11 Theaterstücke, die ihr im Januar und Februar 2022 anschauen solltet

Neues Jahr, neuer Spielplan! Zumindest, wenn man nach dem Corona-Kalender geht, denn der hat dem ursprünglichen Saisonauftakt im Herbst ja einige Striche durch die Planung gemacht. Manche Theater hatten im Dezember komplett geschlossen, andere Häuser haben rausgeholt, was eben möglich war. Wir sind für die ersten beiden Monate dieses frischgeschlüpften Jahres einfach mal ganz optimistisch und schicken euch in 11 Theaterstücke, die hoffentlich mehr oder weniger nach Programmheft passieren.

Kammerspiele

1. TOUCH

Touch
© Kammerspiele

"Alles blieb immer gleich, auch wenn sich täglich alles änderte." Falk Richter und die Choreografin Anouk van Dijk denken in "TOUCH" gemeinsam mit ihrem Ensemble in einer sehr persönlichen Stückentwicklung zwischen Tanz und Schauspiel über eine Phase des tiefgreifenden Umbruchs nach.

Termine: 11. und 12. Januar, 8. und 9. Februar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 25 Euro

2. Heidi weint – Eine Gefühlsversammlung

Heidi weint
© Judith Buss

Wer ein bisschen im Reality-Show-Game steckt, weiß, dass uns der Februar seit mittlerweile 17 Jahren eine neue Staffel "Germany's Next Topmodel" beschert. Eine Sendung, über die sich gut und gerne streiten lässt. Die Autor*innen Dennis Seidel und Julia Weber antworten mit ihren Texten in "Heidi weint" auf die Show und hinterfragen dabei grundlegend, was uns hier Jahr für Jahr im Fernsehen symbolisiert wird. Ihr Darsteller*innen stottern, singen und tanzen – und zerbrechen damit die scheinheilige Perfektion, die uns Heidi Klum so gekonnt verkauft.

Termine: 12. und 13. Januar, 21. und 22. Februar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 10 Euro

3. Like Lovers Do (Memoiren der Medusa)

Like Lovers Do
© Krafft Angerer

Medusa, das Inzestkind von zwei Meereswesen, wird vom Meeresgott Poseidon in Athenes Tempel verführt und vergewaltigt. Athene ist erzürnt und verwandelt Medusa in eine geflügelte Gestalt mit Schlangenhaaren, deren Anblick alle zu Stein erstarren lässt. Nicht wenige Männer begeben sich auf die Reise, um ihr den Kopf abzuschlagen und sich dessen Macht anzueignen. Sivan Ben Yishais Text "Like Lovers Do" ist eine moderne Vermessung des patriarchalen Geschlechtermodells als kultur- und epochenübergreifendes Gewaltsystem, das sich durch Duldung und Unterstützung reproduziert.

Triggerwarnung: Der Text enthält viele Schilderungen von sexualisierten Gewalthandlungen, die belastend und re-traumatisierend wirken können.

Termine: 18. und 27. Januar, 18. und 22. Februar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 25 Euro

Teamtheater

4. Der kaukasische Kreidekreis

Der kaukasische Kreidekreis
© Teamtheater

"Der Kaukasische Kreidekreis“ stellt mit den Mitteln des epischen Theaters die so simple wie komplexe Frage, wem die Welt gehören sollte. Bertolt Brechts Antwort ist uns allen klar, und dennoch klingt sie immer noch wie Nitroglycerin in den Ohren der Saturierten und Mächtigen: „Denen, die für sie gut sind.“ Das Stück handelt von Opfern, Liebe, Korruption und Chaos – ein bisschen Aufregung zum Start ins Jahr hat noch nie geschadet. Zumindest auf der Bühne.

Termine: 13. bis 15., 20. bis 21. Januar 2022: 19.30 Uhr

Tickets: 25 Euro

Hoch X

5. The Heat (Ghost Riders in the Sky)

The Heat
© Gunnar Seidel

Zwei Skelette betreten die Bühne, ein Clown schmiedet hämisch lachend Pläne, Dieter versucht mit seinem Drachenflieger über die Grenze zu machen, Macario nimmt Anlauf und in den Nachrichten berichten sie, dass Trump Präsident geworden ist. Es ist 1961 oder 1989, 2016 oder heute.

Für "The Heat" reiste das Kollektiv Pandora Pop im Sommer 2018 an die amerikanisch-mexikanische Grenzmauer bei San Diego / Tjiuana. Geprägt von einer Kindheit im Angesicht des Eisernen Vorhangs, recherchierten sie gemeinsam mit Aktivist*innen von beiden Seiten, sprachen mit Grenzbeamten, der NGO "Dignity not Despair", einer Ordensschwester in Tijuana und „San Diegans for Secure Borders“.

