Tapas im Schraubglas, Graffiti & Sommergefühle: Das Café Steinchen in Laim
"Boah München ist so ein Dorf." – ein Satz, den auch wir nicht selten fallen lassen, wenn wir mal wieder ein bis elf Bekannten an der Isar in die Arme gerannt sind. Was wir dabei aber oft vergessen: München fühlt sich nur dann klein an, wenn man immer in denselben Vierteln abhängt! Stadt raus aufs Land geht's für uns deshalb wieder öfter raus in andere Viertel – zum Beispiel nach Laim. Grund genug haben wir dafür jetzt umso mehr, weil dort vor kurzem das Café Steinchen eröffnet und die Street Credibility des Laimer Platzes mit Bauwagen und Graffitis um einiges gesteigert hat.
Keine zehn Minuten Tramfahrt entfernt von all den Matcha-Lattes und Acai-Bowls ist das Leben hier noch herrlich bodenständig geblieben. Und Bodenständigkeit lieben wir ja eigentlich sehr. Vor allem, wenn sie uns in Kombination mit Tapas aus Schraubgläsern, Flaschenweise gutem Wein, liebevollen Details und tollen Außenplätzen begegnet – wie im neuen Café Steinchen! Wir sind letzte Woche der engen Innenstadt für ein paar Stunden entflohen und haben das gute Leben in einem von Münchens ältesten Vierteln genossen.
Am 03. Juli 2020 haben Alexa und Laura das Café Steinchen eröffnet, aber lasst euch von dem netten Wort "Café" nicht in die Irre führen: Wir sprechen hier nicht von vier winzigen, wackligen Cafétischen in einem möglichst effektiv vollgestopften Miniladen, in dem die Preise den Platzmangel wett machen müssen. Wir sprechen hier von einem fast schon verwunschenen Garten, von Bäumen und Schatten und so viel Raum, dass uns fast ein bisschen schwindelig wird. Vor allem, wenn wir hören, dass er dreißig Jahre lang nicht genutzt wurde!
Nach langem, langem, langem Hin und Her, haben Alexa und Laura schließlich den Vertrag unterschrieben. Davor mussten sie sich durch eine monatelange Odyssee aus Ausschüssen, Ämtern und Zweifeln kämpfen. Zum Beispiel, ob es wirklich klug ist den kompletten Wasseranschluss für ein Gelände zu bezahlen, das vorerst nur bis Ende des Jahres genutzt werden darf. Sie haben sich aber durchgebissen und besitzen jetzt einen goldenen Abwasserkanal und ein Zwischennutzungs-Café, wie Laim es noch nie gesehen hat: Bunte Graffitis von Matthias Mross und Lion Fleischmann, Oma Geschirr, Container und eine Station, an der ihr euch Kaffeesatz für eure Pflanzen mitnehmen könnt (Nachhaltigkeit yeah!).
Eine Zwischennutzung, wie sie Laim noch nie gesehen hat
Mit Hilfe von Freund*innen, Familie und dem Laimer Handballverein (ja, die beiden sind ur-echte, tief im Viertel verwurzelte Laimer*innen) wurden aus einem riesengroßen Baum Sitzgelegenheiten, Blumenkästen, Fahrradständer und sogar eine Holzeisenbahn für Kinder gebaut. Dazu gibt's einen Container-Salon, in dem ihr bei schlechtem Wetter auf gemütlichen Retro-Sofas sitzen und Bilder des alten Laims bewundern könnt. Und dann wurde natürlich fleißig am Bauwagen gewerkelt, aus dessen Fenster heraus Alexa und Laura Kaffee, wechselnde Kuchen, kalte Getränke und Tapas im Schraubglas verkaufen.
Bei den Tapas, call it Brotzeitbrettl, haben die beiden eine bunte Mischung im Angebot: Käse, Oliven, Grissini, Nudelsalat, Obazda, Breze und so weiter. Außerdem: Feine Kuchen und im Herbst gibt es täglich wechselnde Suppen und Eintöpfe.
Das Café Steinchen, Alexa, Laura und Laim überhaupt zeigen uns mal wieder, dass das Innenstädter Bermuda-Dreieck aus Matcha-Latte und Acai-Bowl eben nicht alles ist, was München ausmacht.
Weil wir aber in Laim sind und ein paar Schampus-Bläschen den Laden nicht abheben lassen, gibt es auch ein Weißwurstfrühstück! Die Weißwürste bekommt ihr in Retro-Teekannen serviert (diesen subkulturigen Touch lieben wir natürlich sehr). Und was im urigen Laim nicht fehlen darf ist eine kleine, aber feine Schnapsauswahl. Egal ob zu Kaffee und Kuchen, für den ersten kühlen Wein an einem warmen Tag, Feierabendbier und gute Snacks oder zum fulminanten, bayerischen Frühstück: Die Fahrt nach Laim lohnt sich (spätestens jetzt) immer. Und das Beste ist, dass ihr bei der Größe des Café Steinchens immer gute Chancen habt einen Platz zu finden, bei dem ihr euren Tischnachbarn nicht unangenehm eng auf der Pelle sitzt.
Das Café Steinchen, Alexa, Laura und Laim überhaupt zeigen uns mal wieder, dass es auch die ganzen Viertel drumherum sind, die München ausmachen. Auch wenn sie uns auf den ersten Blick manchmal so fremd vorkommen, als wären wir tatsächlich raus aufs Land gefahren.
Ihr könnt das Café Steinchen übrigens auch mieten! Den hinteren Teil des Gartens für circa 30 bis 40 Personen, mietet ihr den ganzen Bereich könnt ihr mit 80 Sitzplätzen und maximal 100 Personen feiern. Schreibt dazu am besten eine E-Mail an: [email protected].
Besonders schön ist das Café Steinchen im Herbst. Also nehmt diesen Herbst und Advent 2025 unbedingt noch mit, denn danach zieht das Steinchen um – nach Sendling an den Luise-Kiesselbach-Platz nach Sendling.
Café Steinchen | Agnes-Bernauer-Str. 77, 80687 München | Mehr Info
Wir wurden von Alexa und Laura eingeladen, das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.