Palmen statt Wiesn & Riesenrad am Königsplatz: Der Sommer in der Stadt
"Aba d'Wiesn geht si zam, oda?" – Mitte April prangte diese Frage in großen Lettern an der Eisenbahnbrücke an der Poccistraße. Nur eine Woche später war auch der letzte Funken Hoffnung erloschen und klar: Die Wiesn geht si 2020 ned zam. Da ging natürlich ein Raunen durch alle Gesellschaftsschichten und während sich Schausteller*innen bis heute nicht von dem Schock erholen konnten, haben wir uns als Otto-Normal-Wiesngänger*innen schnell damit abgefunden, dass die Theresienwiese heuer kein Ort fürs Sauf-Spektakel sein wird.
Spiel, Spaß und Sport statt Sauf-Spektakel
Kaum war das klar, kam natürlich die Frage auf: Ja, was denn dann? Immerhin 42 Hektar misst die Wiesn, die normalerweise zwischen Juli und Mitte Oktober für das größte Volksfest der Welt reserviert ist. Ideen gab es genug. Sogar wir haben uns gleich mal 11 skurrile Nutzungsmöglichkeiten ausgedacht: Von der Wasserrutsche, über die FKK-Wiesn, eine Dackel-Rennbahn bis zum Monaco Franze Memorial Park. Ernstzunehmende Konzepte kamen von verschiedenen Kulturbetrieben, die teils kommerzielle, teils alternative Richtungen einschlugen. Das letzte Wort liegt und lag aber bis zum Ende bei der Stadt und den Bezirksausschüssen, die sich nun einstimmig auf das Projekt "Sommer in der Stadt" einigen konnten.
'S wieder Sommer!
Der viel besungene Sommer in der Stadt ist in München ja eigentlich schon immer etwas Besonderes – nun bekommt er aber noch mal eine andere Dimension. Weil eben kein großes zentrales Volksfest stattfinden kann, verteilt sich das Vergnügen auf mehrere öffentliche Plätze. Ganz vorne mit dabei der Olympiapark, in dem vor allem Familien auf ihre Kosten kommen werden. Der verwandelt sich nämlich mehr oder weniger in einen kleinen Freizeitpark mit Markständen, Gastronomien und Fahrgeschäften wie einer Wildwasserbahn, Autoscooter und einem Riesenrad. Im Stadion wird eine Sommerbühne aufgebaut, auf der Konzerte, Shows und einige andere Events geplant sind.
Auf der Theresienwiese wiederum wird es viel Raum für sportliche Aktivitäten geben. Frei zugängliche Tennisfelder, Basketballkörbe, Skatepark und sogar eine mobile Boulderwand sind am Start. Was bereits da ist: Ein kleiner Sandstrand mit Palmen, die Schatten spenden. Für den sind die wunderbaren Menschen von Green City e.V. verantwortlich und bis Freitag, den 10. Juli wird noch fleißig geschaufelt und Liegestühle aufgebaut.
Dazu kommt die Aktion "Kunst im Quadrat", die mit Musik, Performances, Tanz, Film, Diskussionen, Theater und mehr dafür sorgen will, dass die Kulturschaffenden der Stadt endlich wieder mehr Sichtbarkeit bekommen. Initiiert haben das unkommerzielle Kulturprojekt die Macher*innen des Kösk im Westend und der Glockenbachwerkstatt. Geplant ist ein 50 mal 50 Meter großes Quadrat voller Kunst und Kultur.
Viele kleine Feten statt einem großen Volksfest
Ein weiterer Programmpunkt, den wir uns allerdings noch nicht so ganz vorstellen können, ist ein Riesenrad auf dem Königsplatz. Dort sollen aber auch verschiedene Schausteller*innen Platz finden. Angedacht als Sommer in der Stadt-Locations, aber noch nicht konkret sind außerdem der Platz vorm Friedensengel, das Werksviertel, der Wittelsbacherplatz, der Weißenburger Platz, der Schneckenplatz am Bavariapark und einige mehr – ausführliche Infos und regelmäßige Updates findet ihr bei muenchen.de.
Viel zu tun, also und irgendwie auch ein bisschen Therapieprogramm, um über den Verlust der Wiesn 2020 hinwegzukommen. Wenn die vielen Ablenkungsmanöver aber doch nicht helfen und uns die Sehnsucht nach großen Bierkrügen überkommt, dann halten wir es mit der Spider Murphy Gang und löschen unseren (Sonnen-)Brand einfach mit einer Mass in der Waldwirtschaft!