Termine: 14. und 15. Januar: 20.00 Uhr, 16. Januar 2022: 19.00 Uhr

Tickets: 1o bis 18 Euro

UTOPIA

6. Terminal Beach

Moritz Ostruschnjak / Terminal Beach
© Jubal Battisti

Wir leben nicht nur in einer Geistergeschichte aus Bits und Bytes, wir haben auch unser Zuhause, die Orientierung verloren und stolpern desorientiert in einer Gegenwart herum, für die uns die Navigationshilfe fehlt. Soweit die Ausgangssituation der Tanzperformance "Terminal Beach" von Moritz Ostruschnjak. In der großen Halle des UTOPIA lassen sechs Tänzer*innen ein dystopisches Bild unserer Sprachlosigkeit gegenüber kommenden Zeiten entstehen, in dem der tanzende Körper in der Weite des Raums im Fokus steht.

Termine: 14. und 15. Januar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 10 bis 15 Euro

Gärtnerplatztheater

7. La Strada

La Strada
© Marie-Laure Briane

Zampanò, ein grobschlächtiger Schausteller, zieht zusammen mit seiner mittellosen Assistentin Gelsomina, die er wie eine Sklavin behandelt, quer durchs ganze Land. Als Gelsomina eines Tages den wagemutigen Seiltänzer Matto kennenlernt und sich die beiden weiter annähern, kommt es zwischen Zampanò, Gelsomina und Matto zu einem folgenreichen Streit. Eine spannungsgeladene Dreiecksbeziehung bildet den dramatischen Mittelpunkt von Federico Fellinis Filmklassiker "La Strada", den der Komponist Nino Rota ein Jahrzehnt später zur Ballettsuite umarbeitete.

Termine: 21. und 28. Januar 2022: 19.30 Uhr

Tickets: 10 bis 56 Euro

Pathos

8. Die Brieffreundschaft

Die Brieffreundschaft
© Paula Reissig

"Die Brieffreundschaft" ist eine Theaterperformance, die aus dem Schriftwechsel zwischen inhaftierten Frauen und dem österreichischen Theaterkollektiv Markus&Markus entsprungen ist.

Penthesilea, Judith, Klytaimnestra, Medea, Lady Macbeth. Abend für Abend lassen wir uns in unserem Alltag von ihren Gewalttaten berieseln und erfreuen uns an Mord und Totschlag. Wären sie nicht in Reclamheften gefangen, sie wären es wohl im Gefängnis. Genau dort hat das Kollektiv die ganz realen Protagonistinnen des Abends aufgespürt und begonnen, ihnen Briefe zu schreiben. Entstanden sind Brieffreundschaften zu Frauen, die wegen Mordes verurteilt wurden.

Termine: 20. und 21. Januar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 10 bis 17 Euro

Marstall

9. Die Unerhörten

Die Unerhörten Residenztheater Dezember 2021
© Sandra Then

Autoren wie Ovid oder Euripides formulierten für die Nachwelt Deutungen, die vor allem männlich geprägt sind. Deutungen, die Frauenfiguren wie Echo, Medea, Kassandra, Medusa, Philomela und Penelope bis heute anhaften. In Elsa-Sophie Jachs "Die Unerhörten" emanzipieren sie sich nun von den kanonisch gewordenen Versionen ihrer Erzählungen. Und wir wollen bitte mehr Stücke dieser Art im kommenden Theaterjahr!

Termine: 23. Januar: 19.00 Uhr, 24. und 28. Januar sowie 17., 18. und 2. Februar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 24 Euro

10. Der Drang

Der Drang
© Birgit Hupfeld

Franz Xaver Kroetz' Stücke sind immer beides: Skandal und normal. Sie erzählen vom Volk und seinen Abgründen, also eigentlich dem ganz normalen Leben. So auch im Volksstück "Der Drang", das in der Urfassung bereits 1975 als Sexualkomödie für Furore sorgte. Kroetz erzählt aus dem Leben des Friedhofsgärtnerpaars Hilde und Otto, bei denen es im Bett so frustrierend ist wie beim Kranzbinden für die Beerdigungen. In die triste Idylle kommt Fritz, Hildes Bruder. Er saß wegen Exhibitionismus im Gefängnis, hat sadistische Neigungen, die er jetzt mit Pillen zu unterdrücken sucht. Es entspinnt sich ein wilder Mix aus Gelüsten aller Art – sowohl sexueller als auch mörderischer Natur.

Termine: 11., 16., 23. und 28. Februar 2022: 20.00 Uhr

Tickets: 28 Euro

Hoftheater

11. Latraviata

Latriviata
© Doris M. Würgert

"Lass dich eropern!" lautet das Motto dieses wirklich besonderen Theaterabends. LaTriviata ist Deutschlands erstes und einziges Ensemble für improvisiertes Musiktheater. Jede Vorstellung ist eine Welturaufführung, eine Premiere und Sondervorstellung zugleich. Hier wird es dramatisch, skurril, absurd oder irrwitzig komisch.

Die Kunst der Improvisation spielte in der klassischen Musik eine große Rolle, ist heute aber in diesem Zusammenhang fast vergessen worden. Das Publikum gibt Themen vor, die das Ensemble aufgreift und bearbeitet. Dabei bedienen sich die Sänger*innen und der Pianist aller musikalischer und dramaturgischer Mittel, die die Oper zu bieten hat – von Rezitativ, Arie und Duett bis hin zu ganzen Chören.

Termine: 4. Februar 2022: 19.30 Uhr

Tickets: 23 bis 28 Euro

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