Street Art Szene zu sehen ist. Wie meine Kunstkritik zu Swoons Werken ausfällt? Ich mochte sie!

© Nina Vogl
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Einfach mal genau hinschauen!

Und das reicht auch vollkommen aus. Das MUCA, das vor gut drei Jahren in das ehemalige Umspannwerk in der Hotterstraße gezogen ist, ist ein "Museum" nach meinem Geschmack. Wenn man den großen Raum betritt, denkt man im ersten Moment zwar kurz: Oha, da bin ich ja in dreieinhalb Minuten durch! Aber dann wird man doch schnell eines Besseren belehrt. Nicht zuletzt, weil sich die – im wahrsten Sinne des Wortes – vielschichtigen Arbeiten von Swoon zwar einerseits schnell überblicken lassen, man aber bei genauerem Hinsehen immer wieder neue Details entdecken kann.

Statt unendlich vieler Werke, wartet hier eine solide Auswahl aus dem Schaffungsprozess der amerikanischen Künstlerin. Retrospektive nennt sich das dann – wenn man es böse meint, könnte man auch mokieren, dass die meisten Arbeiten über zehn Jahre alt sind. Während bei vielen Kunstwerken das Alter meist als Qualitätskriterium gilt, ist die Street Art vor allem wegen ihrer Vergänglichkeit und Aktualität so spannend. Aber gut, jetzt tue ich schon wieder so, als hätte ich Ahnung.

© Nina Vogl
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Simple Erklärungen & After-Work-Führungen

Und so gefällt es mir besonders gut, dass die Ausstellung einen tollen Überblick über Swoons Kunst gibt. So kann man sich in einzelnen Kleisterdrucken verlieren und sich ebenso wie bei den großen Rubens-Schinken fragen: Wie hat sie das gemacht und wie lange hat sie wohl gebraucht und warum kann ich das nicht? Auch mega: Statt kryptischer Beschreibungen der Kunstwerke, findet ihr dezent auf den Boden gedruckte Texte, die euch den Hintergrund der Arbeiten aus der Ich-Perspektive der Künstlerin erklären. Was ist die Geschichte dahinter, warum stellt sie so gerne Menschen dar und was hat sie sich bei diesem oder jenem Werk gedacht?

Wer ein bisschen Zeit mitbringt, der sollte sich im ersten Stock in die Art Lounge begeben und einen Blick in den Film über Swoon und ihre Projekte und Installationen werfen, die nicht in ein Museum passen – zum Beispiel die Häuser, die sie im Rahmen eines Hilfsprojekts in Haiti gebaut hat! Und wenn ihr doch jemanden braucht, der euch an die Hand nimmt, dann checkt die Termine für die Führungen, die das MUCA anbietet! Und by the way: Macht auch unbedingt einen Abstecher in den Architektursalon im Keller. Dort findet ihr zur Zeit eine kleine Ausstellung zum Thema Flussbäder auf der ganzen Welt – versteht man auch, wenn keine Ahnung hat!

After-Work-Führung

Do, 28.11.2019   20-21 Uhr
Do, 19.12.2019   20-21 Uhr
Do, 30.01.2020   20-21 Uhr

Themenführung: „The Variety of Street Art“

So, 14.12.2019   18-19 Uhr

Themenführung „Women in Street Art“

So, 19.01.2019   13-14 Uhr

MUCA | Hotterstraße 12, 80331 München | Swoon – Time Capsule | bis 20.05.2020 | Mittwoch – Samstag: 10.00–20.00 Uhr, Sonntag: 10.00–18.00 Uhr | Eintritt: 7,50 Euro, Ermäßigt: 5 Euro | Mehr Info

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