11 Theaterstücke, die du dir im November und Dezember 2019 anschauen solltest

© Priska Ketterer

Der Sommer ist vorbei, der Winter steht vor der Tür – und damit bis zum Jahresende eine Menge kuschlig-gemütlicher Abende im Theatersaal. Oder im Blitz. Oder man begibt sich doch lieber mit einem Walkman ausgestattet auf einen spannenden Spaziergang. Die Theaterstücke im November und Dezember halten einige Überraschungen für euch bereit. Außerdem findet vom 9. bis 17. November 2019 Die Woche der Vielen statt mit tollen Konzerten, interessanten Diskussionen und vielen weiteren Kulturvergnügen. Das wird ein Fest! Und dann ist ja auch schon wieder Weihnachten.

Ampere

1. Kanal Kirchner

Walkman
© Pixabay | fernandozhiminaicela

Das Theaterfestival "Spielart" findet in diesem Jahr wieder statt und beschert uns künstlerische Höhepunkte, die mit einem normalen Theaterabend kaum mehr etwas zu tun haben. Der dystopische Hör-Spaziergang "Kanal Kirchner" zieht das Publikum tief hinein in eine von Überwachung und Manipulation geprägte Gesellschaft. Mit einem Walkman ausgestattet begibt man sich alleine auf zwei Reisen zugleich: Einerseits schlendert man durch das reale München, andererseits wird man auch durch die vom Autor in Fragmenten vorgeschriebene Geschichte gelotst. So entsteht ein ganz privates Erlebnis, das beim Ampere beginnt und am Gasteig sein Ende findet. Herbstspaziergang here we come!

Termine: täglich bi 09. November 2019: 13.00–16.00 Uhr (Start alle zehn Minuten, eine Person pro Slot)

Tickets: 5 Euro (Anmeldung erforderlich)

Cuvilléstheater

2. Der Riss durch die Welt

Der Riss durch die Welt | Oliver Stokowski
© Lucia Hunziker

Ausgangspunkt des Stücks "Der Riss durch die Welt" sind die zehn alttestamentarischen Plagen, die durch die Gespräche und Fantasien der Figuren geistern. Visionen von Blutströmen, Heuschrecken und Totgeburten. Auch wenn hier niemand an Gott glaubt, scheinen biblische Naturkatastrophen doch nicht abwegig. Dabei können sich das Millionärspaar, seine Gäste und die Haushälterin keinen besseren Ort für den Untergang der Welt vorstellen, als eben dieses Landhaus, in welchem sie sich gemeinsam vom Mobilfunknetz abgekapselt zwischen Austern und Weingläsern suhlen. Ob sich die fünf angesichts des drohenden Unheils tragfähigen Zusammenhalt leisten können, bleibt die Frage – wo sie sich doch eigentlich nichts zu sagen haben.

Termine: 08., 15. und 20. November: 19.30 Uhr, 10. und 17. November 2019: 18.30 Uhr

Tickets: 16 bis 48 Euro

Mathilde Westend

3. Jane Eyre

Mathilde Westend
© Miriam Worek

Mit "Jane Eyre" hat das Mathilde Westend im Januar einen Literaturklassiker auf die kleine Bühne gebracht und greift das Stück nun wieder auf. Erzählt wird die Geschichte der Vollwaisin, die sich bereits als kleines Kind gegen ihr Umfeld voller Ungerechtigkeiten behaupten muss. Trotz fehlender Zuneigung reift sie durch scheinbar innere Größe zu einer selbstbewussten jungen Frau heran und schreitet für ihre Zeit sehr emanzipiert und selbstbewusst durch die Welt. Sich selbst treu bleibend meistert sie so manche Hürde und findet dabei immer wieder zu ihrer eigenen Stärke zurück. Das perfekte Stück, wenn einen der Winterblues überrollt – nicht nur für Mädels!

