Maschinenhaus Schwabing: Junge Kunst zwischen alten Heizkesseln

© Nina Vogl

"Ohne uns wird's still." Manchmal braucht es nur viereinhalb Worte, um das gesamte Ausmaß einer unglücklichen Situation zu verstehen. Dass vor allem Kunst und Kultur in den Monaten der Corona-Pandemie gelitten haben, ist keine Neuigkeit. An Normalbetrieb ist in den meisten Kunststätten noch immer nicht zu denken, doch das Schöne ist: Kunst ist wandelbar, ist fluide und findet irgendwie immer ans Licht. Ein bisschen wie Pflanzen auch durch Beton sprießen und sich Wasser seinen Weg durch Berge bahnt. So auch in der neuesten Zwischennutzung der Stadt, dem Maschinenhaus Schwabing.

Kunst im ehemaligen Kesselhaus

Die Stille nach außen muss nicht Stillstand nach innen bedeuten. Das beste Beispiel dafür findet sich aktuell in direkter Nachbarschaft zum Schwabinger Krankenhaus. Hier hat sich in den letzten Wochen und Monaten ein stillgelegtes Kesselhaus in ein florierendes Zuhause für Münchens junge Kunst verwandelt. Maschinenhaus heißt das Projekt und dahinter steckt das Kollektiv broke.today, das bereits mit der ein oder anderen künstlerischen Zwischennutzung auf sich aufmerksam gemacht hat. Doch die neue Location übersteigt dann doch alles, was sie bisher so auf die Beine gestellt haben.

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Freigelegte Ziegel, riesige – teils eingeschlagene – Sprossenfenster, hohe Holzwände, die als Leinwände dienen und eine überdimensionale Metalltür, vor der das Schild mit der Aufschrift "Maschinenhaus" prangt. In einer Stadt, in der es vermeintlich keinen Platz gibt, rutscht uns beim Anblick des alten Versorgungsgebäudes erstmal ein "Boah, oida!" raus. Drinnen wird die Wortwahl dann noch expliziter, denn was die Künstler*innen von broke.today hier zwischen riesigen Dampfkesseln, alten Pumpen, Rohren und in verwinkelten Räumen schon gezaubert haben, ist ganz einfach beeindruckend.

4000 Quadratmeter für Kunst, die in keinen Rahmen passt

Dabei machen viele von ihnen Kunst, die sich eigentlich gar nicht in ein Gebäude, geschweige denn einen Bilderrahmen, pressen lässt. Doch auf fast 4000 Quadratmetern geht dann doch einiges und man kann beim Besuch nicht nur Farben, Lack und Sprühdosen riechen, sondern irgendwie auch spüren, wie die Ideen der Künstler*innen durch den riesigen Raum schießen. Möglich wurde die Zwischennutzung dank der Vermittlung durch das Team von "Mucbook Clubhaus", die den Kontakt zwischen dem Projektentwickler Ehret + Klein und dem Künstler*innenkollektiv herstellten. Ehret + Klein plant, das Gebäude ab 2022 umzubauen und für Gastro- und Büroflächen nutzbar zu machen. Doch bis dahin erstmal Kunst.

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Eröffnung unter strengen Auflagen

Während im Maschinenhaus die Kessel also still liegen, arbeiten dafür junge Künstler*innen unter Hochdruck und mit Volldampf. Nicht nur an ihrer eigenen Kunst, sondern auch daran, dass diese für andere erlebbar wird. Leicht ist das nicht bei all den Vorschriften, die nicht nur Corona mit sich bringt. So war bis vor Kurzem nicht klar, ob sie überhaupt externe Besucher*innen in ihren heiligen Hallen empfangen dürfen. Nun ist es unter strengen Auflagen ab dem 7. August 2021 möglich. Auf der Website von broke.today könnt ihr euch für das Eröffnungswochenende für die Gästeliste und einen bestimmten Zeitslot eintragen lassen.

Ein einzelner Besuch wird aber vermutlich nicht reichen, denn das Maschinenhaus verändert sich im Minutentakt. Ständig wird es hier neue Bilder, Graffiti, Installationen und mehr zu sehen geben. Wenn alles gut läuft, kommen Workshops für Jugendliche dazu und wer ein Stück junger Münchner Kunst mit nach Hause nehmen will, sollte den Kunst Kiosk nicht auslassen. Besonders schön: Das Maschinenhaus soll auch all jenen offen stehen, die Lust haben ihre eigene Kunst einzubringen oder einfach ein bisschen zu sprayen – so ist alles möglich, außer Stille.

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Maschinenhaus Schwabing | Mildred-Scheel-Bogen 15, 80804 München | Mehr Info

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