Café, Atelier & verwunschene Terrasse: Das Mokka im Schlachthofviertel
Das Schlachthofviertel ist vermutlich eines der kleinsten Viertel Münchens – trotzdem braucht man manchmal eine Weile, bis man hier die Goldstücke entdeckt! Da gibt es zum Beispiel das Café Mokka in der Fleischerstraße, an dem wir schon so oft vorbeigelaufen sind, aber erst letzte Woche reingeschaut haben.
Ganz versteckt liegt es in einer ruhigen Seitenstraße, malerisch bewachsen von grünen Weinblättern. Die ranken sich vom Gartenzaun bis an die lachsfarben-leuchtende Fassade und von dort aus weiter bis auf eine Markise, auf der "Hilde Polz Modestudio" zu lesen ist. Das kleine Café ist nämlich nicht nur ein Ort zum in der Sonne sitzen und Kaffee trinken, sondern auch das Atelier der Münchner Modedesignerin Hilde Polz.
Alles in allem sieht das Café so verwunschen aus, dass man sich unwillkürlich fragt, ob man auf dieser hübschen, kleinen Terrasse wirklich sitzen darf – aber man darf! Denn seit letztem Jahr im April hat die Modedesignerin ihr Café im Atelier wiedereröffnet. Wir haben euch 2018 schon mal von dem schönen Café berichtet, damals wurde es noch von einer Freundin geleitet. Inzwischen hat Hilde das Café übernommen, renoviert und das Konzept umgestellt. Wenn Hilde von ihrem Leben erzählt, dann erzählt sie vor allem vom nie aufgeben und neugierig auf Neues sein. Das kommt ihr jetzt zugute, denn in der Modebranche geht momentan noch weniger als in der Gastro-Szene. Sie nutzt die aktuelle Lage daher, um neue Rezepte zu entwickeln und tolles Take Away Essen für uns zu kochen!
Kaffee, Drinks & Suppen: selbstgemacht und regional
Mittlerweile bietet Hilde in ihrem Café (neben super Kaffee) ausgefallene Cocktails an. Die tragen Namen wie Isarflimmern, Romeo and Juliet oder Black Walnut, der mit eingelegten Walnüssen garniert wird. Alle Rezepte für die Cocktails entwickelt sie selbst, genau wie für ihre Suppen, Currys und Eintöpfe. Ihre Gerichte bietet Hilde in schönen Einweckgläsern als Take Away ab 7,90 Euro an, dazu kommen zwei Euro für den Pfand der Gläser.
Zur Auswahl stehen immer vegetarische und vegane Optionen, momentan gibt es aber auch eine Fischsuppe zum Mitnehmen. Bei der bekommt ihr den tiefgekühlten Fisch separat zur Suppe, damit ihr das Gericht so frisch wie möglich zuhause essen könnt. Hilde legt bei ihren hausgemachten Gerichten besonders viel Wert auf regionale Produkte und kann zu allem, das in der kleinen Küche steht, eine Geschichte erzählen.
Da ist der Iris Dry Gin aus dem Schwarzwald, für den der Großvater der Brennerin Iris Krader noch selbst die schönen roten Bommel herstellt. Von Iris Krader sind auch die Weine, die es im Mokka zu trinken und zu kaufen gibt. Das kleine Weingut stellt in Familiengeneration seit fast hundert Jahren Weine und Spirituosen her. Jedes Jahr gibt es eine kleine Auswahl an Weinen wie dem Blanc de Noir, oder dem Gutedel, die ihr dann im Café Mokka kaufen könnt.
Der Kaffee stammt von der Rösterei Finca don Leo in Jedenhofen. Es gibt ihn in München nur im Café Mokka zu kaufen. Die Kaffeesomelière Laura Campollo de Reischl ist auf einer Kaffeeplantage in Guatemala aufgewachsen und hat später einen Bauern aus der Nähe von München geheiratet. Gemeinsam haben sie die Rösterei mit Kaffeebohnen aus der guatemaltekischen Region Fraijanes aufgemacht, erzählt Hilde.
Alles nachhaltig, alles schön
Nachhaltigkeit ist der rote Faden, der sich durch ihre Projekte zieht. Während sie im Café regionale Produkte und ausschließlich Säfte von Bauern aus der Region anbietet, experimentiert sie im Atelier gerade mit Stoffen von House of U, die aus recyceltem Polyester, beziehungsweise recycelten Plastikflaschen hergestellt werden. Dieser Stoff wird auch rPET genannt und ist ein großer Schritt in Richtung von umweltbewusster Mode. Hilde designt die Muster selbst und lässt sie dann auf schöne Stoffe drucken, woraus einzigartige Kreation entstehen. Hilde ist natürlich nicht nur was ihre Stoffe angeht am Puls der Zeit: Sie stellt auch Masken her. Weiße bekommt ihr für 12 Euro, bunte für 15 Euro.