Termine: 11., 12., 17., 19., 25. und 26. November 2019: 20 Uhr

Tickets: 23 Euro

Gärtnerplatztheater

4. Tosca

Gärtnerplatztheater
© Christian POGO Zach

Mitte November feiert das Gärtnerplatztheater mit  "Tosca" Premiere. Die Oper von Giacomo Puccini, uraufgeführt in Rom 1900, ist ein brutales Kabinett der Grausamkeiten und zählt heute fest zu den ganz großen Titeln des Opernrepertoires – nicht zuletzt wegen der großartigen Musik. Auf der Bühne drehen sich der politische Häftling Cesare Angelotti, Polizeichef Baron Scarpia, der Maler Mario Cavaradossi und dessen Geliebte in einem wirbelnden Totentanz um Liebe, Eifersucht, Folter, Zynismus, Gier, Erpressung bis hin zu Mord und Selbstmord. Das Glas (oder die Flasche) Rotwein gibt's zur Beruhigung dann in einer der zahlreichen Bars ums Eck.

Termine: 14., 16., 21., 23. und 25. November 2019: 19.30 Uhr

Tickets: 20 bis 88 Euro

Blitz

5. Shout out loud

Blitz Music Club
© Simon Vorkammer

Man kann vom Blitz halten, was man will, aber eins ist sicher: Der Sound ist unschlagbar! Wie passend, dass sich Karen Breece für ihre Theaterinszenierung "Shout out loud" genau diesen Ort ausgesucht hat. Es geht ums Hören und Nicht-Hören in einer Gesellschaft. Unsere Welt ist laut – müssen wir lauter sein, um gehört zu werden? Gemeinsam mit einem Ensemble von gehörlosen Menschen aus ganz Europa sucht Breece nach der Möglichkeit einer neuen Verständigung. Anstelle von Worten entstehen Bilder, anstelle von Schall Vibrationen, Rhythmen und Berührungen. So wird Sound für Hörende und Gehörlose gleichermaßen erfahrbar gemacht.

Termine: 17., 18. und 25. November: 19 Uhr, 24. November 2019: 17 Uhr und 20.30 Uhr

Tickets: tba

Teamtheater

6. Die Babysitterin

Die Babysitterin
© Mathilde Westend

Was tut man, wenn man im Stadion eine Sportreporterin vor laufender Kamera sexistisch beleidigt hat und damit im Netz Wellen schlägt? Man schreibt ein Buch. Eine Mischung aus Selbstanklage und öffentlicher Entschuldigung. Zumindest scheint das für Cédric die Lösung seiner Probleme zu sein. Gemeinsam mit seinem politisch korrekten Bruder macht er sich an die Arbeit, während seine Freundin mit ihrer neuen Mutterrolle kämpft. Um mit dem Schreibprojekt – das unfreiwillig immer sexistischer wird – voran zu kommen, stellt Cédric eine Babysitterin ein, die dem Klischee einer Männerphantasie entspringt. "Die Babysitterin" hinterfragt provokant Rollenbilder und aktuelle Phänomene wie eine zunehmende sprachliche Verrohung im Netz.

Termine: 20. bis 23., 27. bis 30. November, 04. bis 07. Dezember und 11. bis 14. Dezember 2019: 20 Uhr

Tickets: 22 Euro, ermäßigt 15 Euro

Residenztheater

7. Amphitryon

Amphitryon
© Priska Ketterer

Dem Stoff in "Amphitryon" liegt der antike Mythos um die Geburt des Halbgottes Herkules zugrunde. Der Gott Jupiter kommt in Menschengestalt auf die Erde und verführt Amphitryons Frau Alkmene in dessen Abwesenheit – wie es die griechischen Götter nunmal so getan haben. Natürlich entspringt dieser Affäre ein Kind. So komisch die Geschichte auch sein könnte, die angerichtete Verwirrung ist mit den Mitteln der Vernunft nicht zu begreifen und stürzt die unschuldig Betroffenen in eine tiefe Bewusstseinskrise. Was bleibt von uns übrig, wenn uns die Identität aberkannt, unsere Selbstgewissheit aufgelöst wird und wir nicht einmal mehr unseren eigenen Augen trauen können?

Termine: 21., 22., 27. November, 09. und 30. Dezember: 19.30 Uhr, 22. Dezember 2019: 18.30 Uhr

Tickets: 16 bis 48 Euro

Hoch X

8. Nur ihr wisst, ob wir es geschafft haben werden!

Nur ihr wisst
© Mehmet und Kazim

Berge aus Plastik, alte Ruinen und der längst ermattete Glanz des Fortschritts unseres Jahrhunderts sind der Schauplatz des Stücks "Nur ihr wisst, ob wir es geschafft haben werden!". In einer unvorstellbar fernen Zukunft sind die Menschen von morgen auf der Suche nach einer Genesis, nach der Anleitung für eine bessere Welt. Ausgehend von einer allgegenwärtig spürbaren Endzeitstimmung fragen Emre Akal und sein Team danach: Was kommt nach der vorstellbaren Zukunft, nach dem Zusammenbruch der liberalen Demokratie und dem alten Europa, wie wir es kannten?

Termine: 21. bis 24. November 2019: 20 Uhr

Tickets: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro

Pathos

9. In the head of a performance artist

In the head of a performance artist
© Schwere Reiter

Einen einmaligen Theaterabend beschert uns das Schweizer Performanceduo Klarissa Flückiger und Riccarda Naef am 29. November 2019! Und ich meine wirklich einmalig. In kleinen Spots von zwei bis zehn Minuten gewähren uns die beiden einen Einblick in ihren Skizzierprozess des performativen Arbeitens. Diese Wundertüte öffnet sich den Besucher*innen nur einmal – und was dabei erblickt wird, bleibt geheim. "In the head of a performance artist" mag sich ein bisschen mysteriös anhören, ist aber etwas ganz besonderes. Also alle anderen Termine absagen und Tickets holen!

Termine: 29. November 2019: 20 Uhr

Tickets: 5 Euro

Kammerspiele

10. The Vacuum Cleaner

© Gabriela Neeb

In Japan gibt es nur wenige Wohnungen und die sind viel zu teuer. Die Jobs sind schlecht bezahlt und nicht sicher. Immer häufiger wohnen auch vierzig- bis fünfzigjährige Kinder noch bei ihren siebzig- bis achtzigjährigen Eltern. Weil die eigene Wohnung nicht finanzierbar ist, weil Pflege nötig und nicht bezahlbar ist, weil sie Singles geblieben sind. Manchmal auch, weil die Kinder Hikikomori sind, Menschen, die sich freiwillig in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren. Wie genau Toshiki Okada, den die Theaterliebhaber*innen schon von "No Sex" kennen, diese Thematiken in seinem neusten Stück "The Vakuum Cleaner" verarbeiten wird, ist noch nicht abzusehen. Die Texte entstehen erst in der Probenzeit. Er hat allerdings versprochen, dass es komisch wird.

Termine: 12. & 15. Dezember 2019, ausverkauft, aber evtl. Karten an der Abendkasse, 21. Dezember 2019

Tickets: tba

Volkstheater

11. Wer hat meinen Vater umgebracht

Volkstheater Radikal Jung
© Münchner Volkstheater

Adventszeit ist Familienzeit – das Volkstheater durchbricht diese vermeintliche Idylle mit der Premiere von "Wer hat meinen Vater umgebracht". Die Grundlage für das Stück ist ein autobiographisches Essay des französischen Schriftstellers Édouard Louis. Zentrales Thema: Die Beziehung zu seinem Vater. Von schweigender Verachtung über langsam wachsendes Verständnis hin zu einer spät eingestandenen Liebe. Das Werk mündet in eine scharfe Anklage gegen einzelne Politiker und die Politische Klasse im Allgemeinen, deren Entscheidungen nach Ansicht des Autors für die Schwächsten der Gesellschaft eine Frage von Leben oder Tod bedeuten können. Eine Hommage an den eigenen Vater und dessen gescheiterte Träume.

Termine: 13. Dezember 2019: 20 Uhr

Tickets: 14 bis 36 Euro

Titelbild: © Priska Ketterer

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