Wenn man Hilde fragt, wie sie darauf gekommen ist ein Atelier und dann ein Café zu eröffnen, muss sie weit ausholen. Sie erzählt uns von den 80er Jahren, in denen sie Architektur an der TU studieren will, aber ihre Ideen von Bäumen in Gebäuden und Wiesen auf Dächern gar nicht gut ankommen. "Es ist gscheider, Madln, ihr geht's hoam und lernt's kochen." – soll einer der Professoren zu ihr und den einzigen anderen vier Studentinnen gesagt haben. Dass sie das jetzt in ihrem eigenen Café tut und im Münchner Osten eine Schafherde auf einem Hochhausdach lebt, hätte er wohl nicht für möglich gehalten.
Nachdem sie einiges ausprobiert hat, entscheidet sich Hilde Modedesignerin zu werden. Sie leiht sich Omas Nähmaschine aus und meldet sich kurzentschlossen bei Müller&Sohn in München für den Kurs "Schnittkonstruktionen" an. Sie wird mit ihren Designs erfolgreich, verkauft an Boutiquen in ganz München. Bis 1995, als die ersten großen Modeketten nach München kommen und sich hochwertige Kleidung kaum noch verkaufen lässt. Sie beschließt ihr Atelier für Kund*innen zu öffnen und direkt an sie zu verkaufen. Bis heute versorgt Hilde sie mit hochwertiger Business Kleidung oder schönen Teilen für Festlichkeiten.
Ich habe mir gedacht, ich war so lange und beständig bei einer Sache, ich kann mir das jetzt gönnen etwas ganz Neues zu machen.
Die Idee mit dem Café kam ihr, weil sie gerne etwas Neues ausprobieren und ihr Atelier lebendiger gestalten wollte. "Ich habe mir gedacht, ich war so lange und beständig bei einer Sache, ich kann mir das jetzt gönnen etwas ganz Neues zu machen." Wenn ihr heute jemand sagt, sie hätte in der aktuellen Lage Glück gehabt vor ein paar Jahren diese Entscheidung getroffen und jetzt ein zweites Standbein zu haben, widerspricht sie gerne – "Das war kein Glück. Für so einen Schritt ist immer eine gute Portion Wille und Mut nötig."
Wenn ihr also das nächste mal im Schlachthofviertel unterwegs seid, dann schaut im Café Mokka vorbei, gönnt euch einen ausgefallenen Drink oder einen Kaffee und genießt die Ruhe auf der schönen Terrasse. Oder macht es euch drinnen gemütlich, mit Blick auf das Atelier und die Designs. Lasst euch etwas über nachhaltige Mode und regionale Produkte erzählen, denn es gibt im Café Mokka so viel Spannendes zu erfahren! Dann nehmt euch am besten noch ein veganes Gulasch aus Seitan mit nach Hause und gönnt euch ein leckeres Abendessen, denn dann hat sich der Besuch schon dreimal gelohnt.
Unbedingt probieren // Den Black Walnut-Drink mit den eingelegten Walnüssen und eine der Köstlichkeiten im Glas – die Trüffelcreme ist übrigens auch ganz vorzüglich!
Vegetarisch // Es gibt immer vegetarische und vegane Suppen, Eintöpfe oder Currys im Glas als Take Away.
Mit wem gehst du hin // Mit Freund*innen für einen schönen Nachmittag mit guten Getränken oder um dir mittags schnell etwas Leckeres zu holen.
Preise // Suppen, Currys & Gulasch im Glas gibt's von 7,90 bis 12,90 Euro, Spritz ab 5,90 Euro, Cocktails ab 8,90 Euro und Cappuccino für 3,20 Euro.
Besonderheit des Ladens // Die wunderschöne, ruhige Terrasse, die ausgefallenen Rezepte für Drinks und Essen und natürlich, dass hier Atelier auf Café trifft!
Café Mokka | Schmellerstraße 13, 80337 München | Montag – Freitag: 09.00–18.00 Uhr | Das Café Mokka könnt ihr übrigens auch mieten und ein Catering von Hilde bekommen: Natürlich erst wieder, wenn die Corona-Beschränkungen aufgehoben wurden. | Mehr Infos
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